Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
dir aus.«
»Ach, die Stadt ist mir scheißegal. Ich wollte ins Bordell. Aber viel Spaß!« Er wandte sich ab und ging.
Als sie beschwingt zurückkamen, schlief er schon, abgelöst von einem anderen. Als die Pfeifen sie am Morgen rausholten, war er munterer als die anderen und schien den Ärger vergessen zu haben.
Während sie Seite an Seite das Deck scheuerten, schwärmte ihm Karl vor, wie schön es gewesen sei. Die Mädchen seien klasse, jung, schön und leidenschaftlich. Mit den drei Pfund habe es erst Ärger gegeben. Die Mädchen hätten gesagt, dass wir da noch drauflegen müssten. Wir haben berichtet, unser Kumpel Sven sprach von drei Pfund. Die Madam kam hinzu und fragte, warum du nicht mit uns kämst. Wir sagten es ihr.
»Schade!«, hat sie gemeint und die Mädchen angewiesen, unser Geld zu akzeptieren. Die Differenz übernähme sie. »Und grüßen Sie den armen Sven. Wenn er wieder in Lissabon ist, soll er mich besuchen.«
»Sag mal, Sven, eins der Mädchen hat sich ein wenig verplappert. Es hörte sich so an, als seiest du der Liebhaber der Madam gewesen. Dann wollte sie das wieder vertuschen und erklärte, die Madam hätte nur Gefallen an dir gefunden, wie einem andere Menschen sympathisch sind.«
»So war es. Ich erinnerte sie wohl an jemanden. Sie war freundlich und wollte mit mir plaudern.«
»Hm!«, brummte Adam. »Das ist eine fantastische Frau. Wer möchte mit der nicht plaudern.«
Aber Sven wurde wortkarg. Denkt doch, was ihr wollt. Ihr hattet euer Vergnügen, da braucht ihr nicht noch an meiner Leidenschaft teilnehmen.
Sven sprach auch in den nächsten Tagen nicht über das Thema, und so versank es in der Erinnerung. Der Dienst hatte seine Normalität zurück. Mit der kleinen Ausnahme vielleicht, dass der Obersteuermann zwei Tage nach dem Auslaufen zu Sven gekommen war und beiläufig erwähnt hatte: »Sven, du hast schon ganz gut Seemannschaft gelernt. Du kannst mir jetzt schon hin und wieder bei der Navigation helfen. Ich werde dich entsprechend im Dienstplan einteilen.«
Einerseits war Sven glücklich. Damit würde er den Weg zum Steuermannsgehilfen einige Monate abkürzen können. Andererseits mochte er den Obersteuermann nicht gut leiden. Mr Walker wirkte überheblich, kalt und zynisch. Man hatte nicht den Eindruck, dass ihn das Schicksal seiner Untergebenen wirklich interessierte.
Sven hatte in seiner Schule in Philadelphia neben Mathematik auch einige Stunden Navigation gehabt. Auch der Opa hatte mit ihm dar- über gesprochen und ihm seinen Sextanten gezeigt. Er versuchte sich zu erinnern, damit er dem Obersteuermann, der auch ungeduldig war, nicht gleich Grund zum Ärger gab.
Aber Mr Walker behandelte ihn, als er ihn während der Nachmittagswache zu sich rief, wie einen Anfänger, der noch nie ein Schiff gesehen hatte.
»Was für Geräte zur Navigation hast du denn schon in der Hand gehabt, Sven?«
»Mein Großvater hat mir seinen Oktanten oder Quadranten nach Hadley gezeigt, Mr Walker.«
»Und hier an Bord?«
»Hier durfte ich noch kein Navigationsgerät anfassen, Mr Walker.«
»Dann hast du geschlafen, Sven. Du hast schon ein Lot in der Hand gehabt und sicher auch einen Kompass. Und ich glaube auch, dass ich dich schon mit einem Log gesehen habe. Das sind auch Navigationsinstrumente. Erklär mir mal, was du über sie weißt!«
»Das Handlot besteht aus Bleigewicht und Leine. Das Bleigewicht ist meist keil- oder birnenförmig und hat am unteren Ende eine Auskerbung und hängt an einer knapp vierzig Meter langen Leine.«
Mr Walker nickte. »Nun sag mir mal, wozu die Aushöhlung ist und wie du die Wassertiefe in der Nacht misst!«
Sven brauchte nicht lange zu überlegen. »Wenn ich die Aushöhlung etwas mit Wachs bestreiche, dann bleibt ein wenig vom Grund kleben. Ich sehe dann, ob es Sandboden oder Felsen ist. Und die Tiefe erkenne ich an den Markierungen, die in Abständen angebracht sind.«
Mr Walker grinste. »So! Und wie tief ist es, wenn du ein Lederstück mit einem Loch fühlst?«
»Zehn Faden, also achtzehn Meter.«
»Und wenn danach ein Stück Tuch kommt?«
»Fünfzehn Faden, Mr Walker.«
»Nun gut. Du wirst es noch oft genug betasten können. Und bei mir besteht niemand die Gehilfenprüfung, der nicht mit verbundenen Augen jede Tiefe erkennt. Und dann kriegst du sie nicht nacheinander angeboten, sondern durcheinander. Aber nun erkläre mir erst, was ein Log ist!«
»Mit dem Log misst man die Geschwindigkeit, mit der das Schiff durchs Wasser gleitet.
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