Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
meldeten: »Ziel aufgefasst!« Kapitän Biddle befahl »Feuer frei!«, und Sven rief laut: »Feuer!«
Die Salve stotterte etwas, aber das musste man bei der allerersten Salve, die die Besatzung im Ernstfall feuerte, tolerieren. Aber was Sven nicht hinnahm, war die Treffergenauigkeit.
»Tiefer halten!«, brüllte er immer wieder und sprang von Kanone zu Kanone, um die Richtschützen anzufeuern. Der Treffer, der auf dem Briten die Aufbauten zerfetzte, stammte von Joshua, dessen war Sven sicher.
Sven war fassungslos. Sie waren dem Briten doch mehrfach überlegen. Aber sie segelten durcheinander wie die wilden Hühner. Vom Kommodore kam weder das Signal, eine Schlachtlinie zu bilden, noch ein anderes Signal. Und alle ihre Kanoniere zielten zu hoch.
Die Andrea Doria musste wieder abhalten, um nicht die Columbus zu rammen. Sie schossen nun schon über eine Stunde auf den Briten. Bei erfahrenen Mannschaften hätte er nur noch ein Wrack sein dürfen. Aber nein, unerschrocken und routiniert wandte sich die kleine Fregatte einem Gegner nach dem anderen zu und jagte ihm die Treffer in den Rumpf.
Aber dann hatte sie wohl genug. Sie setzte alle Segel und floh. Alfred, Columbus und Andrea Doria folgten ihr noch eine Weile. Dann drehten sie ab.
Hopkins führte sein Geschwader nach New London, wo sie ankerten.
Die meisten Matrosen der Andrea Doria hatten nur für eine Reise angeheuert und verließen nun das Schiff, als sie hörten, was die Kaperschiffe inzwischen an Heuer und Prisenanteil boten.
Sven war verzweifelt. Was sollte er auf einem Schiff, das wegen Mangel an Matrosen nicht mehr auslaufen konnte? Aber dann kam schließlich der Bescheid, dass auch die Offiziere auf Wunsch entlassen werden konnten.
»Ich kann Sie verstehen, Mr Larsson. Auch ich bin unzufrieden, aber ich glaube an die Zukunft der kontinentalen Flotte. Wir brauchen diese Flotte, und wir brauchen Offiziere wie Sie. Auch Sie werden das wieder erkennen. Da bin ich mir sicher«, verabschiedete ihn Kapitän Biddle.
Auf Kaperkurs
(Mai bis Juli 1776)
»Hat einer von euch schon eine Idee, wie wir schnell nach Hause kommen? Ich möchte kurz bei meinen Eltern vorbei, und dann möchte ich ein gutes Schiff finden, das reiche Prisen macht«, sagte Karl entschlossen.
»Bescheiden bist du gar nicht!«, stellte Adam fest. »Sollen wir dir für die Prisen noch eine schriftliche Garantie geben?«
»Ihr solltet keine großen Reden schwingen, sondern euch umhören«, riet ihnen Sven. »Mir hat der Hafenlotse erzählt, dass morgen die Helena der Reederei Bradwick an Pier acht anlegt, Stockfisch bunkert und einen Tag später mit einem Stopp in Philadelphia zu den Antillen segelt. Ich werde am Kai stehen, damit ich einen Platz erwische.«
»Und an uns denkst du nicht?«, fragte Karl und sah überall lachende Gesichter.
»Ach, Karl, du bist so ein guter Seemann geworden, aber reinlegen lässt du dich noch immer wie früher«, neckte Adam ihn. »Wir denken alle an dich und du doch immer auch an uns. Entweder segeln wir alle heim oder keiner.«
Sie standen schon früh am Pier, als ob Schiffe nach der Uhr anlegen würden.
»Wenn wir hier warten, ist es immerhin billiger als in der Kneipe«, sagte Adam und lehnte sich an seinen Seesack.
Aber sie hatten Glück. Die Helena tauchte bald auf und legte an.
»Was für ein vornehmer Empfang!«, rief Kapitän Martens. »Gehen Sie nur in meine Kajüte. Ich muss schnell etwas beim Hafenmeister erledigen, was keinen Aufschub duldet. In zehn Minuten bin ich zurück.«
Nun, es dauerte eine halbe Stunde, aber die Freunde saßen bequem und hatten ihren Kaffee. Da waren sie Kapitän Martens nicht böse, aber der entschuldigte sich vielmals.
»Meine Angelegenheit war schnell erledigt, aber dann hat der Hafenmeister mich vollgequatscht. Was aber auch alles passiert, wenn man über eine Woche auf See ist. Sie werden wissen, dass die Engländer Boston geräumt haben. War ja schon am 17. März.«
Sven und seine Freunde nickten.
»Aber jetzt wollen die Engländer New York als Land- und Seebasis ausbauen. Da muss man sich beeilen, dass man noch unbehelligt vorbeikommt. Und haben Sie schon gehört, dass die ersten Kapermatrosen schon reich geworden sind, seitdem der Kongress Ende März das Kapern britischer Schiffe erlaubt hat?«
Die Freunde verneinten, und Kapitän Martens erzählte von einem Kaperschiff aus New Bedford, das einen britischen Transporter gekapert habe. Ein Matrose habe den Gegenwert von zehntausend Pfund
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