Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
schlecht. Sie hungern, leiden durch Kämpfe und haben Angehörige verloren – und wir?«
»Aber Sven, es fällt uns doch nicht in den Schoß. Wir kämpfen hart dafür und sind von unseren Lieben getrennt.«
»Ja, Karl, aber die Trennung ist durch unseren Beruf bedingt. Auch wenn wir Maat auf einem alten Seelenverkäufer wären, wir wären Monate und Jahre getrennt. Und wenn ich ehrlich bin, es gefällt mir immer weniger.«
»Mir geht es nicht anders. Aber nun muss ich auch meine Meldung loswerden. Die Briten haben heute früh, bevor der Nebel kam, die Gaskins-Bank passiert und sind in den Savannah-Fluss eingelaufen. Die Verteidiger der Stadt konnte ich warnen.«
»Wie sieht es dort aus, Karl?«
»Du warst ja schon in Savannah. Die Stadt liegt auf dem Kliff über dem Fluss, etwa vierhundertfünfzig Häuser. General Howe hat siebenhundert Soldaten der kontinentalen Armee und einige Hundert vonder Miliz. Die Befestigungen liegen in etlicher Distanz von den Häusern und sind verfallen. Howe hat sich östlich der Stadt verschanzt, wo er von den Sümpfen gedeckt wird. Auf dem Fluss sind ein paar kleinere Schiffe der Staatsflotte von Georgia postiert. Das Übliche: zu wenig und zu spät. Sie werden sich nicht gegen die Briten halten können.«
»Anscheinend lernen wir es nie!«, schimpfte Sven. »Seit Monaten wird geredet, dass die Briten im Süden Stützpunkte erobern wollen, um die Loyalisten zu unterstützen. Und was tun wir? Befestigen wir die augenscheinlichen Ziele ihres Vorstoßes? Verstärken wir die Besatzungen? Nein, wir bilden unsere Komitees, halten lange Sitzungen ab, pflegen unsere Geschäfte. Kämpfen können die anderen. Im Grunde sehe ich es doch bei Mr Bradwick, dem ich wirklich nicht bös gesonnen bin. Wir wachen erst auf, wenn der Feind an unser Haus bummert.«
»Ach, Sven, das siehst du zu schwarz. Wir haben überall tapfere Leute, die hart und ausdauernd kämpfen, auch im Hinterland von Georgia und auf den Inseln vor der Küste. Mit denen auf den Inseln sollten wir Kontakt aufnehmen.«
»Das werden wir tun. Ich werde sehen, ob ich auf den Inseln Wilmington und Tybee Kontakte finde, und du kannst die Inseln Hutchinson und Hilton Head erkunden. In drei Tagen könnten wir uns wieder treffen. Sehen wir uns das mal auf der Karte an.«
Als sie sich wiedersahen, war Savannah gefallen. Ein Negersklave hatte den Briten angeboten, sie auf einem Pfad durch die Sümpfe in die Flanke der Amerikaner zu führen. Die Amerikaner wurden vernichtend geschlagen, und Savannah stand den Eroberern offen.
Sven rief die Offiziere beider Schiffe zu einer Besprechung in seine Kajüte. Sie hatten die Karten auf dem Tisch und berichteten, was sie über die Lage wussten: zuerst über Savannah, dann über die einzelnen Inseln.
Der britische Kommandant war Oberstleutnant Campbell. Er befehligte dreieinhalbtausend Mann, meist Hessen. Die britischen Schiffe wurden von Kommodore Hyde Parker geführt. Aus St. Augustinewurde General Prevost mit weiteren Truppen erwartet. Er würde dann die Landtruppen kommandieren. Vorstöße ins Hinterland von Georgia sollten vorgesehen seien.
»Überall erheben sich die Loyalisten und besetzen Städte. Die Bewohner sollen den Treueid für den König leisten.«
»Und dann kommt es wieder andersherum. Dann müssen sie den Eid auf den Kongress leisten, oder sie werden enteignet«, fügte Leutnant Potter hinzu.
Sven wollte das Palaver nicht ausufern lassen und sagte recht kühl: »Dann wollen wir uns einmal auf der Karte zeigen, wo wir Kontakt zu Rebellen gefunden haben und was wir über ihre Stärke und ihre Absichten wissen.«
Während Leutnant Flinders über ihre Begegnung auf der Wilmington-Insel berichtete, sah Sven die Szene wieder vor seinen Augen. Die Liberty lag im Meeresarm vor Anker. Die Kutter suchten die Buchten der Insel ab. Sven saß mit Rocky im Bug und versuchte, mit seinen Augen Schilf und Ufergebüsch zu durchdringen.
Rocky schlug an, und auf einen großen Baumstamm, der das Gebüsch niedergedrückt hatte, trat plötzlich ein großer, grauhaariger Mann in Uniform.
»He, Leute, ihr seid doch von der Kontinentalen Flotte. Ich bin Major Stulton von der Miliz auf den Inseln vor Georgia. Dort vorn können Sie an Land, und wir können bereden, wie wir die Engländer wieder aus Savannah verjagen.« Er schloss ein paar trockene Lacher an, oder waren es Hustenanfälle?
Mein Gott, nun auch noch ein komischer Kauz, dachte Sven und ließ zu dem Anlegeplatz rudern. Dort warteten
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