Svantevit - historischer Roman (German Edition)
ihm einer der anderen Ausbilder durch ein Kopfschütteln zu verstehen gegeben, dies zu ignorieren und auf den Burschen neben ihm gezeigt – das war Radik. Also ging Radik ohne zu zögern dem Schicksal entgegen, die Waffe angriffslustig erhoben und mit der besten Absicht, sich so gut wie möglich aus der Affäre zu ziehen.
Dabei bemerkte Radik, der seine Konzentration ganz auf den Gegner richtete, nicht, dass Granza mit seiner Zurückweisung nicht einverstanden war und ebenfalls, etwas seitlich hinter ihm, auf Kolmak losmaschierte. Schon war Radik dich heran und holte zum Schlag aus, von dem er annahm, dass Kolmak ihn genauso gekonnt parieren würde, wie diejenigen der vorherigen Angreifer. Radik fiel kein besonderer Trick ein, wie er dem gut geübten Kolmak beikommen sollte, aber er wollte seine Attacke zumindest mit voller Kraft ausführen. Doch durch die Schritte des sich ebenfalls nähernden Granza war Kolmak abgelenkt und so sah Radik fast ungläubig, wie sein Holzschwert ungehindert gegen das Haupt des Gegners flog und im letzten Augenblick gelang es ihm, die Schlagrichtung leicht zu ändern, so dass er Kolmak an der Stelle traf, an welcher der Kopf in den Rumpf mündete und für einen kurzen Augenblick der Ansatz eines Halses zu erkennen war, welcher sonst zu fehlen schien.
Das knallende und knackende Geräusch ließ das Schlimmste erahnen und wie zur Bestätigung fiel Kolmak langsam vornüber auf die Knie. Radik bemerkte erst jetzt, dass Granza neben ihm stand. Beide waren starr vor Schreck, wie auch die anderen Umstehenden regungslos verharrten. Radik erinnerte sich, wie er im Frühjahr den Bauern mit der Schaufel niedergestreckt hatte, der ihn nicht für seine Mühen beim Brunnenbau entlohnen wollte.
Erst als Kolmak mühsam versuchte, sich die Binde von den Augen zu schieben, sprangen ihm hilfreich einige Männer zur Seite. Fassungslos blickte er auf Radik und Granza, wohl in der festen Annahme, diese beiden Halunken hätten ihn im planvollen Zusammenspiel niedergestreckt. Man sah ihm an, wie es in seinem Kopf arbeitete und er überlegte, wie er nun reagieren sollte. Mit der linken Hand rieb er sich die Stelle, an welcher ihn der Schlag getroffen hatte, wobei er sich ein leichtes Stöhnen nicht verkneifen konnte. Ebenso langsam, wie er zuvor gefallen war, erhob er sich nun und stieß jeden weg, der ihm hierbei behilflich sein wollte.
Natürlich konnte er über diesen Vorfall nicht einfach so hinweggehen, andererseits würde ihn ein blindes Bestrafen als schlechten Verlierer dastehen lassen. Zudem wurde die Sache dadurch kompliziert, dass er den einen der Burschen als den Sohn des Litog erkannte und da war Zurückhaltung geboten.
"Wie ist dein Name?", waren seine ersten Worte, die nicht sehr freundlich klangen.
"Granza."
"Du bist der Sohn des Litog?"
"Ja, der bin ich", antwortete Granza, "Vielleicht darf ich erklä …?"
"Schweig!", brüllte Kolmak, "Und wer bist du?"
"Ich heiße Radik."
Kolmak stutzte einen kurzen Moment.
"Bist du nicht einer der Burschen, welche die Garde der Tempelburg Arkona verstärken sollen?"
"So ist es", bestätigte Radik.
"Sieh an!", sagte Kolmak und kniff die Augen leicht zusammen, "Da haben sich zwei gefunden, die sich wohl unter einem besonderen Schutz wähnen und glauben, mal eben einen kleinen Spaß wagen zu können!"
"Aber, es war …"
"Du sollst schweigen!", unterbrach Kolmak Granza erneut barsch, wobei er seine Wut nun nicht länger verbergen konnte, "Ihr zwei meint also, es mit mir aufnehmen zu können? Das wollen wir doch einmal sehen!"
Radik blickte zu Granza und sah, dass dieser gern den Irrtum aufklären wollte, sich aber nicht traute, noch mal das Wort zu erheben. Auch er selbst verspürte wenig Lust, weiteren Zorn auf sich zu ziehen und so warteten beide furchtsam, was Kolmak nun wohl zu tun gedachte.
"Ich werde euch schon bald die Gelegenheit geben, euch zu beweisen! Ihr beide gegen mich. Doch werde ich diesmal nicht mit Blindheit geschlagen sein! Gleich Morgen früh wollen wir die Sache austragen!", sagte Kolmak und entfernte sich.
Unter normalen Umständen hätte Radik vor einem solchen kleinen untersetzten Männchen wenig Angst verspürt, doch wusste er nur zu gut, wie meisterlich Kolmak den Schwertkampf beherrschte.
"Er wird uns wohl ganz fürchterlich verprügeln", meinte Granza, als sie abends auf ihren Bänken lagen.
"Uns?", fragte Radik etwas spöttisch, "Wird er es wirklich wagen, dem Sohne des Litog ein solches Leid anzutun?"
"Von
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