Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
und Palstek war Sven noch auf sicherem Boden. Das hatte ihm sein Großvater schon beigebracht. Aber dann zelebrierte, ja, so muss man es schon nennen, Adam noch Laufknoten, Lerchenkopf, Fischerstek, Bootsknoten, Slipstek, Liebesknoten – wobei er glucksend lachte – und vieles andere mehr.
Sven hatte aufgegeben, sich die Namen und die Art des Knotens merken zu wollen.
»Wozu braucht man so viele Knoten?«
Adam zuckte mit den Schultern. »Die Taue sind verschieden dick. Du brauchst am Segel andere Knoten als am Polder. Manchmal sollein Knoten fest sein gegen jeden Zug. Manchmal willst du ihn aus einer Richtung leicht lösen können. Für jede Gelegenheit gibt es eine gute Lösung. Ein Matrose muss wissen, welche wofür.«
Sven blickte ihn verzweifelt an.
»Du musst ja nicht am ersten Tag schon alles begreifen. Es wiederholt sich nun jeden Tag. Du sollst jetzt bloß wissen, wovon die Leute reden. Da sehe ich gerade den Obersteuermann und den Bootsmann. Komm. Ich stelle dich den beiden vor. Danach zeige ich dir die unteren Decks.«
Adam ging zu den beiden Offizieren und blieb mit Sven vor ihnen stehen.
»Na, was gibt es, Adam?«, fragte der Obersteuermann, ein hagerer Mann mit großer, scharfer Nase.
»Das ist Sven Larsson, der Neue, Mr Walker.«
»Ach, der Studierte. Willkommen an Bord!« Er streckte die Hand aus.
»Danke, Mr Walker. Aber ich war nicht auf dem College, Sir.«
Der Obersteuermann lachte. »Sven, jeder, der schreiben und ein Buch lesen kann, ist für Seeleute ein Studierter. Aber das hilft dir bei Sturm in der Takelage kein bisschen.«
»Na, er sieht ja wenigstens kräftig aus«, meldete sich der Bootsmann zu Wort. »Dann wirst du wohl bald richtig mitarbeiten können. Einen guten Lehrer hast du ja in Adam. Willkommen also an Bord, Sven.«
»Danke, Mr Cliff. Ich werde mir Mühe geben.«
»Noch eins, Sven«, fügte der Bootsmann an. »Keine Rauferei an Bord! Merk dir das, sonst gerbt dir die Katze den Rücken. Wenn du dich mit jemandem prügeln willst, tu das an Land. Vergiss es nie!«
»Aye, Sir.«
Als Adam mit Sven den Niedergang hinunterging, sahen Walker und Cliff ihnen nach.
»Macht keinen schlechten Eindruck«, murmelte der Steuermann.
»Er ist der Enkel vom alten Ingmar Larsson, der dreimal um Kap Hoorn segelte und dabei die schnellste Umsegelung schaffte, von der ich je gehört habe.«
»Wusste ich nicht, John. Hoffentlich hat er etwas geerbt.«Adam führte Sven durch die unteren Decks, zeigte ihm die Laderäume, die Stauräume für Segel und Taue. Vor einem Raum mit einem Schloss sagte er: »Das ist die Pulverkammer.«
»Aber wir sind doch kein Kriegsschiff«, warf Sven ein.
»Nein, aber wir müssen uns besonders in der Karibik auch gegen Piraten verteidigen können. Dazu haben wir drei Sechspfünder an jeder Schiffsseite, einige Drehbassen sowie Musketen und zwei Blunderbüchsen. Dir sind die Kanonen nicht aufgefallen, weil sie in ihrem Verschlag maskiert sind. Aber bald wirst du an ihnen schwitzen. Kannst du denn mit einer Rifle umgehen?«
»Als ich neun Jahre alt war, hat mein Vater mir gezeigt, wie ein Gewehr geladen wird. Ein- oder zweimal durfte ich es auch abfeuern. Aber seitdem hatte ich keines in der Hand.«
»Na, du wirst es lernen, denn mit Piraten ist nicht zu spaßen. Komm weiter! Im nächsten Laderaum ist noch die Fracht der Firma ›Bow Mills‹, die erst kurz vor dem Ankerlichten an Bord kam.«
Adam zeigte mit der Hand auf die Kisten, die dort aufgestapelt und mit Tauen gegen Verrutschen gesichert waren.
Sven sah sich den Knoten an und versuchte zu erkennen, was das für einer war. Da fiel ihm auf, dass aus der Kiste eine bräunliche Flüssigkeit herausrann.
»Was läuft denn da raus, Adam?«
Der war schon ein paar Schritte weiter, drehte sich um und fragte: »Wo?«
»Hier«, zeigte Sven.
Adam beugte sich runter, hielt einen Finger an die Flüssigkeit, schnupperte daran und prüfte mit der Zunge. »Das ist Walöl«, murmelte er erstaunt. »Wollen die uns in die Luft jagen?«
Er lief mit Sven an Deck. »Mr Cliff, Sven hat entdeckt, dass aus einer Kiste von ›Bow Mills‹ Walöl ausläuft! Wenn Sie sich das bitte ansehen möchten.«
Der Bootsmann antwortete nur: »Los! Geh voran!« und folgte Adam in den Laderaum.
Es war hell genug, dass er das Rinnsal sehen konnte. Er roch und schmeckte wie Adam vorher. »Stimmt«, stellte er fest.
»Adam, hol den Zimmermann. Er muss die Kiste aufbrechen!«
Adam lief davon. Der Bootsmann fragte Sven: »Kannst du
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