Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
Vom Netzwerk:
sich dichter Wald an, so dass man auf den ersten Blick nicht einmal ein Weg zu erkennen war, auf dem man diese Lichtung hätte verlassen zu können. Frische Spuren im Schnee verrieten aber, welche Richtung der Alte und Rusawa eingeschlagen hatten.
    Das Haus war aus dicken Holzstämmen errichtet. Seitlich schloss sich ein großer Stall an, den Radik durch ein großes, offen stehendes Tor betrat. Es gab im vorderen Bereich drei einzelne Abzäunungen für Pferde. Die Verschläge waren allesamt leer.
    In zweien lag frisches Stroh, obwohl Radik gesehen hatte, dass der Alte und Rusawa mit nur einem Pferd losgezogen waren. Weiter hinten schnatterten ein Dutzend Gänse, grunzten zwei Schweine und meckerten einige Ziegen. Obwohl das Tor weit offen stand, war es im Stall deutlich wärmer als draußen. Die Tiere kamen interessiert näher und sahen Radik erwartungsvoll an, so als müsste er jeden Moment den einen oder anderen Leckerbissen aus seinen Taschen zaubern. Radik hielt den Gänsen belustigt den Zeigefinger hin und musste erleben, wie kräftig ein Ganter zubeißen kann.
    "Au!"
    Radik erschreckte sich nicht weniger über seinen eigenen Schrei. Da die Gänse nun lautstark zu palavern anfingen, verließ Radik den Stall wieder.
    Daneben befand sich ein kleiner Verschlag und Radik beschloss, dort kurz hineinzusehen. Er öffnete die Tür, was etwas Kraft erforderte und ging einige Schritte hinein. Hier befanden sich Werkzeuge, Seile und allerlei Kleinkram. Radiks besondere Aufmerksamkeit erregte eine Reihe von übereinander geschichteten Körben. Sie bestanden aus aneinander gereihten geflochtenen Ringen und verjüngten sich zu einer Seite. Die andere Seite war offen und mit einer kleinen Aussparung in den unteren beiden Ringen versehen. Radik war klar, dass dies keine gewöhnlichen Körbe waren. Er wusste aber nicht, wozu man sie, noch dazu in dieser Anzahl, gebrauchen konnte. Schließlich meinte er, dies sei wohl eine Art Stulpe, also ein Gerät, mit dem man im seichten Wasser Fische fing, indem man es über den Fisch stülpte, der dann nicht fliehen und durch eine Öffnung entnommen werden konnte. Es eignete sich hervorragend für Hechte, sofern man sich diesen nur vorsichtig genug annähern konnte.
    Die Körbe des Alten waren allerdings kleiner und dicht geflochten, während eine Stulpe gitterartig und großmaschig war. Vielleicht waren die Geräte auch noch nicht fertig gebaut und er wollte die Arbeit im Winter beenden, um sie anschließend zu verkaufen. Radik hatte einen Korb in die Hände genommen und bemerkte, dass sich dieser an einigen Stellen merkwürdig klebrig anfühlte.
    Er ging trat hinaus ins Freie und rieb seine Hände mit Schnee ab, bevor er zurück ins Haus ging. Hier entzündete er ein paar neue Lichter und sah sich um. Außer dem Tisch mit drei Stühlen, den zwei Betten und dem Ofen, befanden sich noch ein Regal und ein kleiner Schrank im Raum.
    Radik besah sich das Regal, welches etwas über Kopfhöhe angebracht war. Dort standen eine halb heruntergebrannte Kerze, aus Bienenwachs gefertigt, und einige Gefäße, in denen der Alte, wie Radik bei der Zubereitung des Kräuteraufgusses gesehen hatte, getrocknete Blätter, Blüten, Wurzeln und ganze Kräuter aufbewahrte. Radik steckte seine Nase hinein und musste feststellen, dass der würzige Geruch, im Gegensatz zum Geschmack, durchaus angenehm war.
    Auf dem Regal lag ein kleines Holzstück, dessen Bedeutung Radik nicht genau erkennen konnte. Es war ein feines längliches dunkles Stöckchen, das im oberen Bereich von einem weiteren, kürzeren Stöckchen gekreuzt wurde. Vielleicht rührte der Alte damit seine Kräuter um, damit diese besser trockneten. Aber dazu würde ein einfacher Holzspan ausreichen. Dieses Gebilde fasste sich glatt an, war auf einer Seite flach und auf der anderen abgerundet. Auf der flachen Seite der Stöckchen verlief eine Kerbe, die an den Enden jeweils in zwei schneckenförmigen Kreisen endete. Derjenige, der dies angefertigt hatte, musste etwas von dem Handwerk verstehen. Auf dem kleineren Stück waren in Höhe des Kreuzungspunktes Zeichen eingearbeitet, deren Bedeutung Radik allerdings nicht klar war. Er strich mit den Fingern darüber, als wollte er so feststellen, was es mit der Einkerbung "I.N.R.I." auf sich hatte. Schließlich legte er das Holzstück zurück und horchte kurz, ob sich jemand dem Haus näherte.
    Er wollte unbedingt noch einen Blick hinter den Vorhang werfen. Hier war offensichtlich eine Art Vorratskammer. In

Weitere Kostenlose Bücher