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Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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Der Körper dampfte, aber es war nur eine Frage der Zeit, wann der Mann an Unterkühlung sterben würde. Er war also für weitere Befragungen nutzlos und auch nicht wert, dass man sich pflegend um ihn kümmerte.
    "Einen Strick!", sagte Niklaw mit ruhiger Stimme, besann sich kurz und verbesserte: "Zwei Stricke!"
    Dann wandte er sich an den apathisch zitternden Jungen.
    "Mach die Augen auf und sieh hin, was gleich passiert!"
    Zwei Männer packten den ohnmächtigen Burschen, ein weiterer den Jungen. Beiden legte man Schlingen um den Hals und führte sie zu einem Baum. Dort warf man die anderen Enden der Stricke über einen Ast.
    Der Junge wurde bei den Haaren gepackt und sein Kopf angehoben, damit er das Schicksal seines Gefährten mit ansah. Niklaw hob seine Hand und ließ sie niedersausen und im selben Augenblick zog man den Burschen in seiner tropfnassen Kleidung hinauf. Er baumelte, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben, und etwas Blut trat erneut aus seiner Nase.
    Niklaw hob erneut die Hand und rief zu dem Jungen: "Willst du jetzt reden?! Wer seid ihr und was wollt ihr?"
    Auch die Peitsche sauste erneut auf den Rücken des Burschen nieder, der nur immer verängstigter wirkte. Lautstarke Unruhe machte sich auf den Wagen breit. Man war sich nicht einig, wie nun weiter verfahren werden sollte.
    "Wartet!", sagte Niklaw zu den Männern am Strick und nahm seine Hand herunter.
    "Was also soll geschehen?"
    Alle Kaufleute redeten durcheinander.
    "Hängen können wir ihn immer noch!"
    "Frag ihn doch noch mal! Versuch es mal mit Güte!"
    "Er hat ihn doch schon gefragt!"
    "Er muss Schmerzen spüren! Haltet seinen Arm in ein Feuer, dann wird er sprechen!"
    "Ein Auge! Stecht eines seiner Augen aus und droht, dies auch mit dem anderen Auge zu tun, wenn er unsere Fragen nicht beantwortet!"
    Schon trat einer der Männer vor und zückte ein kleines scharfes Messer.
    "Ich würde es tun! Welches zuerst, das rechte oder das linke?"
    ´Welch ein Heldenmut von diesem Mann!´, dachte Radik, ´Einem Jungen das Auge auszustechen!´
    "Also gut ein Auge!"
    Schon deutete Niklaw den Männern, dem Jungen den Strick abzunehmen und ihn näher zu den Wagen zu bringen. Auch Radik trat etwas dichter. Der Kerl neben ihm wetzte schon sein Messer an der Hose.
    ´Diese Augen!´, dachte Radik erneut, ´Die Augen meines Bruders – verrückt! Und dahinein soll das Messer gestochen werden?´
    "Haltet ein!"
    Ein Raunen erklang.  
    "Was ist, Radik?"
    Es war doch wirklich ein gutes Zeichen, dass Niklaw ihn sogleich mit dem Namen anredete.
    "Ich bringe den Jungen bis morgen Abend zum Reden! Genügt euch das?"
    Große Verwunderung setzte ein.
    "Wie willst du das machen?"
    "Wie kann er es wagen, sich einzumischen?"
    "Warum schützt er diesen Bengel?"
    Doch Radik überhörte alle Zwischenrufe und hielt seinen Blick fest auf Niklaw gerichtet.
    "Nun gut", sagte dieser nach einiger Zeit leise, "Dort wo du herstammst ist es ja eine Art Sitte, anderen das Leben zu retten. Bring den Jungen bis morgen Abend zum Reden. Wir brauchen den genauen Plan dieser Spießgesellen! Dann schenke ich ihm sein Leben!"
    Keiner widersprach und das Murren wurde bald leiser.
    "Der Junge bleibt unter Bewachung bei meinen Wagen!", fügte Niklaw streng hinzu und Radik nickte.
     
    Als Radik den Jungen aufsuchte, hatte sich dieser schon etwas beruhigt.
    "Gebt ihm nichts zu essen und vor allem nichts zu trinken!" hatte Radik den Wachen eingeschärft.
    "Es ist besser für dich, wenn du unsere Fragen beantwortest. Du hast Angst vor den Männern, die dich hergeschickt haben, aber auch hier wird es dir nicht besser ergehen, wenn du nicht redest."
    Der Junge sah ihn an, zeigte aber keine Reaktion.
    "Wenn du nicht aufpasst, wird die Ratte dich beißen!", sagte Radik plötzlich zu dem Jungen und deutete mit der Hand neben ihn.
    Als dieser erschreckt auffuhr und sich nach allen Seiten umsah, wusste Radik, dass er ihn sehr gut verstand. 
    "Hast du Hunger?", fragte er und stellte eine Schüssel mit Salzheringen in seine Nähe, die der Junge gierig ansah, ohne aber hinzulangen.   
     
    Am nächsten Tage begab sich Radik erst am späten Vormittag zu dem Jungen, die Karawane hatte sich längst in Gang gesetzt.
    "Kann ich mit hineinkommen?", fragte Pritzbur, als Radik gerade auf den langsam dahinschaukelten Wagen klettern wollte.
    "Aber es wäre besser, wenn du uns bald allein lassen würdest!"
    Pritzbur nickte.
    Radik stellte befriedigt, dass der Junge sämtliche Salzheringe verspeist

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