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Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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nachdem Radiks Mutter ihren Bruder hierin bestärkt hatte. Die Erlaubnis wurde natürlich an allerhand Bedingungen geknüpft, insbesondere, was den Umgang mit dem Pferd betraf, für dessen Pflege Radik von nun ab zu sorgen hatte.
    Auch Radiks Vater, der sonst alles misstrauisch beäugte, was seinen Sohn auf den Gedanken bringen konnte, später nicht, wie er, mit Fischfang die Familie zu versorgen, hatte nichts gegen die Besuche beim Alten einzuwenden, zumal hin und wieder ein Krug Met für ihn heraussprang. Was Radik dort vom Schreiben und Lesen lernte, verstand sein Vater nicht, der aber meinte, es könne auch einem Fischer nicht schaden, ein kluger Mensch zu sein. Wenigstens würde der Junge so von seiner Idee abgebracht, später der Tempelgarde beitreten zu wollen, was stets zu Streitereien geführt hatte, sobald das Thema angesprochen worden war.
     
     

Spuren im Schnee

    In all den Wochen, in denen Radik fast täglich zur Hütte des Alten kam, hatte er stets Geräusche im angrenzenden Unterholz bemerkt, die sich rasch entfernten. Dies fiel ihm zuerst nicht sonderlich auf, da ihm klar war, dass hier im nahen Wald viele Kleintiere lebten. Dann wurde er aber wegen der Regelmäßigkeit dieses Ereignisses stutzig. Es war gerade so, als würde irgendetwas im Gesträuch auf ihn warten und bei seiner Annäherung die Flucht ergreifen.
    Radik sprach den Alten darauf an.
    "Hier gibt es viele Tiere! Sie gewöhnen sich an den Menschen und am Ende musst du aufpassen, dass du nicht aus Versehen auf eines dieser Biester drauftrittst."
    "Nein. Ich bin sicher, es handelt sich immer um dasselbe."
    "Schon möglich! Aber was mag das wohl für ein Tier sein?"
    Der Alte grinste Radik verschmitzt an, was diesen etwas irritierte.
    "Na jedenfalls ein ganz schlaues. Vielleicht ein Fuchs."
    Womar begann zu lachen, als hätte Radik einen ganz vortrefflichen Scherz gemacht.
    "Ein schlauer Fuchs, vielleicht gar eine Füchsin. Du hast einen guten Spürsinn, Radik!"
    Radik fand das Verhalten des Alten überaus merkwürdig.
    Als Radik einige Tage später nach dem Bernstein fragte, den er Womar geschenkt hatte, ihm war nämlich aufgefallen, dass der Alte die Kette nicht trug, bekam er wiederum eine sonderbare Antwort.
    "Oh die Kette. Ich habe sie eine Weile getragen. Aber dann wurde sie mir weggenommen, von einer diebischen Elster. Ach nein, ich vergaß, es war ja die Füchsin."
    Erneut wirkte der Alte sehr erheitert, was sich durch Radiks ratlosen Gesichtsausdruck noch zu steigern schien. 
    Schließlich hatte Radik immer mehr das Bedürfnis, diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Als der erste Schnee gefallen war und den bereits gefrorenen Boden zudeckte, ging Radik auf Spurensuche. Aber er fand nicht das Erhoffte. In das Gesträuch, aus dem die verdächtigen Geräusche stets zu vernehmen waren, konnte man fast nicht hineinkommen. Radik verfing sich und musste bereits nach wenigen Schritten aufgeben. Nur vom direkt angrenzenden Wald führte ein schmaler Pfad dort hinein. Doch nirgendwo sah Radik hier Spuren irgendwelcher Tiere. Aber offensichtlich waren hier vor kurzem noch Menschen umhergelaufen. Radik besah sich die Fußspuren näher und gewann den Eindruck, als würden alle von ein und demselben Menschen stammen. Er setzte seinen Fuß darüber und bemerkte, dass die Spuren von kleineren Füßen herstammten. Hatten hier Kinder gespielt? Wenn hier aber keine anderen Spuren zu finden waren, wer steckte dann hier und beobachtete regelmäßig sein Ankommen?
    Beim nächsten Mal machte Radik einen Umweg und kam aus einer anderen Richtung zum Haus. Beim Wald band er das Pferd an einen Baum und schlich sich vorsichtig, stets im Gehölz Deckung suchend, an das Gesträuch heran. Als er bereits sehr nahe heran war, stürmte jemand heraus und lief weg. Radik setzte im dichten Wald hinterher und hatte die Schnelligkeit auf seiner Seite, während die mit einer Felljacke und Fellmütze bekleidete Person vor ihm ihre Ortskenntnis ausnutzte und zwei– dreimal überraschend in einen kleinen Weg einbog und den Verfolger so in die Irre führte. Schließlich war Radik auf wenige Schritte herangekommen, packte fest an der Schulter zu und beide fielen eine kleine Böschung hinunter in den weichen Schnee.
    Radik blickte in die gefährlich funkelnden grünen Augen eines Mädchens, das in etwa so alt war, wie er selbst. Die Mütze war ihr vom Kopf gefallen und enthüllte ihre langen rotbraunen Haare. Beide waren außer Atem und weißer Rauch entstieg ihren
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