Sweet Valentine's - Rache zum Valentinstag
nicht mehr so sicher, ob es eine gute Idee war,
mich mit Kyle im Mountainview Inn zu verabreden.
Schon
als ich den Gastraum betrete, werde ich kritisch von allen Anwesenden beäugt.
In einer Kleinstadt wie Green Falls kennt man sich, und wer bisher noch nicht
mitbekommen hatte, dass ich wieder zurück bin, weiß spätestens seit der
Versteigerung davon. Dass ich mich dann auch noch zu Kyle McKenna an den Tisch
setze, anstatt mit Jayden dort aufzutauchen, scheint einige der Anwesenden in
Empörung zu versetzen.
In
diesem Augenblick bin ich froh, dass Blicke zwar wehtun, aber immerhin nicht
töten können.
Kyle
scheint die Reaktion der anderen Gäste überhaupt nicht zu interessieren. Er
steht zur Begrüßung auf und gibt mir einen Kuss auf die Wange, was wiederum ein
entrüstetes Flüstern auslöst.
»Der
Bürgermeister sollte mir einen Orden verleihen, weil ich hergekommen bin«, sage
ich und verdrehe die Augen. Ȇber wen sollten sich die Leute sonst das Maul
zerreißen?«
Kyle
lacht leise auf. »Stör dich nicht dran. Irgendjemand ist immer an der Reihe,
und im Moment bist du das eben. Aber es dauert bestimmt nicht lange, bis sie
jemand anderen finden. Die Leute lieben diesen Kleinstadttratsch einfach. Das
gehört nun mal dazu. Ich freue mich, dass du trotzdem hergekommen bist.«
Ich
mustere ihn kurz. Er hat sich kaum verändert. Die braunen Haare sind
kurzgeschnitten, seine Augen leuchten in einem ähnlichen blaugrün wie meine.
Und wie früher wirken seine Züge offen und sympathisch.
»Ehrlich
gesagt bin ich ganz froh, mal aus meiner Bruchbude rauszukommen«, gebe ich zu. »Auf
Dauer kriege ich da noch Depressionen. Aber von dem Thema habe ich eigentlich
erst mal genug. Also, erzähl du mal lieber von dir. Wie geht es dir? Und was
macht Pam?«
Kyle
verzieht das Gesicht zu einer Grimasse. »Soweit ich weiß, geht es ihr
fantastisch, seit sie nach unserer Scheidung mit der Hälfte von meinem Vermögen
und ihrem neuen Freund nach Florida gezogen ist.«
Scheiße,
Fettnäpfchenalarm.
»Das
... das tut mir jetzt echt leid«, stammele ich verlegen. »Ich hatte ja keine
Ahnung.«
Kyle
versucht ein Lächeln, das aber kläglich misslingt. »Schon gut, wie solltest du
auch?
»Was
darf’s denn sein?«, unterbricht uns die Stimme der Kellnerin. Ich drehe mich zu
ihr um. Sie steht mit gezücktem Block und Kugelschreiber in der Hand schräg
hinter mir und blickt fragend zwischen Kyle und mir hin und her.
»Milla!«,
rufe ich freudig und springe auf. »Ich wusste ja gar nicht, dass du immer noch
hier arbeitest.«
Schon
während des letzten Highschooljahres hat Milla nebenbei im Mountainview Inn
bedient. Ich mustere sie ganz kurz. Weder ihre schlanke Figur noch ihre Frisur
haben sich verändert, mal abgesehen davon, dass sie vielleicht noch etwas
blonder geworden ist. Allerdings sieht sie müde und abgespannt aus. Man merkt
ihr die acht Jahre, die seit unserer letzten Begegnung vergangen sind, deutlich
an.
Vor
meinem Wegzug aus Green Falls waren wir recht eng befreundet. Auch zu ihr habe
ich seitdem keinen Kontakt mehr gehabt, aber ich freue mich, sie wiederzusehen.
Das
beruht allerdings anscheinend nicht auf Gegenseitigkeit. Als ich sie in den Arm
nehmen will, weicht sie demonstrativ zurück.
»Also?«,
fragt sie kühl.
Völlig
geplättet lasse ich mich wieder auf meinen Platz fallen und starre sie
fassungslos an.
Sie
lächelt mechanisch, während sie Kyles Bestellung aufnimmt. Mich sieht sie nicht
einmal an, als ich einen Hamburger und einen Orangensaft ordere.
»Was
war das denn?«, frage ich Kyle immer noch vollkommen konsterniert, nachdem sie
in der Küche verschwunden ist. »Ist sie jetzt auf mich sauer oder geht es um
dich?«
Er
zuckt die Achseln. »Keine Ahnung. Mich hat sie jedenfalls beim letzten Mal noch
ausgesprochen freundlich behandelt. Also nehme ich an, es passt ihr entweder
nicht, dass wir beide hier zusammen aufgetaucht sind, oder es liegt an der
Versteigerung gestern.«
Ich
seufze. »Du hast also auch schon davon gehört.«
»Na
ja«, antwortet er grinsend, »ich denke, du wirst in ganz Oregon niemanden
finden, der noch nicht davon gehört hat. Selbst im letzten Kuhstall dürfte sich
das inzwischen herumgesprochen haben. Jaydens Gebot hat schließlich alle
Rekorde gebrochen. Und das auch noch für seine Ex-Freundin. Dass darüber noch
wochenlang getratscht wird, war doch abzusehen, oder?«
Ich
nicke abwesend, denn meine Gedanken sind schon wieder zu Millas seltsamer
Reaktion auf mich
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