Suzannah und der Bodyguard
Toilette zu nehmen.
Sie strich sich das Kostüm glatt und schalt sich selbst, dass ihre Fantasie mir ihr durchging, dass ihr hier gewiss niemand auflauerte, um sie zu überfallen. Doch so sehr sie sich auch bemühte, sich zusammenzureißen, sie brachte es einfach nicht fertig, die Tür der Kabine zu öffnen. Sie schämte sich für ihre Angst, konnte das Gefühl jedoch nicht unterdrücken, und entschloss sich daher, einfach zu warten, bis die andere Person die Toilette wieder verlassen hatte.
Dann war da plötzlich eine Hand oben an der Tür ihrer Kabine. Sie stieß einen Schrei aus, eine spontane Reaktion, die sie nicht verhindern konnte. Doch er versuchte weder, die Tür aufzutreten, noch sie aufzureißen oder sonst eines der dramatischen Dinge, die ihr durch den Kopf schossen. Stattdessen hielt er einfach die Tür fest, als wollte er sie dort gefangen halten, um ihr bewusst zu machen, dass er sie in die Enge getrieben hatte und sie ihm ausgeliefert war.
„Wer sind Sie? Warum tun Sie das?“, schrie sie.
„Weil du mir etwas schuldig bist.“ Die Antwort kam als heiseres Krächzen. „Weil ich möchte, dass du leidest, wie ich gelitten habe.“
Sie war ihm etwas schuldig? Was hatte das zu bedeuten? Wenn sie nur den Alarm mitgenommen hätte. Der hatte ihn schon einmal in die Flucht geschlagen. Sie blinzelte. Vielleicht würde das wieder gelingen.
„Ich löse gleich meinen Alarm aus!“
„Netter Versuch, aber ich weiß, dass du ihn draußen gelassen hast.“
Oh Mist. Er hatte sie beobachtet! „Ich schreie.“
„Und ob du das tun wirst.“ In der Stimme lag echte Freude, keine Angst. „Aber ich wette, dass dich angesichts der lauten Klimaanlage hier niemand hören wird. Und ich habe auch nicht viele Frauen gesehen, die uns hier drin eventuell stören könnten.“
Großer Gott, er hatte recht. Würde sie hier drinnen sterben?
Oder versuchte er nur, sie noch mehr einzuschüchtern?
Und um Himmels Willen, er trug Latex-Handschuhe.
Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Eine Waffe. Sie brauchte eine Waffe. Schnell durchsuchte sie die Taschen ihres leichten Kostüms. Ja! Ein Kugelschreiber, den sie in Gedanken eingesteckt und vergessen hatte.
Bevor sie es sich noch anders überlegen konnte, zog sie den Kugelschreiber aus der Tasche, hob den Arm und rammte ihm die Stiftspitze so tief sie konnte in den Handrücken. Vor Schmerz und vor Wut heulte er auf. Wilde Flüche ausstoßend, riss er seine Hand zurück. Sie konnte hören, wie er eine Reihe Papiertaschentücher aus dem Spender zog.
„Es ist noch nicht vorbei, Miststück.“
Dann öffnete sich die Tür und fiel hinter ihm wieder zu.
Ein paar Herzschläge lang war sie noch in der Kabine geblieben und hatte abgewartet, bis ihre Beine sie wieder trugen. Dann hatte sie die Tür geöffnet und die Kabine verlassen. Das Herz hatte ihr gegen die Rippen gehämmert, als sie die Tür zum Flur geöffnet und einen Blick nach draußen riskiert hatte. Der Korridor lag in beiden Richtungen verlassen da. Sie hatte einen tiefen Atemzug genommen und war direkt ins Büro des Archivs gerannt.
Und jetzt war sie hier.
Quigg stieß ein Wort aus, das ihm normalerweise nur als Fluch über die Lippen kam, doch jetzt hörte es sich mehr wie ein Gebet an. Er nahm ihre Hand und drückte sie. Sie spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen.
„Okay, ich hätte ein paar Fragen, wenn Sie sich dem gewachsen fühlen“, sagte Ray. Sie wandte sich ihm zu und nickte, während Quigg beruhigend ihre eiskalten Finger drückte. „Natürlich.“
„Haben Sie den Kerl selbst gesehen oder nur seine Hand?“
„Nur die Hand.“
„Wie sah sie aus?“
„Durch den Latex-Handschuh? Sauber, denke ich. Gerade Finger. Ich hatte den Eindruck, die Nägel seien vielleicht etwas zu lang. Als würde er ab und an zur Maniküre gehen.“ Sie sah, dass er sich etwas notierte, was ihm offenbar aufgefallen war.
„Hellhäutig?“
„Ich denk schon, aber der Latex-Handschuh kann natürlich täuschen.“
„Wie groß war er schätzungsweise?“
„Nicht besonders groß. Zumindest nicht so groß, dass ich seinen Kopf über dem Rand der Kabinentür hätte sehen können, als er sie mit der Hand festhielt.“ Als die Erinnerung an den Augenblick zurückkam, verkrampften sich ihre Finger in Quiggs Hand, und er drückte sie beruhigend. „Ich weiß natürlich nicht, wie weit weg von der Tür er gestanden oder ob er sich gebückt hat …“
„Das ist okay. Wir finden das heraus.“ Ray kritzelte etwas in
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