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Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln

Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln

Titel: Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
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auch gut vermessen wurde. Ein Vorteil und eine Sicherheit gegen spätere Grenzstreitigkeiten.«
    Astrid lächelte traurig. »Mein Mann war der Sohn eines Kapitäns. Der hat ihm viel von der Bedeutung des Messens und Navigierens erzählt.«
    »Das merkt man auch hier an den Angaben. Da steht nicht nur ›Hundert Yards westlich von …‹, sondern genau ›Südwest bei Süd‹. Es gibt nun zwei Möglichkeiten, Frau Larsson. Entweder Sie verkaufen an einen Spekulanten, der sofort zahlt und das Land verpachtet oder weiterverkauft. Oder Sie verkaufen an einen Vertragseinwanderer, der in Raten abbezahlt.«
    »Was ist ein Vertragseinwanderer, Herr Walberg?«
    »Jemand, der nicht das Geld für die Überfahrt von Europa nach Amerika aufbringen konnte. Es gibt Makler, die das Geld vorstrecken. Dafür muss der Mann seine Arbeitskraft für meist fünf Jahre nach Ankunft verpfänden. Ich kenne einen Westfalen mit Frau und zwei gro- ßen Söhnen, der auf einer Farm am Mount Penn so gut gearbeitet hat, dass er praktisch Verwalter ist. Im nächsten Frühjahr läuft seine Zeit ab, und er will unbedingt eigenes Land haben. Der würde hart arbeiten und zehn Jahre lang aus den Ernten den Kaufpreis abzahlen. Wenn Sie nicht sofort Geld brauchen, um ein Haus oder ein Geschäft zu kaufen, wäre das die beste Lösung.«
    »Ich kann bei Schwager oder Schwiegervater unterkommen. Ich nehme den Vorschlag gern an.«
    »Gut, dann fahre ich gleich zu dem Mann raus. Heute Abend können wir die Verträge unterzeichnen. Morgen früh lasse ich sie bei der Behörde registrieren. Dann können Sie mit allen Urkunden übermorgen abreisen.«
     
     
    Es war eine seltsame Fahrt, wenn sie später daran zurückdachten. Sie waren ja nicht viel anders als gut behandelte Frachtstücke. Sie selbst hatten nichts organisiert und kannten weder Weg noch Ziel. Aber sie sahen und erlebten Dinge, die ihnen in Einars Tal in Jahrzehnten nicht widerfahren wären.
    Die Fuhrleute konnten ihren Spaß kaum verbergen, als sie am Rande von Reading an einem Hurenhaus vorbeifuhren und Astrid ihren Kindern die Augen zuhielt, damit sie nicht sahen, wie die Huren immer wieder Schenkel und Busen zeigten und sich von betrunkenen Freiern anfassen ließen.
    Weniger spektakulär war der Gewitterregen, der den Weg im Nu aufweichte und sie zwang, neben den Wagen herzugehen, um die Pferde zu entlasten. Ungewohnt für alle war ein Trupp britischer Soldaten, der in seinen roten Röcken vor einem Haus stand. Sven und auch einige Fuhrleute kamen aus dem Staunen kaum heraus. Wann sah man schon einmal reguläre Soldaten aus England? Der Kutscher murmelte eine Verwünschung.
    »Sie sind wohl nicht beliebt?«, fragte Sven seine Mutter.
    »Ich glaube nicht. Man sagt, ihre Offiziere seien arrogant und schauten auf die Kolonisten herab.«
    Vielleicht hing die Anwesenheit von Soldaten damit zusammen, dass wenig später ein Mann an einem Galgen hing und von einem Dutzend Menschen bestaunt wurde. Wieder ließ Astrid ihre Kinder wegschauen und erklärte ihnen, dass kein Mensch dem anderen das Leben nehmen solle, gleichgültig, wie schwer seine Schuld wiege.
    Zum Glück gab es auch heitere Dinge zu sehen: Die Schweine, die ihren Fuhrleuten entwischt waren und über die Felder davonjagten,die Hühner, die sich auf ein Gatter gerettet hatten, während unten ein kleiner Hund sie anbellte, die Frau, die einen so großen Federhut trug, dass eine Zofe neben ihr gehen und immer den Rand festhalten musste.
    Und sie sahen Farmen so dicht nebeneinander, dass zwischen ihnen kein unbebautes Land blieb. Sie sahen Herden, deren Weiden richtig eingezäunt waren, und Kinder, die mit Taschen aus einer kleinen Schule kamen.
    Ihre Mutter bestätigte ihren Kindern, dass in den größeren Orten die Kinder gemeinsam in Schulen unterrichtet würden. »Das werdet ihr in Gloucester auch erleben, und ihr werdet sehen, das macht Spaß.«
    Und dann stiegen sie auf das Flussschiff, mussten schimpfenden Schifferknechten aus dem Weg gehen und sich einen Platz auf und zwischen der Fracht suchen. Sie hielten sich erst ängstlich fest, bis sie merkten, dass das flache Schiff sicher und leicht den Fluss hinabglitt. Erst ließen die Kinder ihre Augen wandern und sahen immer neue Dinge am Ufer, dann wollten sie auf dem Schiff herumlaufen, was die Mutter streng verbot. Schließlich machten die vielen neuen Eindrücke sie ein wenig müde. So schön und aufregend die Bootsfahrt auf dem Schuylkill auch war, nun konnten es die Kinder kaum erwarten,

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