Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)
anschickte."
Rubislaw hielt sich den Bauch und schwankte mit dem Oberkörper von einer Seite zur anderen.
"Der Schwefel geriet in den Gedärmen des tyrannischen Untieres in Brand und verursachte ein arges Brennen!"
"So wie der Schnaps deines Vaters?"
Rubislaw ignorierte den Einwurf.
"Um seiner Pein ein Ende zu machen, begab sich der Drachen zu diesem Fluss und begann, in großen Zügen Wasser zu trinken. Dies aber schien das Rumoren in seinem Bauch erst richtig anzuheizen, aber er hoffte, das Feuer zu löschen, wenn er nur genug Wasser trinken würde. Und so soff und soff das Ungeheuer, bis es schließlich platzte."
"Warum aber ist die Stadt dann nach diesem Fürsten benannt, der doch nichts gegen die Bedrohung durch den Drachen getan hatte?", fragte Radik erstaunt.
"Nun ja", Rubislaw kratzte sich nachdenklich am Kopf, "Andere erzählen dieselbe Geschichte, mit dem Unterschied, dass dort der Fürst selbst den Lindwurm tötet. Aber mir ist die Erzählung mit der Fürstentochter und dem armen Jungen lieber."
"Weil du dich selbst eher als armer Junge denn als Fürst siehst. Nur bist du so groß und kräftig geraten, dass sich erst gar kein Lindwurm mehr hertraut. Schade!" meinte Radik.
Eines Tages, als sie das Wasser verlassen und sich bereits wieder halb angekleidet hatten, griff sich Radik plötzlich mit der flachen Hand unter den Hals, ließ einen Entsetzensschrei ertönen, um sich augenblicklich wieder in den Fluss zu stürzen. Dort blickte er verzweifelt um sich und begann, wie besessen zu tauchen. Rubislaw konnte sich dieses Verhalten zunächst nicht erklären, verstand dann aber, dass Radik irgendetwas suchte.
"Kann ich dir helfen?", fragte er schließlich, nachdem er auch wieder ins Wasser gestiegen war.
Radik schüttelte bloß den Kopf, denn er war zu atemlos, um sprechen zu können. Schon verschwand er wieder kopfüber im langsam dahinfliessenden Nass.
Rubislaw hätte nur zu gern etwas getan, aber was? Er wusste ja gar nicht, wonach Radik suchte. Sie hatten doch nichts am Leib getragen, was hätte beim Schwimmen verloren gehen können. Halt! Um Radiks Hals hing doch immer dieses Lederbändchen mit dem Bernstein dran. Ja, natürlich!
Rubislaw begann nun auch, mit den Armen durch das Wasser zu fahren und mit den Füßen auf dem Grund zu stochern, ein eher hilfloser Versuch, dem Freund zu helfen. Mit Sorge beobachtete er, wie Radik sich immer mehr verausgabte und Mühe hatte, sich über Wasser zu halten, um wenig später erneut zu tauchen.
´Das geht nicht gut! Am Ende ertrinkt mir der Junge noch!´, dachte Rubislaw, als bereits die Dämmerung einzusetzen begann und er zudem bemerkte, wie Radik immer weiter abtrieb.
Er schwamm deshalb dicht zu ihm heran.
"Es wird gleich dunkel und du bist auch schon völlig fertig! Lass uns ans Ufer zurückkehren!", sagte Rubislaw mit bittender Stimme.
Doch Radik, dem die Luft zu einer Antwort ohnehin fehlte, reagierte diesmal überhaupt nicht und wirkte völlig abwesend, nur darauf konzentriert, wieder soweit zu Atem zu kommen, um den nächsten Tauchgang beginnen zu können.
Rubislaw schwamm noch etwas dichter heran und als Radik wieder aus den Fluten hervorkam, umfasste er ihn mit seinem rechten Arm und hielt in mit aller Kraft fest im Griff. Nun war es für ihn, der erst vor kurzem das Schwimmen erlernt hatte, nicht leicht, sich im Wasser vorwärts zu bewegen und gleichzeitig einen sich windenden Menschen zu halten. Verbissen vollführte Rubislaw die erlernten Bewegungen und kam dem Ufer langsam näher, bis er endlich wieder Boden unter den Füßen spürte.
"Lass mich los!", rief Radik empört und versuchte, sich aus der Umklammerung zu losen.
Doch Rubislaw schleppte ihn weiter, wie einen Sack, und setzte ihn erst am Ufer ab.
"Was fällt dir ein?", stieß Radik giftig hervor.
"Es wird bereits dunkel und du willst doch nicht dein Leben verlieren, nur wegen eines kleinen Bernsteines! Sicher gibt es so einen irgendwo zu kaufen", sagte Rubislaw mit beruhigender Stimme.
"Wegen eines kleinen Bernsteines? Hast du eine Ahnung, was dieser Stein für mich bedeutet!?", brüllte Radik. "Aber davon verstehst du ja ohnehin nichts. Sicher hat dich nie ein Mädchen geliebt!"
Radik hätte sich nach diesen Worten am liebsten auf die Zunge gebissen. Wie konnte er so etwas nur sagen? Rubislaw grinste darüber natürlich, wie sonst auch, wenn irgendjemand eine Gemeinheit über ihn zum Besten gab. Aber Radik war für Rubislaw ganz sicher nicht irgendjemand, wie auch
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