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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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Ochsengespann mühsam anhalten, als erst die Äpfel vor seinen Karren rollten und dann auch noch Ferok davor sprang.
    Den beiden Wachsoldaten passte dieser Aufruhr natürlich gar nicht.
    "Was habt ihr Bengels hier zu suchen?" brüllte der eine und wollte Ferok am Ärmel packen, der aber flink auswich und so tat, als habe er gerade auf der anderen Seite des Weges noch einen Apfel entdeckt, den es aufzusammeln galt.
    Durch die Rufe der Soldaten wurden jetzt alle in der Nähe befindlichen Leute aufmerksam und selbst diejenigen, die das Tor bereits passiert hatten, blieben stehen, drehten sich um oder gingen gar ein Stück zurück, um zu sehen, was dort wohl los sei. Radik sah Ferok fragend an und dieser bedeutete mit einer Kopfbewegung, dass es am besten sei, jetzt hier zu verschwinden. Aber weder sah Radik ein, warum sie dies tun sollten, noch ließ ihnen die sich dichter zusammenschiebende neugierige Menschenmenge eine Chance dazu.
    Schließlich hatten die Soldaten Radik und Ferok an den Armen gepackt.
    "Was fällt euch ein, hier so ein Spektakel zu veranstalten. Eure Streiche könnt ihr woanders spielen."
    "Die Frau ist doch selbst schuld", mischte sich ein kleiner kahlköpfiger Mann ein, "Wenn sie beim Gehen nach vorne geschaut hätte, wär´ ihr der Korb auch nicht runtergefallen."
    "Aber der Junge hat plötzlich im Weg gestanden. Schaut euch nur meine Äpfel an."
    Sie wischte über die Früchte, die dreckig waren und zum Teil aufgeplatzte Stellen hatten.
    "Die will doch jetzt keiner mehr haben."
    "Du bist also mit dem Jungen zusammengestoßen, als er vor dir auf dem Weg stand?" fragte der Ältere der beiden Soldaten nach.
    "Das habe ich doch schon gesagt. Aber wer ersetzt mir den Schaden?"
    "Keiner!", antwortete der Soldat bestimmt, "Pass nächstes Mal besser auf, wo du hintrittst."
    "Die schönen Äpfel!", klagte die Frau weiter.
    "Die gib mir mal für meine Schweine mit. Denen macht der Dreck nichts aus", meinte ein Bauer scherzhaft, was die Menge spöttisch lachen ließ.
    "Also was wollt ihr hier?", wandte sich der ältere Soldat an Radik und Ferok, während der andere die Leute zum Weitergehen aufforderte.
    "Mein Onkel Ugov arbeitet hier in der Burg im Stall. Den wollen wir besuchen."
    "Soso. Ugov ist dein Onkel."
    Der Soldat ließ die beiden augenblicklich los und seine finstere Miene verschwand.
    "Na dann kommt mal mit."
    Sie gingen zu den Ställen, die sich im östlichen Teil der Burg befanden und fanden Ugov in einer lebhaften Unterhaltung mit dem Schmied.
    Der Soldat tippte ihm gegen die Schulter: "Der Junge hier sagt, du seiest sein Onkel."
    Ugov drehte sich um und zeigte auf Radik: "Der da? Nein. Das ist ein dänischer Spion. Wirf ihn von den Klippen."
    "Er stand mitten im Tor und hat geträumt", meinte der Soldat unbeirrt.
    "Na dann sollte er später mal Wachsoldat werden, denn ihr macht ja den ganzen Tag nichts anderes."
    "Schon gut. Ich muss dann wieder los", winkte der Soldat ab und entfernte sich.
    "Schön, dass du mal vorbeischaust", jetzt reichte Ugov Radik und Ferok die Hand, "Leider habe ich im Moment viel zu tun. Willst du etwas Bestimmtes?"
    "Eigentlich wollten wir uns nur mal ein bisschen umsehen."
    "Na das könnt ihr ja auch ohne mich. Macht mir aber bitte die Tiere nicht verrückt. Das starke Gewitter letzte Nacht ist denen schon genug aufs Gemüt geschlagen."
    Dann wandte er sich wieder dem Schmied zu und schritt mit diesem davon, vielmehr stützte er sich auf zwei stabile Holzstöcke, einen kürzeren in der rechten Hand, den anderen unter der linken Schulter und schwang sich so mit dem rechten Bein vorwärts, ohne dass er hinter dem Schmied zurückblieb oder dieser seinetwegen die Schritte verlangsamen musste.
    Radiks Onkel war als junger Mann bei einem Kampf der Tempelgarde während der dänischen Eroberung Rügens schwer verletzt worden. Als er zu Pferde in ein Kampfgetümmel geraten war, hatte ihm ein Gegner mit einem missglückten Axthieb, der eigentlich dem Oberkörper gegolten hatte, den linken Unterschenkel abgetrennt. Ugov konnte gerettet werden und als er wieder zu sich gekommen war, hatte er zuerst besorgt gefragt, ob dem Pferd auch nichts passiert sei. Dies hatten die Oberen der Tempelgarde zu Ohren bekommen und beschlossen, Ugov die Verantwortung für einen Teil der Pferde zu übertragen. Schnell hatte er gelernt, sich mit Hilfe einer Stütze fortzubewegen und war damit schon nach kurzer Zeit ebenso schnell wie die anderen auf zwei Beinen. Als kleines Kind fand Radik den

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