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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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Deshalb versuchte sie, so schnell es ging mit der Beute fortzufliegen, die zappelnd zu entweichen suchte. Mit lautem Kreischen folgten einige anderen Möwen, die sie sich mit geschickten Ausweichbewegungen vom Leibe hielt.
    Nach einer Weile verloren die Verfolger das Interesse und wandten sich wieder den Fischschwärmen zu. Die Möwe aber flog zunächst weiter, denn noch hatte sie keinen geeigneten Platz erspäht, wo sie ihr Mahl ungestört verspeisen könnte.
    Unter ihr wuselte geschäftig eine Menge von Menschen, die soeben ihr Tagewerk begonnen hatten. Der ringförmige Wall der Burg wirkte von hier oben weniger wuchtig, fast so, als handele es sich um eine natürliche Erhebung.
    Endlich schien der rechte Platz gefunden, an dem sie sich niederlassen konnte. Der Fisch, der nur noch sehr schwache Lebenszeichen von sich gab, war zu groß, um ihn in einem Stück herunterschlucken zu können. So setzte sich die Möwe also in die Nähe einer breiten Böschung, wo keinerlei Störungen durch hungrige Artgenossen zu erwarten waren, und begann, auf den silbrigen Leib ihrer Beute einzupicken.
    Abgelenkt durch das etwas beschwerliche Tun und die starke Fressgier bemerkte die Möwe nicht die sich bedrohlich nähernden Geräusche, obwohl diese sogar leichte Erschütterungen des Bodens verursachten und wäre beinahe von den Hufen des Pferdes erschlagen worden, das mit einem gewaltigen Satz über die Hecke gesprungen kam. Im letzten Augenblick flatterte sie kreischend beiseite, zu Tode erschrocken.
    Der Fisch wurde zertrampelt und in schmutzige Fetzen verwandelt. Dennoch versuchte der hungrige Vogel sogleich, kaum dass sich das schwarze Pferd samt Reiter entfernt hatte, einige dieser Stücken aufzulesen und sich mit ihnen den Magen zu füllen.
    Gerade als die Möwe an einem größeren, mit einer Flosse versehenen Fischteil würgte, schien sich die Szene zu wiederholen. Wieder krachten Hufe auf den Boden und wirbelten sogleich Erde und Gras auf.
    Der Vogel, der diesmal noch knapper entkommen war, setzte in großer Eile zum Flug an und blickte sich nun nicht mehr um, ob noch etwas vom Fisch übrig sei.
     
    Radik hatte sich nach unruhiger Nacht sogleich bei Tagesanbruch auf den Weg nach Garz gemacht.
    Nur einmal noch blickte er sich nach der Hütte um, in der Gewissheit, dass sein Quartier in den nächsten Wochen etwas ungemütlicher sein würde. Doch dies erfüllte ihn nicht mit Sorge, sondern mit großer Befriedigung, denn endlich würde nun das Wirklichkeit werden, wovon er so lange geträumt hatte.
    Um zur Fürstenburg nach Garz zu gelangen, musste Radik die große Insel ganz von Norden nach Süden durchqueren. Dies würde er schaffen, weit bevor die Sonne ihren mittäglich höchsten Stand erreicht haben sollte. Dennoch wollte er keine weitere Zeit verlieren und trat seinem Pferd ungeduldig in die Flanken.
    Nachdem er eine Weile geritten war, bemerkte er einen anderen Reiter in seinem Rücken, was er zunächst nicht weiter beachtete. Doch als dieser Fremde beharrlich seinem Weg folgte, zügelte er seinen Hengst und blickte sich neugierig um.
    "Macht dein Pferd schlapp oder hast du es dir noch anders überlegt? Vielleicht ist das Kriegshandwerk doch nicht das Rechte, wenn man sein Leben lang nach Fisch gestunken hat."
    Radik erkannte sogleich Nipud, der ja, wie er wusste, auch nach Garz unterwegs war, um dort in die Reihen der Soldaten aufgenommen zu werden. Er hatte gehofft, diesem unberechenbaren Dummkopf nicht so zeitig über den Weg zu laufen und wusste nun nicht, wie er auf die provozierenden Worte reagieren sollte.
    Das Problem löste sich von selbst, da Nipud mit seinem Pferd nicht näher kam, sondern auf einen anderen Pfad auswich. Daher setzte auch Radik den Weg fort, hielt aber seine Sinne geschärft.
    Ab und zu erblickte Radik seinen ungeliebten Begleiter von Ferne und maß diesem bald keine besondere Beachtung mehr zu. Als man dem Ziel jedoch bereits sehr nahe gekommen, schwenkte Nipud wieder hinter Radik auf den Weg ein und kam langsam näher.
    "Gleich kannst du zeigen, was in dir steckt", sprach Radik leise zu seinem Hengst und klopfte diesem den Hals.
    In dem Moment, da Nipud sich anschickte, Radik zu überholen, ließ dieser Kuro das Tempo beschleunigen, gerade soweit, dass Nipud nicht vorbeiziehen konnte. Die Pferde wurden immer schneller und begannen wild zu schnauben, doch keiner der beiden Reiter wollte den längst begonnenen Wettkampf ausrufen.
    "Ich glaube, der Weg ist nicht breit genug für uns zwei!

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