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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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an Ort und Stelle in einen bleiernen, traumlosen Schlummer sinken ließ.
    Auch Christian und Ronald spürten die vergangenen Strapazen bis in ihre Knochen. Schweigend ritten sie nebeneinander her, jeder scheinbar seinen eigenen Gedanken nachhängend. Es waren aber dieselben Grübeleien, denen sie nachsannen und derer sie sich auch hier in dem mehr ruhig und friedvoll als bedrohlich wirkenden Wald nicht entziehen konnten.
    Sie sahen die Menge an Bäumen, die in der letzten Nacht auf den Weg gestürzt und inzwischen beiseite geräumt waren, darunter gigantische, knorrige Urwaldriesen, die älter als die Zeitrechnung schienen. Beiderseits des Pfads lagen im Unterholz auch Pferdekadaver und Christian, der über den Verbleib seines Schimmels immer noch im Unklaren war, schämte sich seiner Freude nicht, wenn er wieder einmal entdeckte, dass das Fell eines toten Rosses, an dem sie vorbei ritten, nicht viel heller war, als die Erde, zu der es jetzt vermodern würde. Er zog die Hoffnung der schrecklichen Gewissheit immer noch vor.
    So dicht der Wald auch war, hatten sie doch erwartet, ihn in absehbarer Zeit durchqueren zu können. Als sie jetzt nach über einer Stunde, in der sie nur hin und wieder ein Wort gewechselt hatten, wenn Gegenstände oder Ausrüstung am Wegrand anzeigten, dass hier ein Toter oder Verletzter geborgen worden war, immer noch kein Ende ausmachen konnten, machten sie sich langsam Sorgen, denn es war zu merken, dass die Räumung der Straße hier schon weit weniger sorgsam erfolgt war. Oft konnten sie nur noch in Schlangenlinie und das auch nur einzeln hintereinander, die bloß noch notdürftig aus dem Weg geschafften Bäume passieren und es war abzusehen, dass in noch größerer Entfernung vom Lager der Pfad, welcher auf persönliche Anweisung Heinrichs wieder passierbar gemacht werden sollte, schon aus zeitlichen Gründen noch nicht geräumt sein dürfte.
    "Wenn das weiter so geht, müssen wir die Gäule bald an den Zügeln durch das Unterholz bugsieren. Hier im Wald sind wir nach meiner Meinung auch gar nicht so sicher, wie es den Anschein hat. Zwar könnten sich uns Reiter nur von vorn nähern und wären rechtzeitig auszumachen, wenn sich aber Fußvolk im Gestrüpp verstecken sollte, sind wir schneller tot, als selbst uns Christenmenschen lieb sein sollte."
    Ronald griente zu seinem Freund hinüber, bekreuzigte sich aber sicherheitshalber dabei.
    "Wenn wir Glück haben, haut man uns nur einen Knüppel über den Kopf und falls wir wieder zu uns kommen, führt man uns an einem Nasenring auf einen Orientalischen Basar, um uns als Sklaven zu verhökern. Das wäre vielleicht gar nicht so schlecht. Einen großen und kräftigen Kerl wie mich können die Muselmanen bestimmt gebrauchen, so etwas haben die noch nicht gesehen, da behandeln die mich bestimmt gut", witzelte er, "Vielleicht nimmt mich der Sultan ja in seine Leibwache auf und wenn ich Glück habe, dann darf ich sogar den Harem bewachen, da soll es ja von Weibern aus allen möglichen Ländern nur so wimmeln, das wäre genau das Richtige für mich!"
    Christian prustete ohne Rücksicht darauf, dass sie bis jetzt nur gedämpft geredet hatten, los.
    "Da hast du Recht, der Sultan sucht sich, soweit ich weiß, die stärksten Stiere aus, um seine Herde zu bewachen. Was du vielleicht aber auch wissen solltest, ist, dass er aus allen anderen Ochsen machen lässt, damit er für seine Grazien der einzige Stier bleibt. Nur zur Sicherheit, das musst du verstehen, aber das Essen ist bestimmt immer gut und die Arbeit auch gar nicht schwer."
    "Du meinst ...", grübelte Ronald, verzog schließlich das Gesicht und machte mit der rechten Hand eine schnappende Bewegung, wie mit einer Zange, "... so wie ein Wallach? Da wollen wir doch lieber vorsichtig sein, so schlecht ist es bei uns ja auch nicht! Aber im Ernst, wir sollten wirklich aufpassen. Ich bin froh, wenn wir das düstere Gehölz hinter uns haben. Die Sterne und der Mond sind längst aufgegangen, nur hier im Wald merkt man es kaum und wegen der ganzen Unwegsamkeit kommen wir kaum voran."
    Sie hatten aber noch Glück, nirgendwo lag das Holz so ungünstig, dass sie es nicht mit etwas Geschick oder nach ein paar kräftigen Handgriffen umgehen konnten und irgendwann sahen sie endlich und erleichtert in der Ferne das Ende der Schneise, angezeigt durch das bei ihrer Annäherung immer deutlicher werdende Licht des dahinter liegenden, von den Himmelskörpern beschienenen Geländes.
    Doch als sie schließlich den Wald

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