Svantevit - historischer Roman (German Edition)
Opfer besänftigt werden. Niemand soll es sich noch einmal getrauen, die deren Ansehen durch solch vermessenes Tun zu besudeln. Der Kopf des Mönches wird schon morgen vor dem Tempel aufgepflanzt!"
"Würde es nicht reichen, die Peitsche einen gebührlichen Tanz auf seinem Rücken vollführen zu lassen. Gerade in der jetzigen Situation wäre der Tod des Mönches …"
"Er wird sterben!"
"Ich hoffe, ich kann mich auf dich verlassen", sagte Zambor später leise zu Radik, "Wenn der Priester seinen Plan ausführt, würde dies sämtliche Kaufleute verschrecken, was sehr schlecht für unsere Handelsgeschäfte wäre. Die Kunde von der Tat dürfte zudem bald auch nach Sachsen und Dänemark dringen, wo man sogleich auf Rache sinnen und Sühne fordern würde."
"Was soll ich tun?"
"Mach ihm klar, dass er sofort zu verschwinden hat. Sag ihm ruhig, was ihm sonst droht. Das wird ihm Beine machen."
"Ich hoffe, du täuscht dich nicht. Manch ein Christenmensch sieht erst in einem solchen Opfer die Erfüllung seines Erdenlebens", gab Radik zu bedenken.
"Dann muss dir halt irgendetwas einfallen! Wie gesagt, ich verlasse mich auf dich!"
Es war nicht schwierig, den leichtsinnigen Missionar ausfindig zu machen. Seine Tarnung als Fischhändler bestand nur darin, dass er keine Mönchskutte trug und sich einigen Kaufleuten angeschlossen hatte. Ansonsten betrieb er sein christliches Werk ziemlich offensichtlich.
Er war gerade dabei, vor einigen ihn interessiert, aber verständnislos anblickenden Bauern eine flammende Rede zu halten, die allerdings nur ihn selbst zu ergreifen schien, als Radiks Männer ihn unsanft packten. Mit auf den Rücken gefesselten Händen und verbundenen Augen wurde er sogleich wie ein Sack auf ein Pferd geworfen und im scharfen Ritt fortgeschafft.
"Wie ist dein Name?"
"Gottschalk", antwortete der Mönch mit zittriger Stimme.
´Wie passend´, dachte Radik.
"Bist du bereit, dein Opfer anzutreten?"
"Welches Opfer?"
"Wie wir wissen, hast du in den letzten Tagen unablässig deinen Herrn gepriesen. Nun ist es an der Zeit, dass du auch unseren Göttern huldigst. Wie könntest du dies besser tun, als wenn du ihnen dein Leben schenkst?"
Radik beobachtete sein Gegenüber ganz genau und bemerkte sofort dessen nervöse Unruhe.
´Zum Glück ist dies ein Feigling´, dachte er zufrieden, ´So muss ich ihm das Märtyrertum nicht erst herausprügeln lassen. Die Vorstellung kann also gleich beginnen.´
Der Mönch musste sich hinknien, unmittelbar vor einen großen Holzblock, der nicht unschwer als Schlachtbank zu erkennen war und nun offensichtlich die Richtstätte sein sollte.
Einer der Ranen kam mit einem großen Hahn herbei, den er mit einem kraftvollen Beilhieb auf dem Block köpfte. Anschließend schwenkte er das lebhaft zuckende Tier in Richtung des entsetzten Mönches, der über und über mit Blut befleckt wurde.
Durch Kopfnicken und kleine Zeichen verständigten sich die Männer untereinander und bald brachte man ein quiekendes Ferkel an. Ein langsamer Schnitt in die Kehle und schmerzvolles Ziehen an den Ohren und Hinterbeinen ließ das arme Tier immer qualvollere Töne von sich geben. Da man das Ferkel bewusst nur leicht angestochen hatte, dauerte sein Todeskampf scheinbar ewig.
Der Mönch übergab sich und sein Beinkleid verriet, dass er sich auch schon auf der anderen Seite entleert hatte.
"Jetzt bist du dran!", sagte Radik zu ihm und zwei Männer drückten seinen Kopf auf den Holzblock in das noch warme Schweineblut.
Er röchelte, würgte und riss die Augen weit auf, während Radik ihm die kalte Klinge eines langen Messers an die Kehle presste. Gespannte Augenblicke verrannen.
"Die Sonne!", sagte schließlich einer der Männer und Radik richtete sich auf,
"Du hast Recht. Sie steht nicht mehr voll am Himmel. Doch das Ritual verlangt ihre ganze Kraft."
Der Mönch wurde grob auf die Beine gebracht, konnte sich aber ohne Hilfe kaum halten.
"Gleich morgen früh, sobald die goldene Scheibe sich zu ganzer Pracht erhoben hat, wirst du dein Opfer bringen."
Man knotete flüchtig seine Hände auf den Rücken und brachte ihn in eine alte Scheune, deren Wände nur noch aus löchrigen, morschen Brettern bestanden. Anschließend entfernten sich alle Ranen, wobei man sich keine Mühe machte, dies zu verbergen.
Am nächsten Tag war der Mönch fort. Dem Priester teilte Radik mit, er sei geflohen, bevor man seiner Habhaft werden konnte.
Zu dem Heiligsten, was die Tempelburg Arkona beherbergte, zählte
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