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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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sie ihm erlaubt, diese mitzunehmen.
    Der Strom der Menschen, die zur Burg strebten, schien nicht abzureißen zu wollen, als würde der Markt nicht auch an den nächsten Tagen stattfinden und heute die letzte Gelegenheit für einen Besuch sein. Einige von ihnen, insbesondere Geschäftsleute, seien es Händler, Handwerker oder Gastwirte, hatten es eilig und waren bemüht, möglichst schnell vorwärts zu kommen. Andere, hierzu zählten vor allem Einheimische, schlenderten und blieben an jedem Stand stehen, nahmen gern etwas von der angebotenen Ware in die Hand, unterhielten sich, scherzten und lachten. Für sie war der Trubel ein vergnügliches Ereignis, bei dem der Erwerb von bestimmten Dingen erst an zweiter Stelle stand. Oft war die ganze Familie auf den Beinen, denn für viele Ranen bildete der Heringsmarkt eine einmalige Abwechslung zum Alltagsleben.
    Am frühen Nachmittag erwartete Radik an seinem Bernsteinstand die Ablösung durch Zasara. Er war schon ein bisschen aufgeregt, denn er hatte sich etwas ausgedacht. Hoffentlich kam sie allein.
    Schließlich sah er sie weit hinten auftauchen. Er griff in einen kleinen Beutel, den er vor der Brust trug und hielt in der Hand zwei Lederbänder, an denen jeweils ein Bernstein hing. Es waren die Teile des herzförmigen Bernstein, den Radik im Seegras am Strand gefunden hatte. Er hatte ihn von Ivod vorsichtig in der Mitte auseinander schneiden lassen und an zwei Bändern befestigt. Wenn man beide Teile fest aneinanderpresste, sah man keinerlei Andeutung des Schnittes und hatte den Eindruck, das Bernsteinherz in seiner unveränderten Form vor sich zu haben.
    Das eine Lederband hing sich Radik schnell um den Hals, versteckte es aber, so weit es ging, unter seinem Hemd und legte das andere auf das Brett zu den Bernsteinen, aber abseits an die Seite. Dieses Geschenk, so war er sicher, würde Zasara bestimmt gefallen.
    Er schaute nochmals nach Zasara, hatte sie aber aus den Augen verloren. Dann sah er sie vor einem Stand stehen und sich mit einem anderen Mädchen unterhalten. Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf das Holzbrett. Hoffentlich kam sie alleine.
    Er blickte um sich, so als wollte er sicher gehen, dass niemand aus dem Dorf sein geplantes Vorhaben beobachten würde, erst recht nicht Ferok, der sich seinen Spot nie verkneifen konnte. Da sah er nur flüchtig von hinten einen Kopf mit weißem Haar, der sofort wieder in der Menge verschwand. Radik zuckte regelrecht zusammen. Sein Herz fing vor Aufregung an, schneller zu schlagen und ohne irgendetwas Weiteres zu bedenken, lief er los. Er drückte sich durch die Menschenmenge, eine Spur von Flüchen hinter sich zurücklassend, aus den Mündern derjenigen, die er in der Eile anstieß oder denen er auf die Füße trat.
    Als er den Alten eingeholt hatte, griff er ihn aufgeregt, fast etwas unsanft auf die Schulter.
    "Radik!?", rief Womar erstaunt aus, "Welche Freude, dich zu sehen!"
    Radik war vom Laufen außer Atem und zudem ganz aufgeregt.
    "Ich habe versucht, dich zu finden, aber leider vergeblich. Du musst mir den Weg beschreiben, damit ich dich besuchen kann. Wenn es sehr weit ist, werde ich bei dir übernachten müssen. Das werden meine Eltern bestimmt erlauben. Ich habe inzwischen auch reiten gelernt. Es klappt schon ganz gut. Vielleicht kann ich mir bei meinem Onkel ein Pferd ausleihen und damit zu dir kommen. In deinem Stall ist ja sicher noch Platz. Rusawa wird sich freuen dich zu sehen."
    Radik überschlug sich fast beim Reden.
    "Hier!"
    Er zog das Lederstück mit den Schriftzeichen unter seinem Hemd hervor, wobei auch die Kette mit dem Bernstein zum Vorschein kam.
    "Dies habe ich stets bei mir getragen. Du musst mir unbedingt erklären, wie das mit dem Schreiben funktioniert. Und wenn es nicht zu schwer ist, möchte ich Deutsch lernen und vielleicht auch dieses Latein."
    "Gerne Radik! Lass uns erst mal an die Seite treten, um alles in Ruhe zu besprechen."
    Die beiden standen mitten im Weg und ein Ochsengespann näherte sich. Da fiel Radik ein, dass er den Stand mit den Bernsteinen ganz vergessen hatte.
    "Ich muss zurück zu meinem kleinen Stand. Wo können wir uns treffen?"
    "Nun, wenn du nichts dagegen hast, würde ich gern mitkommen und mir mal ansehen, was du so zum Kaufe anbietest."
    Radik bemerkte, dass Womar leicht humpelte.
    "Ich habe mir im Frühjahr den Knöchel verletzt. Habe wohl nicht recht geschaut, wo ich hintrete. Die Genesung hat sich leider etwas hingezogen. Sonst hätte ich schon früher einmal

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