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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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Fässern untergebracht werden und so kletterten Männer behände umher, nahmen Bretter und Seile zu Hilfe, sich nur mit knappen Worten verständigend, und stapelten Schicht für Schicht der schweren Fässer übereinander. Selten wurde an einem Behältnis ein Schaden festgestellt. Dieses wurde aussortiert, geöffnet und die Fische den kaufinteressierten Händlern als Probe dargeboten. Es war aber peinlich darauf zu achten, dass Fische nicht unbeobachtet offen herumlagen und zerborstene Fässer sofort umgepackt wurden. Denn sonst würden bald Scharen von Möwen über dem Markt kreisen und den Leuten auf die Köpfe und den Garküchen in die Töpfe scheißen.
    Besonders faszinierten Radik und Ferok die wenigen arabischen Kaufleute. Diese interessierten sich ausschließlich für Sklaven und gelegentlich für Schmuck. Sie traten immer zusammen in kleinen Gruppen auf und waren gut an ihrer dunkleren Hautfarbe und der eigentümlichen Bekleidung zu erkennen. Ihre Sprache klang noch fremder als die der Dänen, Polen und Deutschen. Bevor sie einen Handel tätigten, berieten und palaverten sie unentwegt, ohne dass die anderen Umstehenden auch nur im Entferntesten mitbekamen, worüber sie sprachen.
    Oft konnte sich nur einer von ihnen mittels Worten halbwegs mit den Ranen verständigen. Aber da man hier genau wusste, was sie wollten, war eine intensive Kommunikation auch gar nicht erforderlich. Kräftige Männer für die Arbeit und hübsche Frauen für den Harem waren bei ihnen gefragt, letztere möglichst blond oder rot und auf gar keinen Fall zu dürr. Der Sklavenhandel bei Arkona erfreute sich bei den Händlern aus dem Orient gerade jetzt immer größerer Beliebtheit, da andere Märkte in Städten, deren Bewohner nun zum Christenglauben bekehrt wurden, sich mit dem Sklavenhandel immer schwerer taten, insbesondere natürlich, wenn die Sklaven selbst auch getaufte Christen waren. So reisten die arabischen Händler, die früher ihren Bedarf in Pommern oder Schleswig deckten, nun nach Arkona. Die Ranen sorgten durch ihre Raubzüge immer wieder für gute Ware.
    "Wie weit weg leben die eigentlich?"
    Radik wusste, dass Ferok die Araber meinte.
    "Frag sie doch einfach!"
    "Die sind doch zu blöde, meine Sprache zu verstehen."
    "Oder du zu dumm, die ihre zu begreifen", meinte Radik, der diese fremd wirkenden Männer sehr interessant fand.
    "Du kannst dir ja auch einen von ihnen am Gesicht merken. Wenn der beim nächsten Heringsmarkt wieder hier ist, war er nicht länger als ein Jahr zu sich nach Hause und zurück unterwegs. Wenn du dann bedenkst, welche Strecke sie mit ihren Pferdewagen an einem Tag und in einer Woche zurücklegen können, weißt du, wie weit es bis zu ihrem Dorf höchstens sein kann."
    "Wie soll ich mir von denen ein Gesicht merken, wo die doch alle gleich aussehen?"
    "Hättest du Lust, dort mal hinzureisen, wo diese Menschen leben?"
    "Wo ich nicht einmal weiß, wie lange ich bis dort brauchen werde?"
    "Mich würde schon interessieren, ob alle Menschen da so aussehen und so seltsam gekleidet sind. Und wozu sie die vielen Sklaven brauchen."
    "Zum Arbeiten natürlich. Wäre das nicht schön? Man könnte sich morgens noch mal auf der Bank umdrehen und ein anderer muss hinausfahren zum Fischen."
    "Aber diesem anderen musst du auch zu essen und zu trinken geben und irgendwo schlafen will er auch. Dann brauchst du doppelt so viel Fisch und noch ein größeres Haus."
    "Vielleicht lassen sie die Sklaven einfach verhungern oder erfrieren und holen sich dann neue."
    "Ja, aber die bekommen sie nicht umsonst. Weißt du, was sie für einen guten Sklaven zahlen?"
    "Ich hab schon mal gesehen, wie jemand eine Goldmünze gegeben hat. Es war keine sehr große, aber richtiges Gold!"
    "Und ihre Pferde, nicht die, welche die Wagen ziehen, sondern diejenigen, auf denen sie reiten – die wirken so elegant und feurig."
    "Aber wenn auch nur ein Hund bellt, gehen sie durch", ergänzte Ferok.
    "Das sind eben empfindliche Tiere. Die haben nun mal nicht das Gemüt eines Ochsen."
    Die Gruppe Araber, die Radik und Ferok beobachteten, standen seitlich des Marktes etwas unschlüssig herum, als könnten sie es gar nicht abwarten, dass die Händler endlich den Aufbau der Stände abgeschlossen hatten und die Geschäfte beginnen konnten. Sie waren wohl auch deshalb so ungeduldig, weil sie zu frösteln schienen, dabei war dieser Tag für den Spätherbst eigentlich recht mild. Überhaupt machten sie den Eindruck, an kältere Temperaturen nicht gewöhnt zu

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