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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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werden?", fragte Radik müde.
    "Eigentlich schon", meinte der Vater, dem aber sofort die Mutter ins Wort fiel: "Wenn es denn sein muss, dann übernimmt das heute natürlich dein Vater. Du brauchst heute jedenfalls nicht mehr raus. Und morgen auch nicht."
    "Nun lass den Jungen mal selbst entscheiden. Und kannst du mir nicht bitte einen Krug Met holen, wenn ich schon für zwei arbeiten soll?"
    "Den habe ich schon besorgt."
    Sie stellte ihn auf den Tisch.
    "Zwei Becher bitte", sagte der Vater, "Ich glaube Radik hat sich heute auch einen kleinen Schluck verdient."
    "Als ob es nun eine große Ehre ist, dieses Zeug zu trinken", lästerte die Mutter, "Dann müsste ich wohl eine ganz ehrlose Person sein, denn ich kann es nicht ausstehen."
    "Aber du bist doch eine Frau, wie ich sehe", der Vater griff ihr um die Taille und zog sie zu sich heran.
    Radik nahm einen Schluck, ließ den Becher dann aber stehen. Es schmeckte einfach zu scharf und ungewohnt.
     "Sind auch die anderen alle wieder da?", fragte er seinen Bruder, der gerade die Hütte betrat.
    Hinter ihm kam auch Ferok herein, der völlig frisch wirkte.
    "Gut, dass ihr es auch geschafft habt", entfuhr es Radik sofort.
    "Wir waren doch gar nicht draußen. Gerade als wir wieder los wollten, musste sich mein Vater noch mal in die Büsche verdrücken und das Geschäft dauerte einige Zeit. Als er wiederkam, sah der Himmel schon recht dunkel aus."
    "Da hat euch am Ende die Scheißerei das Leben gerettet!", meinte Radiks Vater, "Aber was ist nun mit den anderen?", drängte er.
    "Es sind fast alle wieder da, nur zwei fehlen noch", sagte Ivod
    "Viele wurden weit abgetrieben", warf Ferok ein.
    "Na dann besteht ja noch Hoffnung", sagte Radik und hielt Ferok den Becher mit Met hin, den dieser in einigen Zügen leerte sich dann aber doch schüttelte.
    "Ein paar Männer müssten die Boote herbringen und wieder klar machen."
    "Das hat keine Eile. Das Wetter wird sich zwar ein bisschen beruhigen, aber auch die nächsten Tage stürmisch bleiben. An Fischfang ist da nicht zu denken", sagte der Vater, der offensichtlich nicht vorhatte, heute noch die Wärme der Hütte wieder zu verlassen.
     
     

Götterbote
     
    Ungewöhnlich früh hatten in diesem Jahr die Herbstunwetter eingesetzt. Das Meer, das nun ständig in tosender Bewegung war, erlaubte es den Menschen nicht mehr, seine Früchte zu ernten.
    Während die Fischer im Westen der großen Insel den Fischen in einigen ruhigeren und flacheren Buchten noch mit Reusen, Körben und Stülpen nachstellen konnten, wurde der Norden, in dem sich die gewaltige Burg mit dem Svantevittempel befand und in deren Nähe auch das kleine Fischerdorf Vitt gelegen war, unbarmherzig von nassen Winden gepeitscht. Doch der Alltag der Menschen änderte sich kaum. Wenn man nicht fischen konnte, so blieb Zeit, andere Arbeiten zu erledigen. An den Booten und Netzen war immer etwas zu reparieren, auch an den Hütten, denen der Sturm zusetzte.
    Radik und Ferok konnten jetzt endlich wieder etwas mehr zusammen unternehmen. Sie mussten zwar hier und da den Männern helfen, wenn es galt, eine Bootsplanke auszuwechseln oder einen neuen Mast zu setzen, schließlich sollten sie diese Fertigkeiten später einmal selbst beherrschen. Aber die Arbeiten dauerten nicht so lange wie der Fischfang, der die letzten Wochen und Monate bestimmt hatte, und sich gewöhnlich vom Sonnenaufgang bis zur Abenddämmerung hinzog.
    Den beiden Jungen machte das schlechte Wetter nichts aus. Während es die Älteren in die Hütten zog, sobald sie nur Gelegenheit dazu hatten, übte die sich wild gebärdende Natur eine große Faszination auf Radik und Ferok aus. Je höher die Wellenkämme schlugen, desto interessanter wurde es, am Ufer herumzulaufen und dem Meer zuzusehen. Auch wenn einem der Wind dabei derart um die Ohren pfiff, dass man sich kaum unterhalten konnte und die Mutter abends fragte, ob man nicht gescheit sei und sich gern den Tod holen wolle.
    "Jetzt mit dem Boot rüber nach Dänemark!", meinte Radik und blickte über das Meer.
    Dabei wischte er sich die Tränen von den Schläfen, die der Wind zuvor seinen Augen entrissen und jetzt dort verteilt hatte. Man hatte den Eindruck, ab und zu die dänischen Inseln sehen zu können, die dort drüben im Nordwesten lagen und bei klarem Wetter gut erkennbar waren. Aber Radik wusste, dass dies jetzt unmöglich war und es mussten Regenschleier sein, die am Horizont eine Silhouette bildeten.
    "Die würden Augen machen, wenn da plötzlich ein Boot

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