Svantevit - historischer Roman (German Edition)
einem Mann halten, der nicht einmal gesunden Nachwuchs zeugen kann."
Der Fausthieb, den Radik Nipud mitten ins Gesicht schmetterte, ließ sofort die Umstehenden dazwischenspringen.
"Genug! Hebt euch euren Eifer für die Dänen auf!", zürnte ihnen Zambor lautstark.
Die dänischen Truppen zogen in großer Eile zur Tempelburg nach Arkona, wohl in der vagen Hoffnung, dort einen Überraschungssieg erzielen zu können.
Radik hatte seine Bogenschützen in dichter Reihe auf dem Wehrgang postiert und hieß sie Deckung halten. Erst als sich genug der vorstürmenden Dänen dem Tor genähert hatten, gab er das Kommando zum Abfeuern der tödlichen Geschoße, die sogleich eine Vielzahl der Angreifer niederstreckten. Wer noch konnte, trat umgehend die Flucht an.
Doch angesichts der dänischen Streitmacht, die sich da in sicherer Entfernung aufbaute, bedeutete dieser Anfangserfolg keine wirkliche Schwächung des Gegners. Wichtig war vor allem, einen Überraschungserfolg vereitelt zu haben.
Ein paar mal noch versuchten die Dänen vorzustoßen, auch in der Nacht und am nächsten Tag. Doch zur Erleichterung zeigte sich bald, dass sie keinerlei Belagerungswaffen mit sich führten und eine Belagerung auch nicht beabsichtigten. Hierzu wäre ein planvolles Vorgehen erforderlich gewesen, um die eigenen Truppen über lange Zeit versorgen zu können, während man die Burg allmählich aushungerte. Und dafür hätte man einige Wochen Zeit benötigt, da in der Burg gewöhnlich ausreichend Vorräte lagerten.
Also begannen die Dänen, ungeschützte Dörfer zu plündern und zu brandschatzen. Schließlich stachen sie mit ihrer Flotte wieder in See, segelten aber nicht heim, sondern landeten nun an der Ostküste Rügens an, in der Hoffnung, hier mehr Erfolg zu haben. Doch auch hier befand sich eine wehrhafte Burg, in deren Schutz sich die Ranen rasch zurückzogen.
Die Tempelgarde aus Arkona war derweil auf dem Landweg nach Osten geeilt und näherte sich den dänischen Truppen im Schutze dichter Wälder. Krieger anderer Burgen taten es ihnen gleich.
"Wir wollen wie ein Bienenschwarm sein", hatte Radik seinen Männern eingeschärft, "Ein einzelner Stich ist allenfalls ärgerlich, doch Stich auf Stich kann selbst ein Pferd töten."
Hierbei kam ihnen der Umstand entgegen, dass sich der Feind auf der Suche nach lohnender Beute und im sicheren Glauben eigener Überlegenheit weit auseinander zog. Diese Leichtsinnigkeit nutzend schnellten die Ranen in kleinen Gruppen zu Angriffen vor und zogen sich zurück, ehe die Dänen noch ganz zur Besinnung kamen und ihre Truppen zusammenziehen konnten. Dies wiederholte sich viele Male, bis der Gegner dessen überdrüssig wurde und die Insel unter doch beachtlichen Verlusten verließ.
Auch bei den Ranen waren Männer verletzt worden und zu Tode gekommen. Dennoch wurde der Ausgang des Kampfes als Sieg angesehen und ausgelassen gefeiert.
Doch war die Sache insgesamt eher nachteilig für die Ranen, wie sie schon bald merken sollten. Den Angriff der Dänen hatten sie durch erneute Überfälle auf deren Küsten provoziert und hierbei nicht damit gerechnet, dass eine derartige Auseinandersetzung auch den Sachsenherzog veranlassen könnte, wieder über einen Feldzug nach Rügen nachzudenken und genau dies geschah jetzt. Heinrich der Löwe hätte mit den Verhältnissen, wie sie im Augenblick waren, durchaus in nächster Zeit leben können. Die Gefahr jedoch, dass sich die Dänen Rügen gewaltsam einverleiben könnten, erforderte sein entschlossenes Handeln, um die eigenen Interessen in der Region zu wahren. König Waldemar konnte er einen Waffengang nach Rügen nicht verbieten, so musste er sich also unbedingt zumindest seinen Anteil an der Beute sichern, bestenfalls würde er den Dänen sogar zuvorkommen.
Böse Vorzeichen
Der oberste Priester war außer sich vor Zorn.
"Was denkt sich diese Laus, will er uns spotten?! Wie kann er es wagen, unsere Götter derart zu beleidigen?!"
Seitdem ihm die Nachricht überbracht worden war, dass ein als Fischhändler verkleideter Mönch auf der Insel seine christliche Lehre unter das Volk zu bringen suchte, tobte der Oberpriester, wie Radik es selten zuvor gesehen hatte.
"Dieser Frevel muss gestraft werden! Bringt mir diesen Mönch und findet heraus, ob sich noch mehr von diesem Pack hier eingeschlichen hat. Ich kann mir kaum vorstellen, dass er keine Helfer hat."
"Was hast du dann vor?", fragte Zambor in ruhigem Ton.
"Die Götter können nur durch ein
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