Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
Reise.
Sven berichtete danach, dass Kapitän Roger und er gemeinsam in Mahé geankert und festgestellt hätten, dass beide nach Pondichery segeln wollten. »Seitdem fahren wir gemeinsam und haben vor einer guten Woche auch gemeinsam einen Zyklon überstanden. Ansonsten war unsere Reise ereignislos.«
Der Leutnant erzählte, dass er vor drei Wochen die Post in Suez abgeholt habe und sie nach Kalkutta bringe. Er habe im Golf von Aden ein Gefecht mit Piraten bestehen müssen, sie aber in die Flucht geschlagen.
»Müssen Sie oft diese Route segeln, Mr Miltan?«, fragte Kapitän Roger.
»Einmal im Jahr sicher, Sir. Ansonsten bekämpfe ich Piraten im Golf von Bengalen und segele auch mindestens einmal im Jahr nach Bombay. Aber ich hoffe, dass ich Kapitän und dann auch einmal als Admiral des Moguls ausgewählt werde. Dann kann ich meinen Abschied nehmen und in England als Gutsherr leben.« Leutnant Miltan war richtig lebhaft geworden.
»Bitte, Mr Miltan, ich weiß wenig über die Bombay-Marine und begegne zum ersten Mal einem ihrer Schiffe. Können Sie mir erklären, was ein ›Admiral des Moguls‹ ist?«
Mr Miltan lächelte. »Gerne, Sir. Die Muslime Indiens rüsten in jedem Jahre eine Pilgerflotte aus, die sie nach Djidda im Roten Meer transportiert, damit sie zu ihren heiligen Stätten in Mekka pilgern können. Seit 1759 hat die Bombay-Marine den Schutz dieser Flotte gegen Piraten übernommen. Einer ihrer Kapitäne kommandiert den Begleitschutz, wird für diese Aufgabe zum Admiral des Moguls ernannt und erhält dafür zehntausend Pfund.« Er lächelte triumphierend in die Runde.
»Da bewerbe ich mich!«, platzte Kapitän Bauer heraus und alle lachten.
Martin brachte Kekse und Sven bestätigte. »Das ist ein lohnender Job, Mr Miltan. Wir wünschen Ihnen viel Glück, um ihn zu erreichen. Aber nun berichten Sie uns bitte die neuesten Nachrichten, denn wir können Sie ja nicht zu lange aufhalten.«
»Die Nachricht, die in Kalkutta am wenigsten Freude auslösen wird, ist, dass Premierminister Pitt ein neues Indiengesetz erlassen will, welches die Aufsicht der Krone über die britische Ostindienkompanie verstärken wird. Unsere Kompanie ist ziemlich bankrott, weil die Zivilangestellten zu sehr in die eigene Tasche gewirtschaftet haben.«
»Das scheint in allen Kompanien Praxis zu sein«, bestätigte Kapitän Roger. Sven warf ein, dass Amerika keine Ostindienkompanie besitze und dass nach seiner Auffassung entsprechende Vorschläge wenig Aussicht auf Verwirklichung hätten.
»Warum nicht, Mr Larsson? Der Indienhandel ist doch ein lohnendes Geschäft«, entgegnete Mr Roger.
»Sicher, das realisieren einzelne Kaufleute, wie auch meine Reederei. Aber die amerikanische Bevölkerung ist viel zu sehr mit der Kolonisierung des Landes befasst, stellt den Überseehandel hintan und hat eine verwurzelte Abneigung gegen alles, was sich nach königlichen Einrichtungen anhört.«
Leutnant Miltan unterstützte Svens Meinung. Er habe gehört, dass die amerikanischen Staaten die Kriegsflotte ganz auflösen wollten. Es sei ja auch nur noch eine Fregatte in Dienst.
Dann wandte sich das Gespräch den Verdienstmöglichkeiten in Indien zu. Von gutem Verdienst habe er noch nichts gespürt, meinte Mr Miltan. Auch die Kollegen in der Armee stöhnten über geringen Sold und fehlende Aufstiegschancen.
»Wie bei uns«, meinte Mr Roger. »Reich werden können nur die zivilen Angestellten der Kompanie, und dies umso mehr, je eher sie Gesetze übertreten oder Verstöße übersehen.«
»Wir Menschen handeln anscheinend überall in der Welt sehr ähnlich«, äußerte Mr Miltan. Aber sicher stimmten ihm die drei Herren zu, dass man sich wohler fühle, wenn man ehrlich bleibe, auch wenn der Gewinn darunter leide.
Darauf stießen alle an und trennten sich, wie man sagt, im besten Einvernehmen.
Die Boote legten wieder mit allen Ehren ab. Die Schiffe tauschten Abschiedssignale aus und setzten wieder Segel.
Als Sven zu seiner Familie kam, erwarteten ihn alle voller Neugier.
Henry drängte sich wieder vor: »Kommen noch mehr Piraten?«
Sabrina war ärgerlich. »Du sehnst dich wohl danach? Sag lieber, Sven, ob der Leutnant etwas über die neue Mode wusste.« Sie zwinkerte ihm dabei zu.
»Ihr habt Fragen!«, wunderte sich Sven. »Ich fürchte, er hat nichts erzählt, was euch interessiert. Wir haben über neue Indiengesetze der Briten gesprochen, über den Admiral des Moguls, über die Korruption der Zivilangestellten in Indien und die
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