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Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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Mündern.
    "Was willst du von mir?", fragte sie in bemüht rüdem Ton.
    Aber Radik konnte zunächst einmal gar nichts sagen und starrte etwas irritiert in ihr hübsches Gesicht.
    "Dasselbe wollte ich dich eigentlich fragen!"
    Schon formten sich ihre vollen roten Lippen, die Radik sofort aufgefallen waren, zum Protest.
    "Du bist mir doch hinterhergelaufen! Ich kenne dich ja gar nicht! Was sollte ich von dir schon wollen?"
    "Jedes Mal, wenn ich dort vorne vorbeireite, beobachtest du mich aus dem Unterholz heraus. Warum tust du das?"
    "Du spinnst ja!"
    Als sie sich nach ihrer Mütze bückte, rutschte eine Kette aus dem Mantelausschnitt. Radik traute seinen Augen nicht – es war der Bernstein, den er Womar geschenkt hatte, eine Hälfte des Herzens. Sie setzte ihre Mütze auf und schickte sich an, zu gehen. Radik wollte sie am Arm festhalten, aber bevor er dazu kam, schlug sie ihm mit der flachen Hand auf die Wange und dies sogar recht fest.
     
    Nun hatte Womar erst recht was zu lachen. Radik kam kaum dazu, die Geschichte in Ruhe zu Ende zu erzählen.
    "Hat sie dir wenigstens ihren Namen gesagt?"
    "Nein. Ich habe leider auch nicht danach gefragt. Vielleicht werde ich sie ja noch mal wiedertreffen."
    "Dann warte aber ab, bis deine Wange nicht mehr schmerzt. In der Zwischenzeit kann ich dir wohl weiterhelfen. Also, das Mädchen heißt Kaila und ist meine Enkeltochter. Sie wohnt im Moment bei einer Tante, nicht weit von hier. Ihre Eltern leben leider nicht mehr."
    Womar machte eine abwinkende Geste.
    "Na ja, das ist eine lange Geschichte. Im Sommer hilft sie mir viel bei den Bienen. Dann schläft sie auch hier."
    Er deutete auf das Bett in der Ecke.
    Der Name Kaila kam Radik bekannt vor. Ihn hatte er gehört, als der Alte sie aus dem Eisloch gerettet hatte. Radik war zuerst der Meinung gewesen, das Pferd des Alten hieße so. Also konnte ihr Radik doch nicht so unbekannt sein, wie sie vorgegeben hatte.
    "Aber warum beobachtet sie mich, wenn ich zu dir vorbeireite?"
    "Das musst du sie schon selbst fragen. Auch bei dem Risiko, dass du eine Antwort erhältst, die dir nicht gefällt. Sie hat ihren eigenen Kopf und ist im Umgang mit Fremden, wie soll ich sagen, etwas vorsichtig und misstrauisch."
    "Aber ich bin doch kein Unbekannter für sie, wenn sie weiß, dass ich Gast in deinem Hause bin."
    "Unbekannt bist du ihr wahrlich nicht. Nachdem ich euch damals aus dem Eisloch gefischt und zu mir in die Hütte gebracht hatte, hat Kaila sich um euch gekümmert. Sie hat dir die nasse Kleidung ausgezogen und schließlich hast du sogar ihr leinenes Nachthemd, das ihr immer etwas groß war, getragen."
    Als Womar sah, wie dies Radik die Sprache verschlug, fügte er schnell hinzu: "Keine Angst. Ich glaube sie hat nichts gesehen, was ihr nicht gefallen hat. Als Rusawa sich dann bereits am nächsten Tag erholt hatte, blieb Kaila weg, passte mich aber regelmäßig im Wald ab und fragte, wie es euch geht."
    "Und warum war sie dann vorhin so unfreundlich zu mir?"
    "Nun, versetz dich doch in ihre Lage. Du hast sie gehetzt wie einen Hasen. Soll sie dir dafür auch noch um den Hals fallen?"
    Radik sah ein, dass sein Verhalten etwas plump gewesen war, aber er hatte doch keine Ahnung, wer dort im Gesträuch saß.
    "Und wenn ich mich entschuldige?"
    "Das solltest du tun, auch wenn diese Geste nur mit einem kalten Schulterzucken beantwortet werden wird. Kaila hat einen sehr eigenwilligen Charakter. Sie wird dich zappeln lassen. Du solltest daraus aber keine Schlussfolgerungen ziehen."
     
    Eine Woche später, als Radik den Alten wieder besuchte, saß Kaila wie selbstverständlich in der Hütte am Tisch. Radiks Gruß wurde von ihr höflich erwidert, so als hätte die Begegnung im Wald nicht stattgefunden. Womar machte keinen Versuch, die beiden einander vorzustellen, sondern traf seine üblichen Vorbereitungen. Er spannte das Leder an die Wand und legte Kreide und einen nassen Lappen zurecht. Radik hatte sofort nach Betreten der Hütte wie immer damit begonnen, deutsch zu sprechen. Und so fiel ihm zunächst gar nicht auf, dass auch Kaila, die einige Worte mit Womar wechselte, in dieser Sprache redete.
    Radik setzte sich, nachdem er bereits auffallend lange in einer Ecke gestanden hatte, auf eine Geste Womars, der geschäftig immer wieder in den Nebenraum lief, etwas verlegen zu Kaila an den Tisch, auf den von ihr entferntesten Stuhl. Sie beachtete ihn überhaupt nicht. Weder würdigte sie ihn eines Blickes, noch gab es Anzeichen, dass sie bemüht war,

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