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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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genannt", gab Absalon zur Antwort und lachte.
    "Ist die Vorstellung so belustigend, mich in einen Kessel mit Erdpech stürzen zu sehen?"
    "Nein, nein. Mir fällt nur gerade ein, dass es ein Gerücht gibt, nach welchem die Ranen in ihrem Gott Svantevit eigentlich den Heiligen Veit verehren."
    "Wie soll das angehen?", wollte Waldemar wissen.                            
    "Irgendwann gelangten die Gebeine des Vitus in das Kloster nach Corvey. Dort wurde die Reliquie hoch geschätzt", erklärte der Bischof, "Nun ergab es sich vor weit über hundert Jahren, dass Mönche aus Corvey zu den Ranen kamen, um ihnen den rechten Glauben näher zu bringen. Dabei redeten sie offenbar mehr über ihren Heiligen Vitus, als über den Herrn Jesus Christus selbst. Die Ranen zeigten sich als willige Schüler und verehren seitdem den Heiligen Veit, wie der Name Svantevit bezeugen soll."
    "Was hältst du davon?"
    Absalon lachte erneut.
    "Es ist natürlich Unfug! Vermutlich hatten die Mönche aus Corvey nur Angst davor zuzugeben, dass ihre Mission gänzlich gescheitert ist."
    "Hat der Svantevit nicht mehrer Köpfe?", fragte Waldemar, "Vielleicht sollte man sich in Corvey mal die Gebeine des Heiligen Vitus anschauen, insbesondere die Schädelknochen."
    "Versündigt Euch nicht mit solchen Scherzen!"
    "Es wird auf jeden Fall Zeit, dass bei den Ranen wirklich der rechte Glauben Einzug hält. Vielleicht solltest du zu Veit beten und seine Unterstützung erflehen. Es kann ihm doch keine Ruhe lassen, mit diesem Heidenkult in Verbindung gebracht zu werden. Wann ist eigentlich der Festtag des Heiligen Vitus?"
    "Mitte Juni", antwortete Absalon nach kurzem Überlegen, "Am 15. des Monats"
    "Das trifft sich gut. Bis dahin sind es nur noch wenige Wochen. Höre also meinen Befehl! Am Tag des Heiligen Veit wird in diesem Jahr das Kreuz als Zeichen des Herrn in der Burg Arkona aufgerichtet stehen!"
    "So soll es geschehen!" pflichtete Bischof Absalon eifrig bei. 
     
    Radik war froh, Granza bei sich zu haben. Er wusste, dass ihm das Bevorstehende viel abverlangen würde, wobei ihm die ehrliche Meinung und der Rat des Freundes eine gute Unterstützung sein könnten.
    "Wir haben Vorräte für mehrere Wochen."
    Er schob die Schüssel voll mit dampfenden Fleischstücken noch einmal zu ihm über den Tisch, nachdem er bemerkt hatte, das Granza sich sehr bescheiden aufgetan hatte. Doch dieser wehrte mit einer Handbewegung ab.
    "Wirklich! Kein Grund zu darben. Das wollen wir vielmehr den Dänen überlassen", bekräftigte Radik nochmals.
    Er selbst hatte eigentlich auch keinen richtigen Appetit, doch bemühte er sich, die Anspannung und Nervosität zu verdrängen und niemanden davon spüren zu lassen. Es erschien ihm wichtig, den Männern, die an der Tafel saßen, Zuversicht und Gelassenheit zu demonstrieren. Er hatte seinen Hauptleuten eindringlich klargemacht, wie wichtig es war, dass in der Burg, insbesondere auch unter den Zivilisten, Ruhe herrschte und jeder Anflug einer Panik unter den Leuten vermieden wurde. Solange jeder sehen konnte, dass die Garde den Aufgaben gewachsen war, würde es keine Unruhen geben.
    Seit einer Woche standen die Dänen vor dem Tor. Die Männer reagierten auf diese Situation unterschiedlich. Viele wirkten angespannt, nachdenklich und redeten deutlich weniger als sonst. Andere palaverten nun besonders viel und besonders laut.
    "Die Königsstandarte sollten wir uns holen! Wie wäre´s heute Nacht?", machte sich einer wichtig, der als Draufgänger bekannt war, "Wer kommt mit?"
    "Ich werde dir morgen früh zuwinken, vom Burgwall aus, wenn dein Kopf auf einer Lanze neben der Standarte steckt", erwiderte ein anderer, "Aber du wirst mich nicht sehen können, weil dann die Krähen längst deine Augen ausgepickt haben."
    "Elender Feigling!"
    "Einen kleinen Streich sollten wir den Dänen ruhig spielen", meinte ein weiterer, "Wir können doch nicht ruhig zusehen, wie die sich da so gemütlich einrichten."
    Radik war klar, dass es viele seiner Männer nach Taten dürstete. Sie waren Krieger und wollten kämpfen. Das ruhige Abwarten, noch dazu in unmittelbarer Nähe des Feindes, war ihre Sache nicht. Doch mussten solche Tollkühnheiten unter allen Umständen von ihm unterbunden werden.
    "Sobald sich unser Besuch wieder verabschiedet hat, stelle ich es jedem von euch frei, von der Klippe zu springen oder auf andere Art völlig sinnlos sein Leben zu beenden. Im Moment brauche ich aber jeden von euch und werde daher nicht

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