Svantevit - historischer Roman (German Edition)
gleich.
Rubislaw erklärte Radik, was er am Haus auszubessern gedachte. Hier ein Balken, dort ein Brett und das da, nun das würde noch ein Jahr halten.
"Jedes Mal, wenn ich von der Reise heimkehre, ist hier einiges zu tun, auf diese Weise habe ich nach und nach schon die ganze Hütte völlig erneuert. Aber so richtig wird es wohl nie halten, denn einige tragende Balken sind nicht mehr ganz in Ordnung."
"Warum baust du keine neue Hütte?", fragte Radik.
"Du machst mir Spaß! Die einzige Hilfe, die ich bei solch einer schweren Arbeit von meinen Eltern erwarten kann, ist gutes Zureden. Und wie kann man schon allein eine Hütte bauen."
Rubislaw schüttelte energisch den Kopf.
"Allein? Warum allein, zähle ich gar nicht?", fragte Radik mit einiger Empörung nach.
"Ja würdest du denn wollen? Mit solch einem geschickten Helfer an meiner Seite könnte es schon möglich sein!"
"Willig ja, ob geschickt, muss sich erst noch erweisen", sagte Radik und schlug in die Hand ein, die Rubislaw ihm bot.
"Aber was wird Pritzbur sagen, wenn du den ganzen Tag in Okol bist? Vielleicht braucht er deine Hilfe und auch deine Gesellschaft wird ihm bisweilen fehlen", sagte Rubislaw etwas besorgt.
"Ich denke, er hat in nächster Zeit ohnehin mit seinen Geschäften zu tun. Die Tage sind jetzt lang, da wird sich schon Gelegenheit finden, des Abends mit ihm zusammenzusitzen", meinte Radik.
Die beiden Alten hielten noch immer ihr Nickerchen und blinzelten nur ab und zu. Rubislaw suchte mit geübtem Auge eine Stelle, die geeignet war, ein Haus darauf zu errichten.
"Das ist das Wichtigste, den richtigen Platz zu finden. Denn wie man weiß, hat ein Haus keine Beine und muss für immer dort stehen bleiben, wo man es errichtet hat", murmelte Rubislaw, während er angestrengt seinen Blick schweifen ließ.
Dann hob er einen Stock auf und begann, mit schnellen Bewegungen etwas in die lockere Erde zu ritzen, so als müsse er eilig das nachzeichnen, was er gerade vor sich sehe, bevor das Bild wieder verschwinde.
"Wenn schon, dann etwas großzügiger. Zwei Räume sollen es sein, nicht zu klein, aber so, dass sie sich im Winter gut beheizen lassen."
Rubislaw warf den Stock beiseite und vollführte mit der Hand senkrechte und waagerechte Bewegungen, als er gedanklich schon einmal die Balken setzte.
"Gut", sagte er schließlich, "Ich denke wir können gleich morgen anfangen."
"Morgen?", fragte Radik überrascht.
Es war früher Nachmittag, man hatte noch lange Tageslicht.
"Ich muss erst noch einige Werkzeuge und Hilfsmittel besorgen. Mit zwei Äxten werden wir nicht allzu weit kommen. Lass uns also nach Krakau zurückkehren, um diese Dinge zu erledigen. Aber zuerst sollten wir noch den Schweiß abspülen. Der Fluss hat einige seichte Stellen."
Die Umgebung von Krakau war Reich an Flüssen und Bächen. Dies war auch der Grund, warum sich zwischen Krakau und dem Wawel, also dort wo Okol lag, ein sumpfiges Gebiet erstreckte.
Das Wasser zog träge dahin und umspülte die Körper angenehm. An der Stelle, zu der Rubislaw Radik geführt hatte, ging das Ufer langsam in das Flussbett über und auch nach vielen Schritten war erst eine Tiefe erreicht, die die sanften Wellen bis an den Bauch reichen ließen.
Beide tauchten bis zum Hals unter und Radik verschwand schließlich ganz im Wasser. Rubislaw, der sich das Gesicht mit den Händen wusch, guckte etwas verdutzt, als Radik endlich wieder auftauchte.
"Komm, wir gehen weiter ins tiefere Wasser, hier kann man ja noch stehen", sagte Radik und ging einige Schritte.
"Ins tiefere Wasser?", hörte er schließlich Rubislaw hinter sich ungläubig fragen, "Da gehen Leute hin, die aus dem Leben scheiden wollen! Ich bin jedenfalls froh, dass ich hier noch stehen kann und bitte auch dich, nicht weiter zu gehen!"
"Nun sag bloß, du kannst nicht schwimmen!?", fragte Radik.
"Schwimmen? Warum? Bin ich ein Fisch?", gab Rubislaw verwundert zur Antwort.
"Aber es ist doch besser, wenn man dies beherrscht. Ist auch gar nicht schwer!"
"Ich wüsste nicht, wozu ich dies gebrauchen könnte. Lehr mich das Fliegen und ich sage ja. Aber Schwimmen?"
Rubislaw blieb skeptisch.
"Stell dir vor, du gehst ins Wasser und verlierst plötzlich den Boden unter den Füßen. Dann müsstest du ertrinken!", gab Radik zu bedenken.
"Deshalb gehe ich immer an dieser Stelle in den Fluss. Solange ich denken kann, ist das Wasser hier flach und so wird es auch noch lange sein, wenn ich schon im Flusse der Ewigkeit bade."
Rubislaw trat ein
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