Svantevit - historischer Roman (German Edition)
einen zweiten schütte ich mir über den Kopf. Ich hoffe bloß, es ist noch genügend Wasser da, denn wenn nicht, so hätte jemand, der zu spät kommt, unglaubliches Pech!"
Er griente breit und rannte mit großen Schritten los.
Christian, der sich keine Illusionen darüber machte, ihn einzuholen und der seine Kräfte lieber nicht in einem Wettrennen vergeuden wollte, rief bloß hinterher: "Das werden wir ja sehen!", und lief in gemächlichem Trab den Hügel hinab.
In der Tat mussten sie sich beeilen, wenn sie nicht erst in völliger Dunkelheit aufbrechen wollten. Die Sonne schien, wie jeden Abend, wenn sie sich der Linie des Horizonts näherte, die Geschwindigkeit zu vergrößern, mit der sie sich über das Firmament bewegte.
Konrads Geheimnis
Sie tranken, erfrischten sich und statteten sich mit allem aus, was sie auf ihrer Unternehmung zu brauchen glaubten. Da die Schnelligkeit, mit der sie sich fortbewegen würden, von entscheidender Bedeutung für die Erfüllung ihres Auftrags war, rüsteten sie sich nicht, wie für einen Kampf, sondern eher wie zur Jagd. Schwert und Schild nahmen sie natürlich mit, verzichteten aber schon allein wegen der Hitze, die sicherlich noch bis fast zur Mitternacht jede Anstrengung zur Qual machen würde, auf schwere Panzerung am Körper. Sie hatten ohnehin nicht vor, sich in irgendwelche Kämpfe einzulassen.
Während Christian noch mit seinen Bediensteten sprach, um sie genau über ihr Vorhaben zu unterrichten und sie anzuweisen, wie sie sich zu verhalten hätten, wenn er nicht rechtzeitig wiederkehren würde, ging Ronald hinüber zum Pferch, um ihnen zwei Reittiere zu besorgen. Ihre eigenen waren nach wie vor nicht wieder aufgetaucht. Als der Bursche, der zu ihrem Fuhrwerk gehörte, ihnen diese Nachricht brachte, betrübte dies besonders Christian, war ihm doch der Schimmel besonders wichtig.
Sowie er sah, dass Ronald sich mit forschem Gang näherte, drehte sich Konrad schnäuzend und rotzend um und ging seiner Wege.
"Hast du zwei Pferde, die du mir überlassen kannst? Ich will aber nicht irgendwelche Klepper, dass brauchst du bei mir gar nicht erst zu versuchen! Oder habt ihr unsere Rösser schon gefunden, das wäre mir natürlich am liebsten. Auf jeden Fall muss es schnell gehen, also halte nicht länger Maulaffen feil, sondern beeile dich!"
"Ich weiß ja gar nicht, welche Pferde ihr mit unsere Rösser meint und irgendwelche alten Gäule, oder Klepper, wie ihr sagtet, gibt es auf dieser Koppel nicht, junger Herr!"
Der Pferdeknecht, an den Ronald sich so resolut wandte, als hätte er den verachteten Konrad vor sich, der ihm gerade die kalte Schulter gezeigt hatte, war sichtlich ein wenig empört, so angegangen zu werden, war er sich doch keines Vergehens bewusst.
"Ich habe es nicht so gemeint, bin aber wirklich in Eile. Die Pferde, die ich suche, wären dir bestimmt schon aufgefallen, wenn sie es nicht schon gestern Abend sind. Es handelt sich um einen Schimmel und einen Fuchs, zwei prächtige Tiere."
"Ach so, ihr seid das!"
Der alte Mann wischte sich den Schweiß von der Stirn und ein Ausdruck des Erkennens, den Ronald nicht zu deuten wusste, huschte über sein Gesicht. "Der Bursche, der hier alle Nase lang auftauchte und jeden verrückt machte, wegen irgendwelcher Pferde, nach denen er suchte, der kam also von euch. Ich hätte ja nichts gesagt, es hat mich eher belustigt, mit wie viel Einsatz er hier von einem zum anderen sprang, um irgendetwas über das Pferd seines Herrn zu erfahren. Ich habe mich schon über soviel Aufheben wegen eines Pferdes, selbst wenn es ein Schimmel ist, gewundert, denn selbstverständlich fiel mir das Tier bereits gestern Abend auf. Bei einem Feldzug wie diesem hier nehmen die meisten, vor allem die, welche so etwas zum ersten Mal mitmachen, gerne das Beste vom Besten mit, auch, was ihre Reittiere betrifft. Man hat es dann oft mit noch halbwilden Hengsten zu tun, kaum eingeritten und im Gelände völlig unerfahren, wie ihre Besitzer. Ein Tier, wie der Schimmel, den ihr sucht, springt da einem auch schon in die Jahre gekommenen Mann, der sein ganzes Leben mit Pferden verbracht hat, sofort ins Auge . . . und ihr habt Recht, es ist ein prächtiges Tier! Wie sagtet ihr noch, hieß euer Herr?"
Ronald lachte.
"Darüber sagte ich noch nichts. Der Herr, dem das Pferd gehört, ist Graf Christian vom Freien Berg. Er ist allerdings nicht mein Herr, auch wenn meine Familie von seiner belehnt wurde, ist er nur mein Freund."
"Nur? Das
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