Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
soll man denn nun glauben?«
»Am besten nur, was du selbst siehst und hörst. Sie lügen alle, wennsie was erreichen wollen. Ich bin froh, dass ich auf See selten so ein Zeug höre.«
»Aber Adam, es geht doch auch um uns. Es sind doch unsere Mitbürger, die unterdrückt werden. Es ist unser Handel, der behindert wird. Wir müssen doch patriotisch denken.«
»Dann sieh dir deine Mitbürger nur genau an. Das sind die Kaufleute hier in den Läden, die uns mit überhöhten Preisen betrügen. Es sind die finsteren Gestalten dort in den Hauseingängen, die uns beklauen wollen. Mich hat eine britische Sloop im letzten Krieg vor einem französischen Kaper gerettet. Waren das nicht auch Mitbürger?«
»Hört ihr jetzt auf mit eurer verdammten Politik! Ich will endlich mein Bier«, beschwerte sich Karl.
Sie tranken ihr Bier in der nächsten Kneipe, aber die rechte Stimmung kam nicht wieder auf.
»Kommt, jetzt zeigen wir Sven die Einkaufsstraße. Vielleicht findet er etwas für seine Mutter.«
In der Einkaufsstraße, die Sven ein wenig an die Second Street in Philadelphia erinnerte, waren die Menschen besser gekleidet als in der Hafengegend. Hier fielen sie als Matrosen mit ihren gestreiften Holländerhemden und den weiten Hosen schon auf.
Kutschen ratterten die Straße entlang. Herren mit langen Gehröcken, Damen mit Spitzenblusen ließen sich von Lakaien aus den Kutschen helfen. Schwarze sah man fast nur als Lakaien. Indianer erblickte Sven in dieser Straße überhaupt nicht.
Mit einem Geschenk für seine Mutter wollte er lieber bis zur Karibik warten. Was er hier sah, konnte sie auch in Philadelphia kaufen. Aber für sich konnte er einen Strohhut erstehen. Den würde er in der glühenden Sonne der Karibik brauchen.
Adam und Karl steuerten ihren Rat bei, und schließlich hatte Sven einen praktischen und preiswerten Strohhut auf dem Kopf.
»Kommt, jetzt gehen wir in ein gutes Restaurant und lassen uns gebratenes Fleisch und ein gutes Bier schmecken«, riet Adam. »Hier durch die Seitengasse sind wir gleich da.«
Sie waren kaum zehn Meter gegangen, als Sven einfiel: »Leute, ichwollte ja noch eine Zeitung kaufen. Wartet einen Moment. Ich bin gleich zurück.«
Adam und Karl schlenderten langsam weiter. »Was der bloß mit seiner Politik hat?«
Sven rollte die gekaufte Zeitung zusammen und steckte im Laufen seine Geldbörse in die Tasche, als ihm ein großer Kerl die Schulter in die Seite rammte.
»He, was rempelst du mich an?«, brüllte der Kerl und griff nach Sven. Aus einem Hausflur stürzte ein anderer auf sie zu. »Dem Seeräuber werden wir es zeigen!«, rief er.
Sven rief laut: »Adam!« Er stieß den Kerl zur Seite und wollte zu Adam und Karl laufen, als ihn ein Knüppel am Kopf traf. Benommen sank er in die Knie. Der erste Kerl griff in seine Tasche und wollte die Geldbörse herausziehen. Aber Sven war noch klar genug, um ihm seinen Ellbogen in den Unterleib zu stoßen und sich aufzurichten, als der Kerl sich krümmte.
Und dann waren Adam und Karl heran. Sie gaben jedem der beiden Straßenräuber einen Faustschlag auf die Nase und schlugen ihnen mit der Handkante an die Schlagader, dass sie bewusstlos zusammensanken. Und dann packte Adam den Unterarm des ersten Kerls an Ellbogen und Handgelenk und brach ihn auf seinem Knie mit seiner gewaltigen Kraft einfach durch.
»Adam!«, rief Sven entsetzt. »Das darfst du doch nicht tun!«
»Dein ›Mitbürger‹ soll so schnell nicht wieder jemanden überfallen«, konterte Adam böse. »Und jetzt nichts wie weg!«
Sie liefen um ein paar Ecken, bis sie Adam in eine Wirtschaft lotste. »Gewöhne dir das ab, Sven, dieses Räuberpack mit Nachsicht zu behandeln. Ich habe einen Freund verloren, dem sie das Messer in die Brust stachen, als er sich wehrte. Du musst zuschlagen, so hart du kannst, und ihnen den Appetit auf weitere Raubtaten verderben. Und nun will ich nichts mehr davon hören!«
Sie bestellten ihr Steak und Bier, aßen und tranken mit Appetit, aber ihnen war die gute Laune verdorben. Sie kehrten vor Mitternacht auf ihr Schiff zurück, und es dauerte ein paar Tage, bis Sven wieder unbefangen mit Adam scherzen konnte.Sie hatten wunderbares Segelwetter. Ein kräftiger und stetiger Wind trieb sie ihrem Ziel entgegen. Sven wurde die Arbeit an Deck von Tag zu Tag vertrauter. Er putzte Messingbeschläge blank, teerte Taue, half beim Ausbessern der Segel und scheuerte das Deck.
Die Arbeit ließ Zeit, mit den Kameraden zu scherzen, die leuchtenden
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