Svantevit - historischer Roman (German Edition)
war gar nicht aufgefallen, zu welcher Schönheit sie mittlerweile herangereift war. Nun konnte er seinen Bruder gut verstehen.
"Das ist keine schlechte Idee. Wir waren uns noch nicht ganz darüber klar, was wir mit diesem Nachmittag anfangen wollten. Wenn ihr nichts dagegen habt, würden wir uns euch gern anschließen", trieb Radik die Sache ohne große Umschweife weiter voran.
"Ich tue mich aber immer etwas schwer mit den Rudern", erklärte Watira fast schüchtern und machte damit die Tür weit auf für das Eingreifen einer helfenden Hand, doch derjenige, den dies eigentlich angehen sollte, verpasste den Einsatz.
"Dies dürfte kein Problem sein, wenn wir dir einen der besten Seefahrer zur Seite stellen, jemanden, der Bootsplanken sein eigentliches Zuhause nennt."
Mit einem kleinen Schubs erweckte Radik seinen Bruder aus der Erstarrung.
"Wenn du nichts dagegen … äh, wenn du möchtest … ich würde", stammelte Ivod schließlich.
"Und ich trage mein Geleit der anderen Dame an", rettete Radik die Situation.
"Was ich dankend annehme", antwortete Zasara sofort, worauf beide sich daran machten, ein Boot zu besteigen und den zwei anderen bedeuteten, es ihnen gleich zu tun.
Bald trieben die beiden Boote nebeneinander, von ruhigen Riemenschlägen sacht vorwärts getrieben.
"Wie wäre es mit einer kleinen Wettfahrt?", fragte Radik schließlich und begann sogleich das Tempo anzuziehen.
Ivod stutzte kurz, hielt es dann aber für unpassend, sich dieser Herausforderung nicht zu stellen und legte sich, zunächst etwas widerwillig, auch stärker in die Riemen. Dann packte ihn aber doch der Ehrgeiz, was ihn schnell aufholen ließ. Doch Radik war stets knapp vor ihm, als sich Watira schließlich zu Ivod auf die Ruderbank setzte und beide nun mit vereinten Kräften den Kampf aufnahmen, wobei sie sogleich den richtigen Takt fanden.
Radik fühlte sich nun noch weiter angespornt und verstärkte seinen Einsatz, doch Zasara trat ihm leicht gegen das Knie, was er sogleich richtig verstand. Nachdem nun also Ivod und Watira die kleine Wettfahrt gewonnen hatten, verschnauften erst einmal alle und als Radik sah, wie seine beiden Kontrahenten im anderen Boot sich anlächelten, glaubte er, seine Aufgabe erfüllt zu haben.
"Die beiden scheinen sich gut zu verstehen", stellte auch Zasara fest, als man sich schon wieder auf dem Heimweg.
Ivod und Watira waren bereits vorgegangen.
"Auf jeden Fall sind sie sich etwas näher gekommen. Alles andere muss sich entwickeln", meinte Radik zufrieden, "Vielleicht könntest du dein Schwesterchen heute Abend ja mal ganz nebenbei fragen, wie ihr Ivod nun gefällt. Nur damit wir wissen, ob vielleicht weitere Anstrengungen unsererseits vonnöten sind."
"Das brauche ich nicht. Ist alles bereits geklärt."
"Was soll das heißen?" fragte Radik verblüfft.
"Sie hat von Anfang an Bescheid gewusst oder dachtest du, sie hätte es nicht ohnehin gemerkt? Ivod gefällt ihr mit seiner ruhigen, geduldigen Art. Auch sei er klug und humorvoll, habe hübsche Augen und könne schön lächeln. Na ja, es war also nicht gerade notwendig, sie zu diesem kleinen Spiel zu überreden", erklärte Zasara wie beiläufig.
"Du hast sie also in alles eingeweiht und während mein Bruder ihr aufgeregt zu gefallen suchte, hatte sie sich längst entschieden?"
"Was schadet es, einem hübschen Mädchen mit etwas Herzklopfen zu begegnen?"
"So seid ihr", stellte Radik heiter fest.
"Wie?"
"So eben."
Sie waren an der Hütte angelangt und er streichelte zärtlich über ihre Wange. Doch als sie sich bereits mehr erwartete, löste er sich von ihr.
"Bis bald", sagte er freundlich und sah ihr kurz tief in die Augen, bevor er sich entfernte.
Sein Herz schlug etwas schneller und im Bauch kribbelte es, doch er gab sich alle Mühe, dies nicht nach außen zu zeigen, war er doch selbst davon etwas überrascht. Wie konnte er solche Gefühle hegen? Er versuchte, diese Gedanken zu verdrängen, aber sein Traum in der folgenden Nacht hatte blondes, weiches Haar.
Die Fürstenburg Garz
Nur kurz blitzten die Fischleiber unter der Wasseroberfläche auf, um sogleich wieder zu verschwinden. Doch dieser kleine Augenblick konnte ihnen zum tödlichen Verhängnis werden, denn dutzende Paare von Möwenaugen verfolgten jede Bewegung genau und bald schon stieß einer der gefiederten Nimmersatte hinunter.
Nachdem die Möwe ihr Opfer mit dem Schnabel gepackt hatte, wurde sie nun selbst zum Ziel der Attacken ihrer Artgenossen.
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