Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
gebeten, ihn zu heiraten. Ich habe zugesagt. Ich liebe ihn nicht, wie ich deinen Vater geliebt habe. Aber ich achte und schätze ihn, und er ist mir sehr sympathisch. Es war auch für mich nicht einfach, allein zwei Kinder großzuziehen. Ich bin glücklich, wieder jemanden an meiner Seite zu haben, der mich behütet und umsorgt. Deine Schwester ist glücklich, wieder einen Vater zu haben. Ich weiß, dass auch du Dr. Wilbur respektierst. Daher hoffe ich, dass du mich verstehst. Sorgen macht mir nur, dass mein neuer Ehemann politisch die Ansichten der Minderheit teilt. Das wird ihm Schwierigkeiten bereiten. Aber sein Gründe sind ehrenhaft und auch einleuchtend.«
Sven ließ den Brief nachdenklich sinken. War seine Mutter seinem Vater untreu geworden? Hatte Sie die Jahre in Einars Tal vergessen? Aber dann besann sich Sven. Wie konnte er von seiner Mutter verlangen, dass sie ihr Leben einem Toten weihte? Sie hatte lange genug getrauert und nur für die Kinder gelebt. Jeder Tag mit einem liebenden und fürsorglichen Menschen an ihrer Seite war ihr zu gönnen. Und Dr. Wilbur war ein Mann, den man achten und respektieren musste, auch wenn man politisch anderer Meinung war.
Seinen Kameraden sagte Sven nur, dass Mr Bradwick, ihr Reeder, von ihrem Schicksal wisse und ihnen jede Unterstützung zusage. »Wenn wir wieder Antigua anlaufen, ist unsere Zeit gekommen.«
»Ja, wenn«, klagte Karl.
»Bald!«, korrigierte Sven. »Wir laufen durch die Windward Passage in den Atlantik und patrouillieren östlich der Spanischen Inseln und der Inseln über dem Winde. Dann laufen wir wieder English Harbour an.«
Östlich von Puerto Rico übergab Mr Allen die Nachmittagswache an Sven. Er schaute sehr skeptisch drein.
»Die Wolken dort im Südwesten gefallen mir gar nicht, Mr Larsberg. Und das Barometer ist auch gesunken. Ich fürchte, Sie müssen bald die Segel kürzen lassen. Ich habe so ein Gefühl, dass wir gegen Ende der Saison noch einen Hurrikan erleben werden.«
Um zwei Glasen seiner Wache sagte Sven Mr Duncan, dass er empfehle, die Segel zu kürzen und die Bramstengen einzuholen.
Mr Duncan ging zum Barometer.
»Fast auf siebenundzwanzig runter! Und diese Wolken! Alle Segel bis auf die Sturmfock bergen. Alle Luken dicht und so weiter. Sie wissen schon.«
Auch die Freiwache kam an Deck. Die Matrosen rannten umher, sicherten die Kanonen dreifach mit zusätzlichen Tauen, verschlossen alle Niedergänge und Luken mit Brettern und spannten Taue über das Deck. Dann trieb der Bootsmann die Geschicktesten unter ihnen an, das Fieren der Bramstengen vorzubereiten.
Das war für alle immer eine schwere Arbeit. Bevor die oberen Mastteile aus ihren Verankerungen gehoben und mit Flaschenzügen heruntergelassen werden konnten, mussten die obersten Rahen gelöst und an Deck gebracht werden. Wenn das geschehen war, lag der Schwerpunkt des Schiffes tiefer, und der Sturm konnte die Masten nicht unter Wasser drücken. Aber der kommende Sturm stieß immer wieder gegen die Masten. Dadurch wurde alles zu einem sehr gefährlichen Manöver, das nur erfahrene und geschickte Matrosen durchführen konnten.
Mr Duncan befahl: »Oberbramstengegasten aufentern! Fiert die Oberbramstengerahen!« Die Matrosen stiegen in die Wanten. Keiner sauste wie sonst empor. Alle wussten, dass jetzt jeder Griff sitzen musste.
Am Fockmast ließ Adam die oberste Rah vorsichtig herunter. Aber er konnte nicht verhindern, dass sie im Wind hin und her schwang.
»Halt fest!«, rief einer voller Schreck. Seile wurden gestrafft, und schließlich lag die Rah an Deck. Adam atmete erleichtert durch. Matrosen stürzten sich auf die Rah und zurrten sie fest.
Sven starrte nach oben, um zu erkennen, wie weit die Gasten waren. Die obersten Rahen lagen an Deck. Aber jetzt wurde es erst richtig gefährlich. Die mächtigen Stengen mussten aus den Schuhen gehoben und langsam an Deck gelassen werden. Der Wind warf das Schiff immer mehr hin und her und ließ die Männer taumeln.
Die Bramstenge vom Großmast kam herunter, und Sven trat an die Reling, um die Arbeiten nicht zu behindern. Joshua hielt die Stenge fest, damit sie nicht umherschlug. Auch die anderen Masten meldeten, dass die Stengen gesichert waren. Commander Norman ließ Sturmfock und Sturmklüver setzen und schickte die Freiwache unter Deck.
Der Sturm nahm schnell zu und erreichte eine Stärke, die niemand für möglich gehalten hätte. Sie hatten den Sturmklüver eingeholt und segelten nur mit der
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