Svantevit - historischer Roman (German Edition)
paar Mal fest auf, als müsse er Radik beweisen, wie sicher der Grund hier sei. Radik lachte über die Hartnäckigkeit, mit der sich Rubislaw weigerte, ins tiefe Wasser zu kommen.
"Komm bis hier her! Bitte!", sagte Radik, der bis zur Brust im Wasser stand zu Rubislaw und tatsächlich kam dieser langsam näher, vorsichtig tastend, als würde er jeden Moment untergehen können.
"Merke dir gleich eins. Sobald du mit dem Kopf unter Wasser gerätst, darfst du nicht mehr atmen, sonst musst du ganz fürchterlich husten", erklärte Radik.
"Mit dem Kopf unter Wasser? Bist du noch zu retten?"
Rubislaw guckte ungläubig.
"Nur für den Fall, dass dies aus Versehen passieren sollte. Wir gehen jetzt einmal langsam in die Knie, bis das Wasser den Hals bedeckt."
Radik sah, wie Rubislaw ängstlich tiefer ins Wasser zu tauchen begann.
"Und nun rudere unter Wasser mit dem Armen und löse die Beine vom Grund, um mit ihnen auch leicht zu strampeln", wies Radik an und Rubislaw tat dies, um unverzüglich unterzugehen.
Es dauerte nur einen Augenblick, als er herausschnellte und wieder auf seinen Beinen stand. Der Ausdruck des tiefen Entsetzens in seinem Gesicht verriet den tödlichen Schrecken. Zehn bewaffnete Männer, die sich auf ihn stürzen würden, hätten ihm keine solche Angst einjagen können, wie der kurze Moment unter Wasser.
Radik bemühte sich, locker darüber hinwegzugehen.
"Fürs erste war das gar nicht schlecht. Jetzt sollten wir aber unsere Besorgungen in Krakau erledigen. Wir werden in nächster Zeit noch öfter Gelegenheit haben herzukommen und du wirst sehen, am Ende wird aus dir noch ein ganz guter Schwimmer", sagte Radik.
Rubislaw eilte begierig dem Ufer entgegen, wie ein Kleinkind den schützenden Schoß der Mutter sucht.
"Warum lass ich mich nur auf so etwas ein?", murmelte er immer noch fassungslos, als sie bereits wieder die Kleider angezogen hatten.
Am nächsten Tag ging man an das Werk und Radik staunte wieder über die ungeheure Kraft, die in Rubislaw steckte, der auch nach langer Arbeit überhaupt nicht zu ermüden schien.
Zuerst wurde eine Mulde ausgehoben, die mit Balken ausgelegt wurde. Hierauf kamen später massive Holzbretter, die sie nicht selbst fertigten, sondern in Krakau erwarben.
An den Ecken und in der Mitte der Seiten wurde jeweils ein mächtiger Pfosten gesetzt. Nach und nach wurden dahinter weitere Stämme waagerecht eingefügt, die so bearbeitet waren, dass sie fest ineinander griffen und eine stabile Wand bildeten. Es waren Aussparungen für eine Tür, von Pfosten gestützt, und zwei Fenster vorgesehen.
Rubislaw hatte bereits im Wald einen guten Blick dafür, welche Bäume für den jeweiligen Zweck geeignet waren und so konnte auch alles Holz, das geschlagen wurde, zum Bau verwendet werden.
Trotzdem dauerte die anstrengende Arbeit einige Wochen und dann war immer noch kein Dach auf der im Übrigen schon recht ansehnlichen Hütte.
Mit der Zeit wuchs nicht nur das Haus heran, sondern auch Rubislaw machte Fortschritte bei seinen Schwimmbemühungen. Zuerst hatte er gemeint, er sei wohl zu schwer, als dass ihn das Wasser tragen könne, worüber Radik herzlich gelacht hatte. Doch langsam war die Angst gewichen und die Verkrampfungen hatten sich gelöst.
"Ohne dich hätte ich mich das nie getraut", sagte Rubislaw, der über sich selbst zu staunen schien, als er mit ruhigen Schwimmbewegungen durch das Wasser glitt.
Doch nun auch noch das Tauchen zu erlernen, wie Radik es ihm immer wieder vormachte, verspürte er wenig Ehrgeiz.
"Ich ziehe es vor, meinen Kopf in dem Element zu belassen, welches mir das Atmen ermöglicht", betonte er entschieden.
Radik sah ein, dass seine Überredungskünste hier nicht fruchteten und beließ es dabei.
"Weißt du eigentlich, woher das Städtchen Krakau seinen Namen hat?", fragte Rubislaw, als man wieder am Ufer saß.
"Nein. Aber ich weiß, wer mir dies gleich verraten wird", antwortete Radik und blickte Rubislaw erwartungsvoll an.
"Vor vielen Jahren herrschte hier ein Fürst namens Krak", begann Rubislaw, "Dies war ein Glück für das Volk, denn er war ein guter und gerechter Herrscher. Ein Unglück war allerdings, dass zur selben Zeit hier in den Bergen ein schrecklicher Lindwurm hauste, ein gefräßiges Scheusal und faul obendrein. Es verlangte, von den Menschen mit Fleisch versorgt zu werden und so brachte man ihm regelmäßig die fettesten Schweine, Ziegen und Schafe dar."
Rubislaw sah sich mit ernster Miene nach den Bergen um und Radik
Weitere Kostenlose Bücher