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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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brauche niemanden, der mich betrügt oder hintergeht", sagte Pritzbur.
    "Am besten wäre also jemand, der euch gut bekannt ist, der die Handelsroute kennt und der den Männern den notwendigen Respekt abzufordern in der Lage ist", fasste Radik noch mal zusammen, "Und da fällt euch wirklich nicht ein, wen ihr fragen könntet? Das erstaunt mich nun doch!"
    Die Brüder sahen sich verdutzt an, dann schien Pritzbur begriffen zu haben und ein verwundertes Lächeln legte sich auf sein Gesicht.
    "Ja, natürlich! Aber würdest du denn … "
    "Ich doch nicht. Was verstehe ich schon vom Weg nach Danzig?", wehrte Radik ab.
    "Das würdest du schnell lernen! Wir wissen doch, was für ein schlauer Kopf du bist", meinte nun auch Wazlaw, der sich schon die Hände bei dem Gedanken rieb.
    "Nein!"
    Radik erhob sich ungeduldig.
    "Ich spreche von Rubislaw!", sagte er genervt.
    Die Brüder guckten irritiert. Ach so! Radik hatte ihre angespannte Stimmung bemerkt und sie aufzuheitern versucht. Na, dies war ihm gelungen! Beide brachen in herzliches Gelächter aus.
    Krachend schlug die Faust auf den Tisch, Pergamente fielen zu Boden.
    "Ihr Narren!", brüllte Radik mit all der Wut, die er gegen sich selbst empfand, seit er Rubislaw mit dummen Worten verletzt hatte. Eilig verließ er den Raum.
     
    Radik zog sich am nächsten Tag zum Angeln zurück und am Abend begegnete ihm Pritzbur wie sonst auch, ohne ein Wort über die Angelegenheit zu verlieren.
    "Nun bleiben nur noch wenige Tage, dann werden wir wieder wochenlang mit den Wagen unterwegs sein. Kälte und Schnee machen uns diesmal nicht zu schaffen, dafür kann es andere Widrigkeiten geben. Also Radik, genieße die verbleibende Zeit in Krakau und freue dich, dass es bald in die Heimat geht", sagte Pritzbur freundlich.
     
    Drei Tage später verließ Pritzbur mit zwölf Wagen Krakau und bildete mit anderen Händlern eine kleine Karawane, der sich auf dem Weg nach Norden stetig weitere Kaufleute anschließen würden.
    "Ohne Trossführer?", hatte Rubislaw Pritzbur verwundert gefragt, "Willst du die ganze Arbeit allein machen?"
    "Kann ich dabei nicht auf deine Unterstützung hoffen?", hatte Pritzbur ebenso verwundert zurückgefragt.
    "Doch, doch! Natürlich! Ich werde mein Bestes tun!", war Rubislaw sofort bemüht gewesen zu versichern.
    "Gut! Es soll auch deinem Lohne zuträglich sein." 
    Dieses Vorgehen Pritzburs war sehr geschickt. Hätte er Rubislaw zum Trossführer ernannt, wäre dieser vor der Verantwortung wohl zurückgeschreckt. Für Rubislaw war es am besten, ihm eine Arbeit zuzuteilen, welche er dann gewissenhaft erledigte, ohne über seine Stellung oder Verantwortung nachgrübeln zu müssen.
     
    Der warme Sommer machte die Reise zunächst sehr angenehm. Die Wege waren trocken und man kam gut voran.
    Radik beobachtete, wie Rubislaw alle Aufgaben eines Trossführers wahrnahm und sich dabei für einen einfachen Gehilfen hielt. Über mangelnden Respekt der Männer konnte dieser auch nicht klagen, nachdem er mehrmals sehr eindrücklich klargemacht hatte, dass er Widerworte bei der Arbeit nicht duldete. Ansonsten blieb er weiterhin der sanftmütige Riese.
    "Ich glaube, ich bin dir zu Dank verpflichtet", sagte auch Pritzbur eines Tages zu Radik und wies mit dem Finger unauffällig auf Rubislaw, der in der Nähe stand und mit ruhiger, kräftiger Stimme seine Anweisungen an die Leute gab, "Nicht auszudenken, wenn ich einen dieser Säufer oder Taugenichtse zum Trossführer gemacht hätte. Am Ende wäre all die Arbeit an mir selbst hängen geblieben."
    "Leider musste ich erst resolut werden, um euch die Ernsthaftigkeit meines Vorschlages klarzumachen. Ich hoffe, du siehst mir den barschen Ton nach", sagte Radik, dessen Stimme aber mehr die Freude des Triumphes, denn die Bitte um Entschuldigung heraushören ließ.
    "Nein, nein! Du hast nur recht getan! Wem es an der Fähigkeit zur Wahrnehmung mangelt, dem muss man die Augen öffnen, ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten! Mir scheint, du hast Rubislaw in den wenigen Wochen in Krakau besser kennen gelernt, als ich in den Jahren, die er mich nun schon auf den Handelsreisen begleitet. Vielleicht hast du auch einen besonderen Blick für das Wesen eines Menschen", meinte Pritzbur und trat dicht an Radik heran, "Mein Angebot, dich in meine Dienste zu übernehmen, gilt nach wie vor. In einigen Jahren wird mir das Reisen zu beschwerlich und dann würde ich diese interessante Aufgabe gerne an einen verlässlichen Menschen übertragen, dem ich blind

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