Svantevit - historischer Roman (German Edition)
trug Absalon den Männern auf.
"Wie kommen wir nur aus diesen gottverdammten Sümpfen heraus?!", brüllte Thetlev verzweifelt.
Schon sanken die Hufe der Pferde tiefer in den Morast und bald blieben die Tiere gänzlich stecken.
"Wir müssen uns zu Fuß weiter durchschlagen", sagte Svend mit bereits resignierender Stimme.
Doch auch die Männer hatten Mühe beim Vorwärtskommen, da ihnen der zähe Schlamm fast bis zu den Knien reichte. Schließlich legten sie Panzerungen und Waffen ab, was jedoch nur wenig Erleichterung brachte.
"Stützt Euch auf meine Schulter", meinte einer der Männer zu Svend und ein anderer sprang sofort hinzu, um es ihm gleichzutun.
Svend wurde zunehmend kraftloser, obwohl ihn seine Leute so gut es ging unterstützten. Doch das Versagen seines Körpers war nicht nur der von der Anstrengung geschwächten Verfassung geschuldet, sondern hatte seine Ursache auch in einem innerlichen Aufgeben angesichts der Schwere der gerade erlittenen Niederlage. So setzte sich die Kapitulation des Kopfes in den Beinen fort, was schließlich ein weiteres Fortkommen unmöglich machte.
"Ich befehle euch, die Flucht fortzusetzen und mich hier zurückzulassen!", sagte er etwas später, während er sich auf eine Baumwurzel setzte.
Nichts und niemand konnte ihn zum Weitergehen bewegen, so sehr auch die Männer auf ihn einredeten. Er schien ihnen nicht einmal zuzuhören, sondern starrte mit gesenktem Blick, schwer atmend, vor sich hin. Nach einer Weile entfernten sich die meisten Männer und auch Thetlev setzte seinen Weg fort, erst langsam, sich immer wieder nach dem König umwendend, doch dann in zunehmender Hast, als könne er den Dunstkreis des geschlagenen Königs nicht schnell genug hinter sich lassen.
Nur ein Mann war bei Svend geblieben, der sich gespannt umblickte, als er Geräusche näher kommen hörte. Bald waren einige Menschen zu erkennen. Es waren Bauern aus den umliegenden Gehöften, welche auf der Suche nach Beute waren, die gelegentlich auf den Schlachtfeldern abfällt. Als ihnen der Soldat forsch entgegentrat, erschlugen sie ihn mit Knüppeln. Einige Blasen im Schlamm verkündeten den letzten Atemzug des Vornübergefallenen.
Wie wilde Tiere ihre Beute erst angreifen, wenn sich diese bewegt, hielten die gewalttätigen Bauern beim Anblick des Mannes inne, der da so ruhig auf der Baumwurzel saß, dass man ihn bereits für tot halten konnte.
"Den nehmen wir mit uns!", beschlossen sie, denn sie sahen an der Kleidung, dass dies kein gewöhnlicher Soldat war und Svend ließ sich anstandslos gefangen nehmen.
"Wer bist du?", fragten sie unentwegt und um seine Ruhe zu haben antwortete er schließlich, er sei der Schreiber des Königs.
Die Offenbarung seines wahren Wesens schien ihm nicht ratsam, soviel Verstand brachte er bei aller Lethargie noch auf.
"Dann wird er ein hübsche Summe wert sein", frohlockten die Bauern, "Als Schreiber weiß er doch bestens über alles Bescheid. Das dürfte die Leute von König Waldemar wohl interessieren."
Die Bauern führten ihn aus den Sümpfen hinaus und mit dem festen Boden unter den Füßen kehrten auf wundersame Weise auch wieder die geistige Agilität und der Lebenswille zurück. Bis dahin war sich Svend seines baldigen Todes sicher gewesen und hatte dessen Erscheinen in Form eines blutgierigen Feindes geharrt.
Als man in einem Dorf ankam und der Gefangene dort herumgezeigt wurde, wies eine ältere Frau plötzlich voller Entsetzen mit dem Finger auf ihn.
"Wisst ihr denn nicht, wen ihr da gefangen habt?", keifte sie, dass Geifer zwischen ihren schmalen Lippen hervorspritzte, "Das ist Svend, der König!"
Schnell wurde eine weitere Frau hinzugeholt, welche vor etlichen Jahren zur Bagage Svends bei der missglückten Eroberung Schleswigs gezählt hatte und stets damit prahlte, ihm ganz nahe gewesen zu sein. Jene bestätigte das Urteil, woraufhin sich Svend zu erkennen gab. Die Bauern waren uneins und gerieten in Streit darüber, wie man ihn nun behandeln solle – als einen gefangenen König oder als üblen Meuchelmörder.
Ohne ihm die Handfesseln zu lösen setzte man ihn dann doch, dies meinte man seiner Würde schuldig sein, auf ein Pferd.
"Ich verlange, zu König Waldemar gebracht zu werden!", sagte Svend, nachdem er die Situation im Griff zu haben glaubte, "Er allein mag ein Urteil über mich fällen!"
Insgeheim hoffte er, Waldemar werde ihn, wenn er sich freiwillig stellte, nicht allzu hart bestrafen. Er würde sich noch einige demütige Worte
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