Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
wollten in Philadelphia landen. Und ich freute mich auf Frau und Tochter«, sagte er schließlich.
»Das tut mir leid«, bedauerte Mr Selberg. »Aber Gloucester liegt doch nicht auf dem Weg der Briten. Vielleicht hat Ihre Familie keinen feindlichen Soldaten gesehen. Fast alle Pferde der britischen Kavallerie haben den langen Transport nicht überlebt. Da können sie nicht so weit ausschwärmen.«
Sven nickte. »Ich gebe jetzt schnell Befehl zur Kursänderung auf Charleston. Wir können uns keine Verzögerung leisten. Ich bin gleich wieder bei Ihnen.«
»Ich werde der Freedom auch den Befehl geben. Wir begleiten Sie, wenn Sie so knapp an Mannschaften sind.«
»Das ist ein wahrer Freundschaftsdienst! Kommen Sie!«
Als sie wieder in der Kajüte saßen und ihren Wein tranken, berichteten sie einander erst über die Erlebnisse der letzten Wochen und überlegten dann, wie die Freedom Svens Konvoi am besten schützen könne.
»Wir werden acht Seemeilen vor Ihnen kreuzen, Mr Larsson, etwas westlich abgesetzt. Wenn ein stärkerer Gegner naht, werden wir versuchen, ihn in Richtung auf die Küste zu locken. Sie sollten dann östlich ausweichen. Ist es ein schwächerer Gegner, dann flüchten wir scheinbar zum Konvoi und stellen ihn hier. Ist es ein Handelsschiff, dann kapern wir es außerhalb Ihrer Sichtweite, Sir«, schloss er lächelnd.
»Wie in alten Zeiten, Mr Selberg. Ihnen kann ich nichts mehr vormachen. Aber wenn Sie auf uns zu flüchten, müssen wir auch das ganze Programm mit Kapern und Besetzen spielen. Ich werde nur Schwierigkeiten haben, Ihnen überhaupt ein Boot zu senden. Übrigens, ich werde alles unternehmen, dass Sie dafür entschädigt werden, dass Sie uns geleiten.«
Als Mr Selberg auf die Freedom zurückgekehrt war und seine Position einnahm, informierte Sven die Leutnants Bauer und Trumbull sowie Mr Adams über die neue Lage und ihr neues Ziel. Auch die sahen sichbetreten an. »Philadelphia in der Hand der Briten. Ich hatte gehofft, es würde nie so weit kommen«, sagte Leutnant Bauer.
»Wer weiß, ob sie sich dort halten können«, meinte Mr Trumbull. »Sie haben doch jetzt eine sehr ausgedehnte Landfront. Und den Nachschub über See werden wir auch überall angreifen.«
Sven übernahm wieder die Gesprächsführung. »Es gibt keinen Grund zum Defätismus. Wir werden es schon schaffen. Ich möchte Sie jetzt über unsere künftige Formation und über einige Signale orientieren. Mr Bauer wird dann den Konvoi mit einem Boot informieren.«
Als sie gegangen waren, merkte Sven, wie müde er war. Er ging ja jetzt mit Wache, weil sie bei der minimalen Besatzung und der Menge an Gefangenen alle Kräfte anspannen mussten.
Auch Rocky, sein treuer Gefährte, trottete nur noch müde an Deck, so oft wurde er zum Schnuppern und Horchen gebraucht. Und nun müssten sie noch ein bis zwei Tage länger segeln, um nach Charleston zu gelangen.
Sven überlegte, wie er es anstellen müsse, um seine Familie zu sehen. Ob er nicht helfen sollte, den Delaware zu verteidigen? Er legte sich einen Augenblick aufs Sofa und schlief trotz aller Gedanken, die in seinem Kopf kreisten, sofort ein.
Mr Adams hatte Wache und schaute den wenigen Männern zu, die das Deck mit Schlauch und Pumpe abspritzten. Zum Scheuern mit den Steinen hatten sie nicht genug Leute. Ein Glück, dass der Wind stetig und günstig stand.
Eben wurde wieder eine Gruppe Gefangener an Deck geführt, damit sie frische Luft und etwas Bewegung hatten. Diesmal waren es Kapitäne und Offiziere. Sie wurden von sechs Mann mit Gewehren und einer Blunderbüchse bewacht. Und die Matrosen an Bord wahrten Abstand und waren auch wachsam.
Unten würden jetzt zwei andere Matrosen den Raum und die Sachen der Gefangenen untersuchen, ob nicht ein Ausbruchsversuch vorbereitet,Planken gelockert oder Waffen gebastelt wurden. Die strenge Vorsicht, die Mr Larsson befohlen hatte, war auch im Sinne von Mr Adams, aber sie kostete Kraft. Ein Matrose schaute gerade teilnahmslos über Bord, und Mr Adams rief ihn an.
Noch zwei Tage Wache um Wache. Viele hielt nur noch der Gedanke an den Geldsegen aufrecht, der sie erwartete. Als die Nachricht kam, dass sie nicht nach Philadelphia konnten, sondern noch weiter nach Charleston segeln müssten, hatte das viele sehr enttäuscht.
»Charleston ist ja nicht schlecht und hat auch tolle Huren und guten Rum. Aber in Philadelphia hat doch fast jeder von uns sein festes Weib«, klagte Maat Rocho.
Die Gefangenen stießen
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