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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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an die Kreidefelsen Rügens, auch wenn sie andere Dimensionen besaßen.
    ´Nicht nur ihre Wohnstätten und Gottestempel, auch ihre Berge sind größer als die unsrigen.´, dachte Radik beeindruckt.
    In einer alten, etwas verfallenen Holzhütte suchte Rubislaw seine Eltern auf, zwei dürre alte Menschen, die draußen auf einer Bank saßen und in die Sonne blinzelten. Sie lachten mit ihren fast zahnlosen Mündern, als sie ihren Sohn erblickten. Die Mutter, deren Rücken krumm war, kam ihnen mit schnellen Schritten entgegen, was Radik ihr vom ersten Anschein gar nicht zugetraut hätte.
    "Söhnchen, Söhnchen! Da bist du endlich!"
    Sie drückte ihren Kopf kurz an seine Brust, während sich der Vater langsam auf unsicheren Beinen näherte.
    "Wie ist es euch den Winter über ergangen?", fragte Rubislaw und reichte seinem Vater beide Hände.
    "Gut, Söhnchen, gut! Wir sind nicht totzukriegen, das weißt du doch!"
    Rubislaw stellte seinen Eltern Radik vor und warf dann einen kritischen Blick auf die Hütte.
    "Da hat der Wind mal wieder mächtig am Holz gewackelt. Aber das bekomme ich schon wieder hin."
    Er umrundete die Hütte mehrmals, besah sich alles ganz genau und ging dann in einen kleinen Schuppen, um wenig später mit zwei Äxten wieder herauszukommen, wovon er eine Radik in die Hand drückte.
    "Gegen Mittag sind wir wieder zurück. Es wäre schön, wenn ihr bis dahin einem euer Vögelchen etwas Feuer unterm Federkleid machen könntet!"
    "Gerne Söhnchen, du sollst in deinem Elternhaus keinen Hunger leiden müssen", sagte die Alte und lenkte ihre Schritte zu dem Verschlag, in dem sich einige Gänsehälse reckten.
    Rubislaw und Radik machten sich auf den Weg in den nahe gelegenen Wald.
    "Ich werde ein paar Bäume fällen müssen, sei auf der Hut!", sagte Rubislaw und begann mit mächtigen Schlägen auf einen Stamm einzuhauen.
    Radik zupfte ihm am Ärmel.
    "Und was soll ich tun?"
    "Wenn der Baum erstmal liegt, kannst du ihm fein säuberlich die Äste abschlagen. Dies ist gar nicht so einfach. Sei vorsichtig, die Äxte sind sehr scharf."
    Dann setzte Rubislaw seine Arbeit fort und noch als der Stamm im Fallen war, ging er weiter und hieb auf den nächsten Baum ein.
    Dem Rauschen folgte ein Krachen und schon lag der lange Baumstamm Radik zu Füßen. Schnell merkte er, dass das Entfernen der Äste tatsächlich nicht so leicht war. Man musste sich Bücken und immer auf der Hut sein, sich nicht mit der Axt in das eigene Bein zu schlagen. Zudem stand man inmitten des Geästes nicht gerade auf festem Grund.
    Bevor Radik den ersten Baum auch nur bis zur Hälfte entastet hatte, war drei weitere Male ein Rauschen und ein Krachen zu hören gewesen. Er sah, wie sich nun auch Rubislaw an das Wegschlagen der Äste machte und hierbei ungleich schneller vorankam. Sein narbiges Gesicht war rot, der Ärmel wischte immer wieder darüber, aber schnell rann der Schweiß von neuem.
    Die Stämme wurden anschließend von Rubislaw zurechtgehauen und schon schulterte er zwei von ihnen, während Radik Mühe hatte, einen, noch dazu einen dünneren, zu tragen. Der Weg zur Hütte zurück mutete Radik mindestens doppelt so lang an, wie am Morgen. Doch der Duft, der ihnen dann entgegenströmte, ließ die letzten Schritte eilig werden.
    Eine Gans mit kross gebratener Haut erwartete sie und dazu gab es, für Radik noch völlig unbekannt, dicke Knödel, über die das ausgebratene Fett gegossen wurde. Die fast zahnlosen Alten hielten sich aus verständlichen Gründen mehr an die Knödel, als an das Fleisch und so brauchte Rubislaw sich mit seinem Appetit nicht zurückzuhalten.
    Nach dem Essen bot Rubislaws Vater irgendeinen Schnaps aus einer tönernen Flasche an.
    "Und nun noch etwas ganz besonderes! Da steckt nur das Beste drin, eigenhändig von mir gesammelt!"
    Radik hatte zwar eigentlich wenig Lust, von dem Fusel zu kosten, aber der Alte machte so ein Aufheben und zwinkerte ihm freundlich zu, dass es wohl unhöflich gewesen wäre, das Angebot abzulehnen, zumal sogar die Mutter sich davon einschenken ließ.
    Die Flüssigkeit brannte zunächst auf der Zunge, entfaltete dann aber einen sehr würzigen Geschmack und glitt wärmend durch den Hals in den Magen. Nach dieser üppigen Mahlzeit tat das sehr wohl.
    "Das ist der flüssige Wald", sagte der Vater.
    Während die Mutter das Geschirr wegräumte, setzte sich der Alte wieder nach draußen auf die Bank, wo ihm nach und nach der Kopf auf die Brust sank. Bald setzte sich auch seine Frau dazu und tat es ihm

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