Svantevit - historischer Roman (German Edition)
nicht verkneifen, als er den riesigen Burschen auf die beiden, noch ahnungslosen Geschwister, zustapfen sah. Er ging schnell zum Waldrand, um die Szene möglichst unbemerkt verfolgen zu können.
"He, ihr Faulenzer!"
Ronald trat gegen Lothars Stiefel.
"Seid ihr nicht für die Koppel verantwortlich? Wie kommt es, dass ihr hier auf der Wiese herumliegen könnt, wie zwei Nachtwächter?"
Lothar, der, während er vor sich hin dämmerte, einen Grashalm gekaut hatte, Konrad tat dies immer und er fand, dass es beeindruckend lässig wirkte, riss den Mund auf, als Ronald ihn anstieß und der Stängel fiel in seinen Rachen und geriet in seine Kehle. Prustend und krächzend drehte er sich auf die Knie und rang hustend nach Luft, die ihm wohl eher der Schreck als der kleine Rasenstiel genommen hatte. Hochrot und schuldbewusst blinzelte er zu Konrad, der ihn gar nicht weiter beachtete, denn peinliche Zwischenfälle mit Lothar war der gewohnt.
"Können wir euch helfen, junger Herr!"
"Nein, danke, während ihr hier auf der faulen Haut gelegen habt, habe ich mir schon selbst geholfen. Gestern Abend brachte ich euch zwei Pferde. Eines ist jetzt verschwunden, das andere in einem Zustand, in dem es als Reittier erst einmal nicht zu gebrauchen ist. Habt ihr diesen Sachverhalt verstanden?"
Ronald betrachtete die Beiden wie ein Magister seine unartigen Scholaren in der Leseschule.
"Ja, mein Herr, das haben wir verstanden."
Konrad antwortete mit einer derart übertriebenen, so eindeutig gespielten Unterwürfigkeit, wie er sich gerade noch erlauben zu können glaubte, während sich sein Bruder, wie gewohnt überhaupt nicht äußerte, sondern nur zu ihm herüber äugte. Der zog hoch und spie aus.
"Solltest du noch einmal spucken, während ich mit dir rede, reiße ich dir die Ohren ab", sagte Ronald freundlich.
"Also, da ich die Tiere, welche ich euch überlassen hatte, nicht zu meiner Verfügung vorgefunden habe, nehme ich mir zwei andere. Darüber wollte ich euch nur in Kenntnis setzen, bevor ihr hier Zeter und Mordio schreit. Euer Vater wird auch benachrichtigt, sobald er wieder hier ist."
"So einfach geht das leider nicht, verehrter Herr Graf. Es dauert mich ja unendlich, euch nicht helfen zu können, aber ich weiß ja gar nicht, wessen Pferde ihr da habt. Was, wenn der Besitzer seine Tiere braucht? Er wird uns der Dummheit und Unfähigkeit bezichtigen und uns Strolche und Haderlumpen nennen, wenn wir seine geliebten Rösser in fremde Hände geben!"
´Du solltest auf dem Jahrmarkt als Gaukler auftreten!´, dachte sich Ronald, über Konrads theatralische Falschheit in sich hinein lachend.
"Und damit hätte jeder, der das sagt, höchstwahrscheinlich Recht!"
"Ihr tut uns Unrecht, Graf!"
"Darum geht es auch gar nicht. Diese Pferde hier wird niemand vermissen, weil sie keinem Deutschen gehören."
"Oh, da muss ich euch schon wieder enttäuschen, so schwer mir das fällt, in diesem Fall gehören die Tiere recht wohl jemandem, nämlich meiner Familie!"
"Gut, dann teile ich euch als Besitzer mit, dass ich diese Pferde vorläufig als Ersatz für die euch anvertrauten als mein Eigentum betrachte!"
"Wie ich sehe, habt ihr euch erstklassige Tiere ausgesucht. Für den Fall, dass diesen etwas zustößt, müssten wir euch persönlich verantwortlich machen, so Leid es uns tut, aber wir sind keine sehr wohlhabende Familie mehr."
"Das nicht ohne Grund, wie ich glaube. Sei es drum, ich habe keine Zeit, hier länger mit euch zu schwätzen. Schön, dass wir uns so schnell einig geworden sind, da können wir alle wieder unseren Geschäften nachgehen."
Ronald wandte sich ab, drehte sich aber, als Konrad es sich nicht nehmen lassen konnte, noch einmal laut und provokant hochzuziehen, wieder um und fragte: "Du wolltest noch etwas sagen?"
Lothar sah, wie sein Bruder kurz unschlüssig guckte, um dann, ohne eine Miene zu verziehen, seinen Rotz zu schlucken.
"Nein, mein junger Herr, zwischen uns ist alles geklärt."
Am liebsten hätte Ronald ihm eine Ohrfeige gegeben, um ihn aus seiner Reserve zu locken. Johannes hatte Recht, dieser Bursche war unberechenbar und als Gegner sicherlich gefährlich. Doch darüber wollte er sich jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Er war froh, dass er zwei so gute Pferde bekommen hatte und freute sich auf das Abenteuer, das jetzt hoffentlich auf ihn und seinen Freund wartete.
"Na, der fühlt sich ja sehr sicher, weil er so groß und stark ist", äffte Konrad verächtlich, während sie Ronald nachblickten.
"Da
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