Sweet Valentine's - Rache zum Valentinstag
Häuser von irgendwelchen Messies entmüllt werden, geht es mir
durch den Kopf. Das Chaos in den Schränken ist fast schon krankhaft.
Kein
Wunder, dass meine Mutter mich dazu überredet hat, die Entrümpelung für sie zu
übernehmen. Das ist beinahe eine Lebensaufgabe, und nicht unbedingt eine
angenehme.
Mein
einziger Trost ist, dass sie mir dafür die Hälfte vom Verkaufserlös des Hauses
versprochen hat – oder von den Mieteinnahmen.
»Ich
kann es nicht leugnen, ich bin durch und durch käuflich«, murmele ich resigniert.
Doch
plötzlich stutze ich. Ein glänzendes Stück Metall lugt unter einer der alten
Kekspackungen hervor. Neugierig ziehe ich daran.
Der
Fluch, den ich diesmal ausstoße, ist wirklich deftig.
Das
Metallstück ist nichts anderes als ein verschlungener Kettenanhänger aus Silber
mit einem großen, smaragdgrünen Stein in der Mitte. Allies Anhänger.
Verdammt,
genau dieses Schmuckstück war der Anlass für unseren ersten echten Streit.
Ich
hatte ihn mir im letzten Highschooljahr von ihr geliehen, weil er so gut zu
meinem neuen grünen Pullover passte. Später wollte Allie ihn dann wiederhaben,
und genau das war das Problem. Ich wusste noch genau, dass ich ihn rausgelegt
hatte, um ihn ihr wiederzugeben. Und ich war der Meinung, dass ich das auch
getan hatte. Allie dagegen hatte behauptet, ihn nicht bekommen zu haben. Im
Endeffekt haben wir uns dann gegenseitig beschuldigt, den Anhänger verschlampt
zu haben.
Allie
hat wochenlang geschmollt, weil er ihr ziemlich viel bedeutet hat. Immerhin war
er ein Erbstück von ihrer Großmutter. In gewisser Weise ist dieser Streit der
Anfang vom Ende unserer Freundschaft gewesen. Und sie hatte damals in allen
Punkten recht, wie ich jetzt einsehen muss.
Zeit,
zu Kreuze zu kriechen.
Ich
schnappe mir das alte Telefonbuch, das ich schon auf den Müllstapel sortiert
habe, und suche die Nummer vom Gestüt der McKennas heraus. Ich habe seit meinem
Wegzug aus Green Falls keinen Kontakt mehr zu Allie gehabt und keine Ahnung, ob
sie überhaupt noch in der Gegend wohnt, aber irgendjemand von ihrer Familie
wird mir bestimmt weiterhelfen können. Die Pferdezucht ist schon seit mehreren
Generationen im Besitz der McKennas. Ich hoffe, dass sich das in den letzten
acht Jahren nicht geändert hat.
»Hallo?«,
meldet sich eine tiefe Stimme schon nach zwei Klingelzeichen. Es ist eindeutig
nicht die von Allie.
»Ja,
hallo, hier ist Tess Bennett«, plappere ich drauflos. »Ich würde gern Allie
sprechen. Es gibt das etwas ganz Dringendes, was ich ihr unbedingt sagen muss.«
»Oh,
hi Tess, hier ist Kyle.«
Klar,
jetzt erkenne ich seine Stimme auch. Sofort kommt mir die Halloween-Party
wieder in den Sinn. Die mit dem Froschkostüm. Ich schüttele schnell den Kopf,
um den Gedanken daran zu vertreiben.
»Es
tut mir leid«, fährt Kyle fort. »Allie wohnt schon eine Weile nicht mehr hier.
Sie ist vor drei Jahren nach Phoenix gezogen. Was gibt es denn? Kann ich ihr
vielleicht was ausrichten?«
»Hm.«
Ich überlege kurz. »Gibst du mir ihre Telefonnummer? Vielleicht erinnerst du dich
ja noch an den Kettenanhänger von eurer Großmutter, den sie mir mal geliehen
hat.« Ich mache eine kleine Pause und füge dann zerknirscht hinzu: »Ich habe
ihn gerade in der alten Schrankwand meiner Eltern gefunden.«
Kyle
macht ein zischendes Geräusch, als hätte er sich gerade heftig wehgetan. »Autsch,
der Anhänger. Natürlich erinnere ich mich daran. Allie war ganz schön sauer auf
dich damals.«
»Leider
zu Recht.«
Kyle
lacht kurz auf. »Scheint so. Ich kann dir zwar ihre Nummer geben, aber in den
nächsten Tagen wirst du sie wohl nicht erreichen. Sie ist mit einer Freundin
auf Hawaii, um mal richtig auszuspannen. Aber sie kommt regelmäßig zu Besuch.
Wenn du willst, kannst du mir den Anhänger geben. Sie bekommt ihn dann, wenn
sie das nächste Mal herkommt.«
»Gute
Idee«, gebe ich erleichtert zurück. Vielleicht ist es besser, sie erfährt erst
mal auf diesem Weg von meinem Patzer. Später kann ich sie ja immer noch anrufen
und mich bei ihr entschuldigen. »Wenn es dir recht ist, komme ich heute
Nachmittag bei euch auf dem Gestüt vorbei und bringe ihn dir«, schlage ich vor.
Kyle
zögert einen Moment. »Ich habe noch eine bessere Idee«, sagt er schließlich. »Wie
wär’s, wenn wir heute Abend zusammen im Mountainview Inn essen? Dann können wir
ein bisschen quatschen und du brauchst nicht extra hier rauszufahren.«
5. Kapitel
Tess
Ein
paar Stunden später bin ich mir
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