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Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln

Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln

Titel: Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
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erfahren und dann selbst entscheiden.«
    Manchmal merkte Astrid, dass der Großvater Sven mit alten Seeleuten zusammenbrachte, die von ihren Fahrten und fernen Ländern erzählten und denen der Opa dann einen Grog spendierte. Sie wirkte dem entgegen und erzählte, wie einsam die Oma gewesen war, wenn der Opa wochen- und monatelang nicht zu Hause war. Und sie sorgte auch dafür, dass Sven es erfuhr, wenn wieder ein Schiff im Sturm untergegangen oder an einer Küste zerschellt war.
    Aber Astrid hatte es in diesem Küstenort schwer. Ständig segelten die Schiffe vorbei, wenn sie Philadelphia ansteuerten oder verließen. Und es waren wunderschöne Dreimaster darunter. Immer wieder waren auch in Gloucesters Straßen Seeleute zu sehen, die mit Geld um sich warfen und von fernen Ländern erzählten. Sie fielen mehr auf als die verhärmten Krüppel, die sich in der Takelage die Knochen ruiniert hatten und nun um ein Gnadenbrot bettelten. Unmerklich wuchs in Sven die Sehnsucht nach dem Meer und fernen Ländern.
     
     
    Als Sven elf Jahre alt war, meinten seine Lehrer zu Astrid, dass er bei ihnen nichts mehr lernen könne. Er müsse nun auf die »William-Penn-Charter-Schule« in Philadelphia. Einerseits war das ganz in Astrids Sinn, weil sie ihn später auf dem College sehen wollte, andererseits bedeutete das, dass er während der Woche dort im Internat wohnen musste. Das kostete Geld.
    Astrid rechnete hin und her. Sie verdiente etwas. Von der Farm kamen Zahlungen, mitunter als Geld, mitunter als Getreidesäcke oder Räucherfleisch. Sie würde den Opa um Zuschuss bitten müssen, denn er hatte als Teilhaber seines Schiffes noch ganz gute Einnahmen.
    Der Opa ließ sich nicht lange bitten. Er hatte sich umgehört und erfahren, dass Sven auf dem englischen Zweig dieser Schule nicht nur Französisch, sondern auch Mathematik und Geografie lernen würde. Das passte in seine Pläne.

Und so fuhren alle eines Tages nach Philadelphia, nachdem sie die Oma der Obhut einer Magd anvertraut hatten. Ein Wagen brachte sie zu Coopers Fährstation gegenüber von Philadelphia. Dann setzten sie über zu Austins Anlegestelle.
    Die Kinder waren schon zweimal in Philadelphia gewesen und hatten mit ihrer Mutter weitläufige Verwandte besucht. Aber immer noch war für sie der Anblick überwältigend. Mit seinen 28 000 Einwohnern war Philadelphia die zweitgrößte englische Stadt nach London. Es hatte mehr Einwohner als New York und erstreckte sich mit Docks und Lagerhäusern kilometerweit am Ufer des Delaware.
    Nach dieser ersten Reihe großer Steinhäuser kam die Front Street. Und dann folgten rechtwinklig reißbrettartig gezogene Längsstraßen, die Second, Third, Fourth Street und immer weiter in der Zahlenreihe. Geschnitten wurden sie von den Querstraßen, die meist nach Pflanzen benannt waren, Cedar, Walnut oder Vine Street. Die Straßen waren breit und gesäumt von mehrstöckigen Steinhäusern.
    Als Sven zum ersten Mal die gewaltigen Blocks an der Kreuzung Second und Market Street sah, hatte er Angst, in diese Straßen hineinzugehen. Er fürchtete, diese steil aufragenden Häuserkolosse würden zusammenbrechen. Und die vielen Menschen und Wagen erdrückten ihn fast.
    Jetzt war er schon an städtisches Leben gewöhnt, aber wohl fühlte er sich nicht in diesen Steinwelten. Ingrid dagegen jubelte über immer neue Eindrücke, auf die sie die anderen hinwies. »Warum hast du uns früher nicht gesagt, wie schön und interessant es in großen Städten ist?«
    »Weil ich auch weiß, wie schmutzig, laut und abstoßend die großen Städte sein können, liebe Ingrid. Und weil ich unser stilles Tal mit den Pflanzen und Tieren viel schöner fand. Hast du schon vergessen, wie glücklich es uns gemacht hat, wenn wir am frühen Morgen die kleinen Rehkitze mit ihren Müttern sahen?«
    Sie fuhren langsam die Mulberry Street entlang, wo in der Nähe der Deutsch-Lutherischen Kirche das Internat lag. Sven hatte seine guten Schuhe aus festem Leder an, trug weiße Strümpfe, die knielange Bundhose und über dem Hemd einen schenkellanges Jackett.
    Der Großvater, der sich als »Kapitän Larsson« beim Internatsleiter einführte, stellte seinen Enkel vor und wurde mit Respekt begrüßt. Der Leiter zeigte ihnen das Zimmer, in dem Sven schlafen würde, ein Saal mit zwanzig Betten und zwanzig schmalen Schränken, den Raum für Arbeiten mit zwanzig Tischen und Stühlen sowie den Essraum.
    »Die jungen Herren sind gerade beim Unterricht in der Schule nebenan, Herr Kapitän.

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