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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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neben dem Tempel mit der Figur des Gottes Svantevit das weiße Pferd, welches bei seinem Lauf über die Lanzen regelmäßig offenbarte, ob die Götter einem Vorhaben gewogen waren oder nicht. Dies war eines der wichtigsten Orakel, derer die Ranen viele kannten. Das Tier hielt man für einen Vertrauten der Götter, die mit ihm zur Jagd ritten.
    Daher war es eine besondere Pflicht für die Priester, sich um das Wohlergehen dieses Pferdes zu sorgen, wobei sie diese Aufgabe im Alltag auf die Tempelgarde übertrugen. Für die Gardisten stellte diese Tätigkeit einen ruhigen, aber auch etwas langweiligen Dienst dar. Im Gegensatz zum Wachestehen am Tor oder in der Burg ergab sich hier jedoch eher die Möglichkeit, sich die Zeit angenehm zu gestalten, indem man sich anderen Dingen zuwandte und sei es nur ein kleines Nickerchen hinter einem Busch nahe der Pferdekoppel.
    Der Schimmel war ein ruhiges Tier mit gutmütigem Charakter, auf das man nicht ständig ein Auge werfen musste. Zudem war die Koppel umzäunt und lag gut geschützt direkt neben der Burg. Was also sollte hier auch groß passieren? Die einzige Gefahr schien, dass sich das Pferd an dem ihm überreichlich gebotenen frischen Hafer zu Tode fraß.
    Doch eines Tages lief ein streunender Hund auf die Koppel und zielstrebig, als sei er wirklich von einem bösen Geist besessen, wie es die Priester später behaupten würden, griff er das Pferd an und biss sich in dessen linker Flanke fest. Das laute Wiehern und Getrampel alarmierte sofort die beiden Gardisten, die hier Dienst taten und etwas abseits im Schatten Schutz vor der Sonne gesucht hatten.
    Der Hund, der die sich ihm aufgeregt nähernden Männer überhaupt nicht zur Kenntnis nahm, wurde von den unzähligen mit verzweifelter Wut geführten Messerstichen regelrecht in Stücke geschnitten.
    Das Pferd beruhigte sich schnell wieder, hatte aber eine tiefe Wunde davongetragen. Die Priester zogen um die Koppel und den Stall einen Kreis aus weißer Kreide, der böse Geister abhalten sollte und veranlassten die Verbrennung des Hundekadavers, in dem sie immer noch eine Gefahr vermuteten.
    Als Ugov sich den Schimmel besah, blickte er nachdenklich drein und begann dann vorsichtig mit einer Behandlung, indem er die Wunde säuberte und verschiedene Pflanzen auftrug. Gegenüber Radik schüttelte er fast unmerklich mit dem Kopf und tatsächlich fiel das Pferd zwei Tage später tot um, nachdem es ohnehin nur noch mit glasigen Augen vor sich her gedämmert hatte.
    Obwohl den Priestern klar gewesen sein musste, dass das heilige weiße Pferd nicht unsterblich war, reagierten sie angesichts des plötzlichen Todes dieses Tieres nun ziemlich hilflos. Alle waren sich schnell darüber einig, dass dies nichts Gutes bedeuten konnte und versuchten eilig, mittels anderer Orakel Genaueres zu erfahren, verbunden mit der vagen Hoffnung, dabei positive Zeichen zu schauen.
    Doch die in der folgenden Zeit eintretenden Ereignisse gaben allen Befürchtungen Recht.
     
    Bald schon erreichten die Ranen Nachrichten, dass Heinrich der Löwe zu einem Feldzug nach Osten aufgebrochen war. Da es zu diesem Zeitpunkt keinerlei Unruhen bei den von ihm bereits unterworfenen Stämmen gab, wurde die Vermutung zur Gewissheit, selbst das Ziel dieses Waffenganges des Sachsen zu sein.
    Noch während man eifrig dabei war, Vorbereitungen zur Verteidigung gegen den zu erwartenden Angriff zu treffen, wurde eines Morgens die Sichtung dänischer Boote gemeldet. Als einige Tempelkrieger am Ufer ankamen, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen, stellten sie erleichtert fest, dass dort nur wenige Boote zu sehen waren, die nun angesichts der am Strand erschienen Übermacht eilig abdrehten.
    Während die Anspannung von den Ranen abfiel und man gerade überlegen wollte, ob es überhaupt lohne, den Feinden nachzusetzen, richtete sich ein Däne in einem der Boote auf, hob einen Speer und zog so kraftvoll ab, dass das Boot gefährlich ins Schwanken geriet. Da die Entfernung doch zu groß erschien, beunruhigte dies die Ranen nicht. Doch dann wurde die Flugbahn der Waffe immer länger und das eintretende Staunen und Entsetzen ließ zunächst den Atem stocken, bevor endlich warnende Rufe erschollen.
    Zambor, der einigen seiner Männer gerade Anweisungen erteilt und von der Gefahr nichts bemerkt hatte, drehte sich daraufhin flüchtig um, als ihm der Speer durch den Hals drang. Der Schwung riss ihn nach hinten um und er blieb ohne jede weitere Regung mit aufgerissenen Augen

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