Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
Leuten.«
Bevor Astrid antworten konnte, kam Ingrid und fragte: »Oma will wissen, ob ihr auch Kuchen möchtet.«
Der Opa sah Astrid fragend an, und die nickte. »Sag der Oma, wir hätten gern Kuchen.«
Als sie Kaffee tranken und Kuchen aßen, unterbrach der Opa die Stille: »Du weißt, Astrid. Ich war immer ein ungeduldiger Mann. Bitte, sag mir, wie mein Sohn starb.«
Astrid erzählte in kurzen Sätzen und betonte, dass er nicht gelitten habe und dass sie ihn christlich bestattet hätten. Ingrid weinte leise vor sich hin. Sven rang um Fassung.
Der Großvater saß regungslos da. Zwei Tränen rannen aus seinen Augen. Die Oma sah Ingrid weinen. »Was hat denn die Kleine? Schmeckt dir etwas nicht?«
Der Großvater legte ihr die Hand auf die Schulter und sagte: »Gudrun, liebe Frau. Unser Sohn Einar ist tot. Die Indianer haben ihn erschossen. Verstehst du? Unser Einar kommt nie wieder. Das ist seine Tochter Ingrid. Sie weint um ihn. Sie wohnt jetzt bei uns.«
Das Gesicht der Großmutter veränderte sich. Es füllte sich mit Leben. »Einar ist tot? O mein Gott. Unser armer Junge.« Sie schluchzte bitterlich. Ihr Mann umarmte. Dann griff Ingrid nach ihrer Hand und streichelte sie.
Die Oma bemerkte es nach einer Weile, sah Ingrid an und sagte: »Unsere liebe Enkeltochter!« und drückte sie an sich.
Astrid sah ihren Schwiegervater an, und der flüsterte: »Manchmal ist sie ganz wie früher.«
Die Oma trocknete ihre Tränen, nahm noch von ihrem Enkelsohn Sven Notiz und tauchte dann wieder in ihre Welt ab. Der Opa zeigte ihnen die Zimmer, half, die Kisten zu öffnen, und besprach mit Astrid, was noch besorgt werden könne.
»Du kannst uns sehr helfen, liebe Tochter, wo meine Gudrun nun nicht mehr ganz bei uns ist und ich immer hinfälliger werde. Aber du wirst auch dein Leben leben wollen. Wie hattest du es dir gedacht?«
»Ich würde gern wieder als Lehrerin arbeiten, wenn auch Ingrid und Sven die Schule besuchen. Du weißt, Einar wollte immer, dass sie etwas lernen.«
Der Alte nickte. »Ja, das sollen sie. Ich glaube, ich werde dir helfen können. Ich kenne Leute, die im Rat der Schule sitzen. Aber noch einsmuss ich dir sagen: Bald werden Björn, unser Sohn, und seine Frau Christine kommen. Auch sie werden sagen, dass du bei ihnen wohnen und arbeiten kannst. Aber das geht nicht. Christine ist eine gute Mutter und Ehefrau, aber sie ist krankhaft eifersüchtig. Es hat schon den größten Streit gegeben, wenn eine Frau nur freundlich mit Björn sprach. Sie haben nur männliches oder ganz altes weibliches Personal. Christine kann sich da nicht beherrschen. Sie kriegt dann regelrechte Anfälle. Denk daran und halte immer Distanz zu deinem Schwager. Es tut mir leid, das sagen zu müssen. Aber ich weiß keine andere Lösung. Wenn wir mit Christine reden, sieht sie alles ein. Aber dann kommt es wieder über sie.«
Astrid lächelte etwas. »Auf unserer Farm ist mir solche Versuchung erspart geblieben. Ich werde es beherzigen, Vater.«
In den nächsten Wochen lebten sich Astrid und die Kinder in der fremden Umgebung ein. Ingrid fand auf unerklärliche Weise Zugang zur Großmutter, die nie vergaß, dass sie ihre Enkeltochter war. Wenn Ingrid sie anredete oder ihre Hand nahm, tauchte sie immer aus ihrer Welt empor, und ihr Gesicht füllte sich mit Leben.
»Es ist ein Wunder!«, staunte der Großvater immer wieder. Mehr und mehr bürgerte es sich ein, dass Ingrid der Vermittler wurde, wenn sie der Oma etwas sagen wollten, was sie behalten sollte.
Sven dagegen war seines Großvaters Stolz und Hoffnung. Er sollte die Enttäuschung ausgleichen, dass keiner der beiden eigenen Söhne zur See gefahren war. Der Großvater ahnte, dass Astrid diesen Wunsch nicht unterstützen würde, und fing behutsam an, Svens Interesse an der See zu wecken. Er zeigte ihm einige der vielen Werften, die es an der Küste des Delaware gab. Er nahm ihn auf das Handelsschiff mit, an dem er noch Anteile besaß, wenn es im Hafen lag. Er fuhr mit ihm im kleinen Boot zum Angeln und lehrte ihn, das Segel zu bedienen. Er zeigte ihm Bücher und Bilder aus fernen Ländern. Und es gab am Delaware viele Männer, die fremde Länder und Meere gesehen hatten und fesselnd davon erzählten, wenn man ihnen nur einen Grog spendierte.
Sven und der Großvater verstanden sich gut. Dem Opa wurde warmums Herz, wenn ihn Sven auf Schwedisch: »God morgon, farfar (Großvater)!«, begrüßte. Er lehrte ihn das eine oder andere schwedische Wort und freute
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