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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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aus den Fischerdörfern herangeschafft wurde.
    Inzwischen weitete sich der Markt immer mehr aus. Viele Einheimische boten jetzt auch Kleinigkeiten an, die sie selbst gebastelt, geerntet oder gefangen hatten. Lebensmittel, die zum sofortigen Verzehr bestimmt waren, durften nur in einiger Entfernung zum Markt angeboten werden, da auf diesem selbst die großen Garküchen das alleinige Recht der Versorgung mit Speis und Trank innehatten und sich dies auch eine ordentliche Abgabe an den Tempel kosten ließen. Lästige Konkurrenten wurden ihnen dafür als Gegenleistung vom Halse gehalten.
    So standen an allen Wegen nach Arkona hin bald Menschen, die irgendetwas verkaufen oder tauschen wollten, so dass schließlich gar nicht mehr zu erkennen war, wo der eigentliche Markt begann und wo dieser aufhörte.
     
    Radik blickte über das vor ihm liegende, auf zwei alte Heringsfässer gestützte Holzbrett, was eigentlich einmal der Teil einer Schiffsplanke gewesen war. Hierauf war feinsäuberlich eine beachtliche Anzahl von Bernsteinen sortiert, die die Ausbeute aller Kinder des Dorfes Vitt in diesem Jahr darstellte. Sie hatten sich diesmal darauf verständigt, alle gemeinsam einen Verkaufsstand zu errichten, während in den anderen Jahren jeder allein loszog und seine Steine gegen irgendetwas einzutauschen versuchte, was ihm bei einem Händler gefiel. Als Verkäufer sollten sich aber nur die Ältesten betätigen und so hatte Radik gerade seinen Bruder Ivod abgelöst und wollte selbst am Nachmittag an Zasara übergeben.
    Es war gar nicht einfach gewesen, alle Kinder für dieses Unterfangen zu begeistern. Viele hatten sich erst dazu überreden lassen, als Ivod sich bereit erklärte, jeden geeigneten Bernstein mit dem Schnitzmesser ein wenig zu bearbeiten. Und so tummelten sich jetzt eine Reihe lustiger Figuren auf dem improvisierten Verkaufsstand.
    Die Älteren waren sich einig gewesen, dass sich mit einem größeren Angebot mehr Kaufinteressenten anlocken ließen und so die Preise höher angesetzt werden konnten. Damit hatte letztlich jedes Kind etwas davon, auch wenn Radik die spätere Aufteilung der Einnahmen zur Zufriedenheit aller noch als wahre Herausforderung ansah.
    Erwartungsgemäß lief der Verkauf am Morgen schleppend an. Man hatte den Stand auch nur schon so früh errichtet, um sich einen guten Platz zu sichern, direkt hinter einer Weggabelung, an der die Leute aus zwei verschiedenen Richtungen auf dem letzten Stück zur Burg vorbeimussten. Zunächst sah nämlich jeder zu, die großen und wichtigen Dinge zu erwerben, deretwegen der Markt eigentlich aufgesucht worden war. Nach den Kleinigkeiten wurde erst später Ausschau gehalten und dann würde manch einer auch ein Auge auf die interessanten Bernsteine werfen.
    Als die Mittagszeit vorüber war, hatte Radik bereits einen großen Teil seiner Ware losschlagen können und er hatte gut daran getan, den Preis für die Steine recht hoch anzusetzen. Vor allem die kleinen Figürchen waren sehr beliebt, wurden bestaunt und gern gekauft. Bald türmte sich eine stattliche Anzahl von Leinentüchern, dem Zahlungsmittel der Ranen, hinter Radik. Angebotene Tauschware nahm er nicht an, da diese nicht geteilt werden konnte.
    Nur einmal machte er eine Ausnahme, als drei Araber, sichtlich, wohl vom Abschluss guter Geschäfte, erheitert, an seinen Stand kamen. Einer von ihnen wollte unbedingt einen kleinen Bernstein, dem Ivod mit dem Messer die Gestalt des Kopfes eines Raubvogels gegeben hatte und der eine interessante Farbgebung besaß, für seinen Ring haben, wie er Radik immer wieder mit Zeichen deutlich machte. Radik bestand darauf, hierfür drei Leinentücher zu erhalten, die der verzweifelte und von seinen Freunden mit spöttischen Bemerkungen geneckte Orientale aber nicht besaß. Schließlich nahm er ein kleines Messer, dessen Klinge in einer fein gearbeiteten Lederscheide steckte, aus seiner Tasche und nahm seinen Ring vom Finger. Mühselig entfernte er den im Ring mit einigen Haken gehalten blauen Stein und gab ihn, unter freudigem Gejohle seiner Freunde, an Radik. Diesen Tausch ließ Radik gelten und veräußerte den blanken harten Stein mit dem seltsamen schönen Blauton wenig später für zehn Leinentücher an einen Kunstschmied.
    Radik hatte auch versucht, Rusawa zum Verkauf ihrer Bernsteine zu bewegen. Sie hatte nämlich eine bereits so große Sammlung von Steinen aller Art angehäuft, dass sie der Verlust der Bernsteine eigentlich nicht schmerzen sollte. Schließlich hatte

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