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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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zu Radik, "Nun, für dich wird sich auch ein Platz finden", fügte er mit Blick auf Rubislaw hinzu, der etwas erstaunt guckte.
    "Ich wollte weiter nach Okol, meine Eltern benötigen sicher meine Hilfe", wandte er ein.
    "Ja, ja! Ich habe aber gesagt, dass du bei Radik bleibst. Sonst finde ich keine Ruhe und ich muss nun doch Besorgungen erledigen, für die ich einen klaren Kopf brauche. Also keine Widerrede, deine lieben Alten werden auch einen Tag länger ohne dich auskommen! Gleich morgen könnt ihr nach Okol reiten, aber am Abend seid ihr wieder zurück!"
    Die meisten Männer, die zu Pritzbur gehörten, hatten in Krakau oder der näheren Umgebung Familie. Sie kümmerten sich die nächste Zeit um ihre eigenen Geschäfte, bevor es im Spätsommer wieder auf die Reise nach Norden ging.
    Pritzbur besaß ein großes Haus, in dessen einer Hälfte seine Familie wohnte und in der anderen Hälfte ein Bruder mit Frau. Überschwänglich wurde Radik begrüßt, nachdem er als Lebensretter und Freund vorgestellt worden war.
    Sofort wurden die Waren entladen und in große Schuppen gebracht, die im hinteren Bereich des Grundstückes standen. Dann zog sich Pritzbur mit seinem Bruder zurück, beide hatten schon seit ihrem Wiedersehen von nichts anderem als dem Geschäft gesprochen.
    "Nur die Arbeit im Kopf. Nun ruhe dich doch erst mal aus, oder soll dich am Ende noch der Schlagfluss dahinraffen?", schimpfte Pritzburs Frau, die dafür nun Radik freundlich am Arm nahm, ihn in einen großen Raum führte und dort einen mit Leder bezogenen Stuhl zum Sitzen anbot.
    Die junge Frau, die kurz darauf eine Kanne mit kaltem Wasser und frisches Obst auf den Tisch stellte, wurde als jüngste Tochter vorgestellt. Sie war wohl älter als Radik, von kleiner, gedrungener Gestalt und mit einem groben Gesicht. Radik war über ihr nicht gerade einladendes Äußeres sehr zufrieden, da er so nicht in die Versuchung kam, die Gastfreundschaft in diesem Hause für irgendwelche unkeuschen Zwecke auszunutzen.
    Pritzbur betrat den Raum und beugte sich zu Radik.
    "Ich weiß, es ist dein erster Abend in Krakau, den zu genießen du allen Grund hast. Aber mein Bruder und ich benötigen kurz deine Fertigkeiten."
    Er hatte sich bemüht zu flüstern, aber seine Frau hatte das Anliegen mitbekommen.
    "Das schlägt dem Fass aber nun doch den Boden aus. Was bist du nur für ein Gastgeber. Nicht genug, dass du an nichts anderes als deine Geschäfte denkst! Nun soll der Junge auch noch zur Arbeit gedrängt werden!", rief sie empört.
    "Von den Geschäften, die du mir da immer vorzuwerfen pflegst, lebst du immerhin auch nicht schlecht, Weib. Such dir am besten gleich einen Tagedieb, der immer Zeit für dich hat, doch müsstest du dann wohl im Walde hausen", gab Pritzbur zurück und schob Radik zur Tür hinaus.
    Der Bruder, sein Name war Wazlaw, blickte erleichtert auf. Er saß an einem Tisch voller Pergamente. Schnell erhob er sich und bot Radik den Stuhl an, so als würde er einem großen Magier die Bühne überlassen.
    "Erstaunlich, sehr erstaunlich", murmelte er immer wieder, als er sah, mit welcher Geschwindigkeit Radik die Berechnungen ausführte, die Pritzbur ihm mit dem Finger auf verschiedenen Blättern zeigte.
    Wie sich herausstellte, führte Wazlaw im unteren Geschoß seiner Hälfte des Hauses einen Laden, in dem er mit verschiedensten Waren handelte. Daneben betrieb er noch einen Stand auf dem Marktplatz. Dort sollten nun auch die Salzheringe verkauft werden und jetzt wollten die Brüder errechnen, welche Preise man veranschlagen musste, um einen guten Gewinn zu erzielen. Hierfür waren erst einmal alle Ausgabeposten zu ermitteln und zusammenzurechnen, über die Pritzbur während der langen Reise akribisch Buch geführt hatte.
    Die angespannten Gesichter lösten sich nach und nach immer mehr und schließlich waren die Brüder sehr zufrieden, als klar wurde, dass der Gewinn in diesem Jahr so hoch ausfallen würde, wie schon lange nicht mehr.
    "Danke Radik. Du solltest stets unsere Bücher führen", sagte Wazlaw und klopfte Radik auf die Schulter.
    "An mir war es nur, die richtigen Beträge zu ermitteln. Die Zahlen sind unbestechlich", wehrte Radik die Ehre ab.
    "Ich habe gerade bemerkt, dass ich Lagomir noch einen Teil seines Lohnes schulde. Doch dies, so glaube ich, wird er verschmerzen können."
     
    Okol war eine kleine Siedlung, die zwischen Krakau und der Burg auf dem Wawel lag. Die riesigen Kalksteinerhebungen des sich anschließenden Gebirges erinnerten Radik

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