Svantevit - historischer Roman (German Edition)
königlichen Würde ersucht. Bittet um das Lehen des dänischen Reiches und versichert, ein treuer Lehnsmann zu sein. Der Kaiser wird sich Eurem Anliegen nicht verschließen können, zumal man hört, dass er gegenwärtig einen erneuten Feldzug nach Italien vorbereitet und daher wohl ganz andere Sorgen hat, als Euch die Feindschaft zu erklären."
Das Bündnis
Der junge König sollte bald erkennen, dass die Lösung innerer Probleme des Dänisches Königreiches, welche jahrelang von den Streitigkeiten zwischen den Königen beherrscht worden waren, nicht die einzige Aufgabe war, der er sich stellen musste. Schnell wurde ihm die Wichtigkeit einer Politik klar, die sich auf die angrenzenden Reiche bezog.
Dänemarks Küsten waren ein beliebtes Ziel wendischer Piratenüberfälle, welche zunehmend Schaden anrichteten und für Unruhe sorgten. Die Obodriten und Ranen, beide Stammesgruppen selbst miteinander verfeindet, nahmen bei ihren Vorstößen alles mit sich, was als Beute brauchbar war, verschleppten jeden, der als Sklave einen guten Preis versprach und mordeten erbarmungslos, sobald sie auf Widerstand stießen. Die Raubzüge erfolgten ohne Vorwarnung und waren vorüber, bevor Hilfe herbeigeholt werden konnte.
Bereits im Frühling des Jahres, welches seinem grandiosen Sieg folgte, versammelte Waldemar daher eine große Flotte, kaum dass die Witterung eine Beschiffung der Ostsee wieder zuließ. Der König lud zum Kriegsrat, um die Männer, unter ihnen höchste Vertreter des Adels, in seine Pläne einzuweihen.
"Es ist an der Zeit, entschlossen zu handeln!", sagte Waldemar mit ernster Miene zu den versammelten Männern, "Wir müssen diesem Treiben Einhalt gebieten, bevor die Dreistigkeit der Wenden noch weiter zunimmt. Man verlangt von mir als König zu Recht, dass ich mit diesem Gegner den Kampf aufnehme."
"Wenn unsere Truppen beizeiten vor Ort wären, würden wir diesen Räubern schon empfindlich beikommen. Doch wir können nicht die gesamte Küste überwachen und kleinere Verbände sind selbst verloren, wenn Dutzende oder gar hunderte Boote anlanden, wie es manchmal der Fall ist", sagte Esbern, dessen militärischer Sachverstand von Waldemar sehr geschätzt wurde.
"Wir müssen das Übel an der Wurzel packen!", stellte der König fest, "Nur so wird sich dauerhaft Frieden sichern lassen."
Waldemar war etwas verdutzt über die offensichtliche Zurückhaltung seiner Männer, hatte er doch begeisterte Zustimmung und kämpferische Entschlossenheit erwartet. Das einsetzende Gemurmel klang nicht wie ein Schlachtgebrüll.
"Was genau habt Ihr vor?", fragten einige der anwesenden Bootsführer und augenblicklich herrschte Totenstille.
"Nun, mit der versammelten Flotte sollte es uns leicht möglich sein, siegreich gegen Rügen zu ziehen", erklärte Waldemar, "Ihr habt eure Tapferkeit im Kampf gegen innere Feinde des dänischen Reiches hinreichend unter Beweis gestellt. Jetzt wollen wir unsere Gegner jenseits der See das Fürchten lehren und ihnen eine vernichtende Niederlage zufügen!"
Nachdem eine Weile Stille herrschte, einigen Männern war die Farbe aus dem Gesicht gewichen, setzte erst vorsichtig, dann immer lautstärker, Protest ein.
"Lasst uns an der Treue zu Euch nicht zweifeln, doch dieses Vorhaben können wir nicht gutheißen!", rief einer der mächtigen Adligen, "Solch Unterfangen scheint allzu tollkühn und zu Hoch der Preis, den es am Ende zu zahlen gilt!"
Andere stimmten sogleich ein.
"Was Ihr da ansinnt hieße, die tapferen und wohlgeborenen Männer Dänemarks ohne Not zu opfern!"
"Die Ranen sind ein gefährliches Volk, welches die Seefahrt und Kriegskunst meisterlich beherrscht. Sie sind bereits ein gefährlicher Gegner bei ihren alltäglichen Raubzügen, doch umso unberechenbarer und fürchterlicher, wenn man sie auf ihrer Insel bedrängt. Wie könnt ihr meinen, gegen dieses Mordsgesindel einen Sieg davontragen zu können?"
"Diesen Angriff könnten die Ranen leicht als Herausforderung begreifen, ihrerseits ganz Dänemark zu verheeren. Wollt ihr so leichtfertig den Untergang des Reiches besiegeln?"
Mit solchen Widerworten hatte Waldemar nicht gerechnet. Ihm war klar, dass der Gegner, den er sich da ausgesucht hatte, nicht einfach zu bezwingen war und dass es Opfer geben würde. Doch hatte er gemeint, der Kriegsrat würde ihm den Rücken stärken.
"Ich habe eure Bedenken vernommen," sprach er zu den Anwesenden, "Nur fehlt mir das klare Bekenntnis. Niemand hat behauptet, dass der Feldzug
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