Svantevit - historischer Roman (German Edition)
das Tänzchen wird nicht allzu lange dauern", meinte er zu Granza und Radik, denen die gute Laune ihres Kontrahenten nichts Gutes verhieß.
Er wies an, den Beiden Schilde und Holzschwerter auszuhändigen, während auch er selbst diese Ausrüstung aufnahm. Nicht nur die Spannung der Akteure, sondern auch jene der Zuschauer nahm nun zu, was unschwer daran zu erkennen war, dass die Menge verstummte. Niemand wollte etwas von dem Spektakel verpassen, welches sich ihnen hier wohl gleich bieten würde.
"Die Regeln dürften bekannt sein. Ihr beide gegen mich", verkündete Kolmak lautstark, "Und seid nicht zimperlich, ich werde es auch nicht sein!"
Die beiden Angesprochenen hielten ihre Schilde, Radik links und Granza rechts, während ihre Holzschwerter nach im Gras lagen. Sie stellten sich dicht nebeneinander, sodass die schwertführende Hand jeweils außen war. Radik zog ein Lederband hervor und schnürte damit die inneren Oberarme fest zusammen, wobei Granza ihm half. Nun waren sie, die zusammen in dieses Schlamassel geschlittert waren, auch auf Gedeih und Verderb aneinander gebunden.
Von dieser Prozedur hatte Kolmak, der noch einige Worte mit seinen Männern wechselte, nichts mitbekommen. Er hatte zwar getönt, dass die Angelegenheit nicht lange dauern würde, machte nun aber keine Anstalten, schnell zur Sache zu kommen, da er es sichtlich genoss, von der Menge mit erwartungsvollen Augen angestarrt zu werden.
Radik und Granza begaben sich an ihren Platz.
"Kannst du deinen Schild noch ausreichend bewegen?", fragte Granza flüsternd, woraufhin Radik langsam den Unterarm bewegte, um so seinen Handlungsspielraum feststellen zu können.
"Es geht ganz gut. Ich meine, es müsste ausreichen", antwortete Radik, "Wichtig ist, dass wir ihn immer gleichzeitig attackieren. Es wird ihm sicher gelingen, Treffer zu landen, doch sollten auch wir einige Hiebe anbringen können, wenn wir zugleich auf ihn einschlagen."
"Aber bitte keinen Übermut", forderte Granza, "Wir werden uns darauf beschränken, seine Angriffe zu parieren. Er ist ein erfahrener Fuchs und wird jede Chance nutzen."
"Seid ihr bereit?!", riss Kolmaks dröhnende Stimme die Beiden aus ihrer Unterhaltung.
Sie nickten rasch.
"Hat euch die Furcht bereits die Sprache verschlagen?", fragte Kolmak grimmig, "Ihr steht da, wie zwei Kinder, die sich vor dem Unwetter ängstigen, als könne euch nichts auf der Welt trennen.."
"Wie Recht du hast", flüsterte Radik.
Wie sie es sich bereits gedacht hatten, war Kolmaks Strategie zunächst darauf angelegt, seine beiden Kontrahenten voneinander zu trennen. Eigentlich hatte er wohl gehofft, sie würden ihn von verschiedenen Seiten angreifen. Wiederholt versuchte er nun, zwischen ihre Schilder zu schlagen, und sie irgendwie dazu zu bringen, sich voneinander zu lösen.
Sehr schnell bemerkte er, dass er selbst auch sehr auf der Hut sein musste. Es kam ihm bald so vor, als kämpfe er gegen einen einzigen recht breit gewachsenen Feind, der über vier Arme verfügt. Auch wenn er einen seiner beiden Kontrahenten mit dem Schild wegzustoßen suchte, gelang dies nicht, da dessen Gewicht ihm doppelt vorkam und der andere nie von seiner Seite wich.
Schließlich brachte er bei Radik einen schmerzhaften Schlag gegen die Schulter an, was diesen zusammenzucken und leicht einsacken ließ. Normalerweise hätte Kolmak damit das Ende seines Gegners eingeleitet und durch schnelles Nachsetzen den Kampf entschieden. Gerade aber, als er nun Radik den Rest geben wollte, schlug ihm Granza kraftvoll in die Seite, was ihn gar zu einem Schmerzesschrei nötigte.
Also wich Kolmak kurz zurück, entschlossen, nun erstmal auch Granza anzugehen. Dieser kurze Moment hatte Radik aber genügt, sich wieder zu besinnen, so dass der Angriff auf Granza jetzt von ihm durch Hiebe in die Seite des Gegners unterbunden wurde.
Wieder ging Kolmak einige Schritte rückwärts. In seinem Gesicht machte sich nun Ratlosigkeit breit und man sah ihm an, wie es in seinem Kopf arbeitete.
"Kommt schon! Greift mich an!", rief er, "Oder traut ihr euch zu zweit nicht, gegen einen Einzelnen zu kämpfen?"
"Zu zweit schon!", bestätigte Granza und beide gingen mit langsamen Schritten auf Kolmak zu, der seine Gegner mit flinken Augen musterte.
So langsam schien er den Braten zu riechen und wich seitlich vor ihnen aus. Radik und Granza, die bestrebt waren, ihn nicht in den Rücken zu bekommen, drehten sich jeweils mit, wobei sie eine gewisse Steifheit in den Bewegungen nicht zu verbergen
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