Suzannah und der Bodyguard
hatte es funktioniert. Sie sollte dankbar sein, ihm nie gesagt zu haben, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Zufrieden damit, dass er nie erfahren würde, wie sehr sein Verrat sie verletzt hatte.
Doch sie fühlte sich einfach nur elend.
Bandy neben ihr begann zu knurren. Sie nahm die Kompresse von ihrem Gesicht und lauschte. Neben dem tiefen, kehligen Knurren des Hunds hörte sie ein leises Klopfen an ihrer Haustür.
„Ruhig, Bandy. Das ist vermutlich Vince.“ Der Hund blieb auf der Couch liegen, während sie zur Tür ging. Mit einem Blick durch den Türspion stellte sie fest, dass es sich nicht um ihren Partner handelte. Sondern um Renee LeRoy! Suzannah zuckte zurück und presste dann erneut ihr Auge auf den Spion. Da stand tatsächlich die von ihr so wenig geliebte Reporterin und sah ziemlich verstört aus.
Ein weiteres Klopfen an der Tür.
Mit einem Seufzer drehte Suzannah am Türknauf und öffnete sie so weit, wie die Sicherheitskette das zuließ.
„Renee? Was machen Sie denn hier?“
Verlegen und mit der gekrümmten Haltung einer Frau, die am liebsten im Erdboden versinken würde, stand Renee vor ihrer Tür und sah sich ängstlich um. „Ich muss mit Ihnen reden.“
„Ich gebe zu Hause keine Interviews. Niemals.“
„Es geht nicht um ein Interview.“
Natürlich. Die zusammengekrümmte, ängstliche Haltung verriet alles. Häusliche Gewalt.
„Ich empfange auch keine Mandanten bei mir zu Hause“, sagte sie. Was absolut der Wahrheit entsprach, und sie würde auch jetzt keine Ausnahme machen. Schon gar nicht, wo sie sich wie ein Wrack fühlte und auch so aussah. Und erst recht nicht für eine Frau, die aus ihrer Abneigung gegen Suzannah und ihresgleichen nie einen Hehl gemacht hatte. „Hören Sie zu. Rufen Sie mich gleich morgen im Büro an, und ich verspreche, ich werde mir Zeit für Sie nehmen …“
„Nein! Es muss jetzt sein. Bitte. Es ist wichtig.“
Ein weiterer ängstlicher Blick die Straße hinunter, die, soweit Suzannah sehen konnte, vollkommen leer war. Fürchtete sich diese Amazone etwa vor einem Mann? Vor jemandem, der ihr auf Schritt und Tritt folgte, so wie Geoffrey Mann hinter Suzannah her gewesen war?
Sie wurde schwach. „Okay.“
Suzannah hakte die Türkette aus und öffnete die Tür, um Renee hereinzulassen. Nachdem sie die Tür wieder hinter ihr geschlossen hatte und sich zu ihrer Besucherin umdrehte, blickte sie in die Mündung einer kleinen Pistole. Ihr Herz begann zu rasen. Klasse. Eine Verrückte. Welche Überraschungen der Tag wohl noch für sie bereit hielt?
„Ganz ruhig, Renee.“ Beschwichtigend hob sie eine Hand. „Was auch immer das Problem ist, ich bin sicher, wir können es lösen.“
„Schließen Sie die Tür ab.“
Renees Stimmte klang dabei um einige Oktaven tiefer. Der Schock musste Suzannah ins Gesicht geschrieben stehen, denn Renee zog sich die Perücke mit dem lockigen, rötlich braunen Haar vom Kopf. Darunter kamen kurze schwarze Haare zum Vorschein. „Stimmt genau, Schätzchen. Ich bin nicht wirklich eine Frau.“
Keine Verrückte. Ein Verrückter. Ihr Puls beschleunigte sich noch weiter. Das war um einiges schlimmer. Dann fiel ihr der Verband an seiner rechten Hand auf. Fleischfarben und unauffällig, doch unverkennbar.
Kein einfacher Verrückter. Der Verrückte. Ihr Stalker.
„Sie machen einen großen Fehler“, sagte sie. „Mein Freund kommt jede Minute zurück.“
„Jetzt komm schon, Schätzchen. Ich habe gesehen, wie er weggefahren ist, und dieses Mal kommt er wohl nicht wieder. Obwohl eure kleine Show das letzte Mal ziemlich echt wirkte. Ich hatte es euch tatsächlich abgekauft. Vielleicht hättet ihr mich sogar geschnappt, wenn euch nicht vorher dieser Blödmann in die Falle getappt wäre.“
„Nein, Sie liegen falsch. Er kommt wieder zurück!“
„Das Risiko gehe ich ein. Und jetzt schließ die Tür ab.“
Wie standen ihre Chancen, die Tür aufzureißen und zu flüchten? Vermutlich bei Null. Andererseits sah es überhaupt nicht gut für sie aus, wenn sie es nicht wenigstens versuchte. Eine Kugel in den Rücken wäre vermutlich noch dem vorzuziehen, was die Frau – nein, der Kerl – mit ihr vorhatte.
Sie beschloss, es zu versuchen. Zumindest würde sie schreien. Vielleicht reichte das schon aus, um die Nachbarn zu alarmieren.
„Okay.“ Sie hob beide Hände. „Ich schließ ab.“ Mit zitternden Fingern drehte sie sich zur Tür um und tat so, als wollte sie abschließen. Jetzt oder nie. Sie riss die Tür auf und schrie,
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