Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
Haushalten, in denen Menschen verstorben waren, angebliche Schulden der Verstorbenen eingetrieben. Wer lässt schon gern einen lieben Toten als säumigen Schuldner unter die Erde bringen. Da ihnen nicht genug Leute starben, kamen sie auf die Idee, Todesnachrichten für Matrosen auf See zu überbringen. Sie lieferten das letzte Hemd ab, wurden belohnt, erbaten etwas Wasser und Brot und räumten an Schmuck und Wertsachen aus, was sie in Abwesenheit der Trauernden erwischen konnten. Alte Menschen haben sie manchmal auch gefesselt und die ganze Wohnung durchsucht. Jetzt werden sie wohl nicht so schnell aus dem Gefängnis kommen.«
»Es sei denn, sie verpflichten sich zum Dienst in der Flotte«, bemerkte Mr Bradwick süffisant. »Die Schiffe der Kontinentalen Flotte finden keine Mannschaften mehr, seitdem wir legal kapern dürfen.«
»Mit solchen Gaunern möchte ich nicht segeln«, bemerkte Sven.
»Verständlich«, bestätigte Mr Bradwick. »Aber ich habe Sie nicht schon am dritten Tag nach Ihrer Ankunft hergebeten, um mit Ihnen über Gauner zu plaudern. Ich biete Ihnen die Freedom als Kapitän für zunächst eine Kaperfahrt von etwa zwei Monaten an. Kapitän Berret mag ein guter Mann sein, Glück beim Kapern hatte er nicht. Ich hoffe, Sie haben es. Ich biete Ihnen folgende Aufteilung des Prisengeldes: ein Drittel für die Schiffseigner, der Rest für die Besatzung. Wir teilen immer: zwei Zehntel für den Kapitän, zwei für die Offiziere, zwei für die Maate und die restlichen vier Zehntel für die Mannschaft. Die Zuordnung bei Offizieren und Maaten obliegt Ihnen. Sind Sie einverstanden?«
Sven brauchte nicht lange zu überlegen. Bei der Kontinentalen Flotte ging die Hälfte des Prisenwertes an den Staat. Da war er hier besserdran, hatte keine anderen Aufgaben, sondern sollte nur Prisen kapern. »Einverstanden, Sir!«
Mr Bradwick schüttelte seine Hand zur Bekräftigung. »Und nun kommt die schlechte Nachricht: Sie müssen in neun Tagen auslaufen.«
»Ich heirate in sechs Tagen, Sir.«
»Ich weiß. Aber wir haben vertrauliche Meldungen über einen ungesicherten Konvoi von den Bermudas nach New York. Den können wir uns nicht entgehen lassen.«
Sven presste die Lippen zusammen. Was würde Sabrina sagen? Und er hatte sich doch auch so auf die Tage und Nächte ihrer ersten Liebe gefreut. Aber er fragte nur: »Ist die Mannschaft vollständig, Sir?«
»Im Prinzip, ja, doch wenn Sie Vorschläge haben, können wir austauschen. Es ist übrigens praktisch die Mannschaft, die Sie bereits kennen.«
»Ich habe den Untersteuermann Karl Bauer, den Bootsmann Adam Borg und den Maat Joshua Petrus, meine bewährten Gefährten.«
»Ich kenne sie und habe den Männern bereits gesagt, wann sie wieder hier sein müssen. Der Joshua Petrus wohnt ja wohl bei Ihnen.«
Sven nickte. »Eine treue Seele und ein Meisterschütze mit jeder Kanone.«
»Ich lasse die Papiere ausfertigen. Die Mannschaft sollte in drei Tagen wieder an Bord sein. Obersteuermann ist Mr Selberg. Auf ihn können Sie sich bei der Ausrüstung verlassen.«
»Ein guter Mann! Ich erinnere mich.«
»Dann grüßen Sie Ihr Fräulein Braut. Eine schöne Feier wünsche ich Ihnen. Am Tag vor dem Auslaufen sollten wir uns noch eine Stunde zum Kaffee treffen.«
Sven war sehr unwohl, wenn er daran dachte, wie er das Sabrina beibringen sollte.
Aber sie war erstaunlich gefasst. »Ich hatte es befürchtet, Liebster. Nun wollen wir die verbleibenden Tage genießen.«
Aber seine Schwester empörte sich. »Sven, das kannst du Sabrina doch nicht antun. Sie hat sich so auf die Hochzeit und die Zeit mit dirgefreut. Sie hat sogar gedacht, ihr würdet ein paar Tage irgendwohin fahren, wo ihr ganz allein seid. Und nun lässt du sie allein.«
Sabrina mischte sich ein. »Ingrid, das ist eine Sache, die Sven und ich regeln müssen. Gib uns bitte Gelegenheit dazu.«
Ingrid verließ beleidigt den Raum.
Sabrina lächelte. »Sie meint es gut, schießt aber manchmal übers Ziel hinaus. Aber zu uns: Wie können wir das Beste daraus machen?«
»Sofort wegfahren. Nur wir beide.«
Sabrina sah ihn an. »Willst du dich vor der Hochzeit drücken, mein Lieber?«
»Für den Tag können wir ja wieder auftauchen.«
»Nun sei doch einmal ernsthaft!«
Sven schaute zu Boden. »Es tut mir leid, Sabrina, dass mein Beruf uns so übel mitspielt. Mr Bradwick hat eine Geheimnachricht, die gute Prisen verspricht, wenn wir die Zeit nutzen. Dagegen kann ich nicht viel sagen. Ich werde mich um die
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