Sweet Valentine's - Rache zum Valentinstag
da?«, frage ich vorsichtig.
Ȁh
... ja. Ich musste mich erst mal setzen.« Sie holt hörbar Luft. »Irgendwie habe
ich mir so etwas schon gedacht. Ich wusste doch, dass du über ihn noch lange
nicht hinweg bist.«
»Na
ja, bis gestern Abend dachte ich das aber schon«, murre ich.
»Quatsch.
Das bist du nicht und das bist du auch nie gewesen. Du musst nur einen Tropfen
Alkohol intus haben, und schon hast du kein anderes Thema mehr als diesen Kerl.«
»Echt?«,
frage ich ein bisschen beschämt. »So schlimm?«
Sie
lacht. »Sogar noch schlimmer, das kannst du mir glauben.«
Klar,
sie kennt die ganze Geschichte von Jayden und mir. Ich habe sie ihr bestimmt
hundert Mal erzählt. Oder tausend Mal.
»Ich
sage dir nur eins«, fährt sie fort. »Halte dich am besten ganz von ihm fern. Es
kann dir einfach nicht guttun, wenn du dich wieder auf ihn einlässt.«
»Ich
weiß.«
»Tess,
ich meine es ernst.« Ihre Stimme wird eindringlich. »Sex mit dem Ex ist nie
eine gute Idee. Glaub mir, ich habe es ausprobiert. Einer bleibt dabei immer
auf der Strecke. Und ich fürchte, in eurem Fall wärst du das.«
»Auch
das weiß ich. Ich bin ja nicht blöd.« Ich stöhne kurz auf. Einerseits rührt es
mich, dass Lynn sich solche Sorgen um mich macht, und ich bin mir sicher, dass
es umgekehrt genauso wäre. Seit drei Jahren teilen wir uns jetzt ein Apartment
in San Francisco, und seitdem ist jede von uns immer für die andere da gewesen,
wenn sie es gebraucht hat. Ich weiß, dass ich mich auf sie verlassen kann.
Trotzdem nervt mich ihre Überfürsorglichkeit in diesem Moment. Gerade weil mir
klar ist, dass sie recht hat.
»Versprich
mir, dass du keine Dummheiten anstellst«, verlangt sie beharrlich.
»Lynn,
hör zu. Ich bin schon ein großes Mädchen. Und wenn ich etwas Dummes anstelle,
werde ich auch irgendwie mit den Konsequenzen klarkommen, okay?«
Sie
lacht leise auf. »Na ja, gerade das hatte ich jetzt eigentlich nicht hören
wollen, aber ich habe schon befürchtet, dass so etwas in der Art kommen würde. Aber
versprich mir zumindest, dass du immer noch mal kurz nachdenkst, bevor du etwas
tust, okay?«
»Okay.«
So
schnell lässt sie nicht locker.
»Versprich
es mir!«, verlangt sie.
»Ich
schwöre bei allem, was mir heilig ist«, sage ich in feierlichem Tonfall.
»Schon
besser.« Lynn kichert, wird aber gleich wieder ernst. »Und wenn doch
irgendetwas sein sollte ... Du weißt ja, wo du mich finden kannst, wenn du
jemanden zum Reden brauchst.«
Ich
presse gerührt die Lippen aufeinander. Das ist wieder typisch für sie.
»Lynn?«,
sage ich leise.
»Ja?«
»Danke!«
Nachdem
wir uns verabschiedet haben, sitze ich noch eine Weile mit dem Telefon in der
Hand auf der Arbeitsplatte der Küche und denke über das nach, was sie gerade
gesagt hat.
Es
ist die einzige Sitzgelegenheit, die ich momentan habe. Einen Stuhl oder Sessel
gibt es im Haus nicht mehr, nur noch die Kücheneinrichtung, meine Luftmatratze
und einige Schränke, die mit jeder Menge Müll und alten Sachen vollgestopft
sind. Auf mich wartet in den nächsten Tagen also noch viel Arbeit.
Nicht
nur das Mobiliar, sondern auch der Rest des Hauses ist in einem schlechten
Zustand. Am meisten macht mir zu schaffen, dass es nur kaltes Wasser gibt und
ich deshalb morgens eine Ultrakurz-Dusche absolvieren muss. Natürlich könnte
ich auch Holly fragen, die im Nachbarhaus wohnt, ob ich bei ihr duschen kann,
aber die Blöße will ich mir nicht geben.
Ich
schüttele die trüben Gedanken ab, stecke mir die Ohrstöpsel meines MP3-Players
in die Ohren und mache mich ans Werk.
Wie
in den letzten beiden Tagen nehme ich mir die Schränke Fach für Fach vor, räume
den Inhalt heraus und sortiere ihn in drei Stapeln auf den Fußboden: Rechts die
Sachen, die ich behalten will, in der Mitte das, was noch verkauft oder
verschenkt werden kann, und links der Haufen mit dem Müll. Leider ist der
mindestens doppelt so groß wie die beiden anderen zusammen.
Als
ich eine der oberen Schranktüren der großen Schrankwand öffne, kommt mir
plötzlich der gesamte Inhalt entgegen.
»Verdammte
Scheiße!«, brülle ich laut und rette mich mit einem gewagten Sprung nach hinten
vor herunterfallenden Büchern, Tellern, einer Gipsbüste von George Washington
und zwei alten Kekspackungen. Die Büste zerschellt direkt vor meinen Füßen und
lässt eine kleine Staubwolke aufsteigen.
Vielleicht
hätte ich meine Eltern mal bei einer dieser Fernsehsendungen anmelden sollen,
bei denen die
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