Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
empor.
»Und was ziehen wir damit hoch?«, fragte er.
»Alles, was wir beladen und entladen müssen, außerdem Boote, die wir aussetzen, Kanonenrohre, die wir umsetzen müssen, also alles, was wir so nicht heben können.«
Und dann ging es wieder in die Takelage, und Sven erlebte die schöne Abwechslung, dass eine Delfinschule um das Schiff herum spielte, während er sich oben an die Vorbramrah klammerte. Adam gönnte ihnen eine kurze Pause, denn von oben sah man die Delfine nicht nur synchron aus dem Wasser springen, man konnte ihre Bewegungen auch unter der Oberfläche verfolgen.
»Es sind wunderbare Tiere«, schwärmte Adam. »Sie sind nicht nur schön und elegant. Ich habe erlebt, wie sie einen Mann, der nicht schwimmen konnte, zum Ufer getragen haben. Sie sind gut zu Menschen. Wenn ich dabei bin, angelt keiner nach Delfinen.«
Einen kurzen Augenblick dachte Sven, dass das Leben auf dem Meer ja doch sehr schön sein könne, aber dann trieb ihn Adam schon wieder an, sich mit einer Hand festzuhalten und mit der anderen Hand ein Segel einzuholen.
Adam rutschte auf den Fußpferden vom Mast bis zur Rahnock. Sven konnte kaum stehen, so wund waren seine Fußsohlen. Einmal wäre er beinahe abgerutscht, weil er vor Schmerz nicht fest auftreten wollte.
»Komm, du reibst wieder Salbe ein, und dann zeig ich dir, wie man eine Drehbasse bedient!«
Der Tag ging schließlich auch vorbei. »Morgen hast du mit Karl und mir in der ersten Wache am Fockmast Dienst«, verkündete Adam.
Aber das Wetter änderte den Dienstplan. Schon vor dem üblichen Wecken schrillten die Pfeifen. »Alle Mann an Deck!«, brüllten die Maate. Das Schiff stampfte und rollte. Sven konnte gar nicht richtig gehen und musste sich überall abstützen.
Als er mit den anderen den Niedergang nach oben stapfte, war es grau und trüb. Man konnte nicht weit sehen, aber es reichte, um zu erkennen, dass die Wellen Schaumkronen trugen.
»Das Barometer fällt. Wir kommen in einen Sturm. Alle Segel bergen, Sturmklüver setzen!«
Adam zog Sven mit zum Fockmast. »Karl geht zur Rahnock, du in die Mitte und ich zum Mast hin. Schau, wie wir es machen. Stell dich fest auf die Fußpferde, und halt dich gut fest.«
Der Mast neigte sich von einer Seite zur anderen. Als Sven die Wanten aufenterte, wurde er einmal gegen die Wanten gedrückt. Bei der Gegenbewegung hing er fast über dem Meer und musste sich fest anklammern.
Karl sauste förmlich auf dem Fußpferd zum äußeren Ende der Fockrah. Sven tastete sich mühsam voran und klammerte sich fest.
»Los, mach schon!«, rief Adam. »Schau her, hier die Bändsel lösen, dort ziehen, einschlagen, und jetzt fest einbinden! Wir haben es doch schon geübt.«
Sven war hilflos. Wie sollte er sich mit einer Hand festhalten und alles nur mit der anderen Hand schaffen? Aber dann sah er, wie die beiden sich mit den Oberarmen über die Rah lehnten und dort festklemmten und mit den Unterarmen schafften. Er ahmte es nach und wäre fast von der Rah geschleudert worden, als ein Windstoß sie traf.
Aber dann unterdrückte er die Panik. Es ging ja! Zug um Zug wurde er des nassen und sich bäumenden Segels Herr, und schließlich war es eingeholt und befestigt.
»Komm runter!«, rief Adam.
Sven klammerte sich an die Wanten und merkte jetzt erst richtig, wie der Schiffsbug hoch in den Himmel stieg und dann wieder tief in die Wellen eintauchte. Das ist ja wie auf einer riesigen Schaukel, dachte er. Als er den Fuß wieder an Deck setzte, drückte sein Magennach oben, als wolle er durch die Speiseröhre aus dem Mund drängen. Sven schlug die Hand vor den Mund und würgte.
»Geh zur Leeseite und kotze dort über Bord! Los, rüber!«, befahl Adam.
Sven taumelte zur Reling und übergab sich ins Meer. Der Wind riss ihm die Speisereste förmlich vom Mund.
»Nun komm schon!«, schrie Adam. »Wir müssen die Taue an Deck spannen.« Er zog Sven an sich heran und sprach direkt in sein Ohr. »Bei Sturm müssen wir Taue an Deck spannen, damit wir uns festhalten können. Sonst werden wir über Bord geschleudert. Komm, pack mit an.«
Sie spannten ein Tau nach dem anderen, duckten sich immer wieder, wenn eine Welle kam, und klammerten sich fest. Sven war klatschnass. Sein Magen wölbte sich immer wieder nach oben, aber es kam nichts mehr heraus. Ihm war zum Sterben schlecht. Aber Adam gab keine Ruhe. Ihm schien das nichts auszumachen.
Endlich brüllte er in Svens Ohr: »Fertig! Komm nach unten! Umziehen!«
Unten standen auch die
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