Sweet Valentine's - Rache zum Valentinstag
plötzlich
die aufgeregten Rufe, ich sehe die Panik, die über alle hereinbricht, und vor
allem Blut – viel zu viel Blut.
»Tess,
hörst du mich?«
Kyles
Stimme dringt nur mühsam zu mir durch, fast als wäre ich unter Wasser. Verwirrt
blicke ich ihn an.
»Alles
in Ordnung?«, erkundigt er sich. Besorgnis liegt in seiner Miene.
Ich
hebe abwehrend die Hand. »Es geht schon. Es ist nur ... darauf war ich jetzt
nicht vorbereitet.« Ich fahre mir mit beiden Händen durch die Haare und hole
ein paar Mal tief Luft.
»Ich
hatte ja keine Ahnung, dass sich die Sache sogar bis hierher rumgesprochen hat«,
bringe ich schließlich hervor.
»Das
hat sie auch nicht«, versucht er mich zu beruhigen. Er legt seine Hand auf
meine und drückt sie tröstend. »Bis auf Allie und mich weiß keiner hier etwas.«
Ich
nicke gequält. »Ehrlich gesagt wäre es mir auch lieber, wenn es dabei bleiben
könnte. Es ist schon so schwer genug, ohne dass ich mich auch noch mit dem
Getratsche der Leute auseinandersetzen muss. Es muss ja nicht jeder wissen,
warum ich mein Studium abgebrochen habe.«
Kyle
lächelt mich aufmunternd an. »Von mir erfährt keiner ein Wort. Das verspreche
ich dir.«
»Danke.«
Ich
atme auf, bin einigermaßen erleichtert.
»Weißt
du, es war wirklich eine schlimme Geschichte, und ich mache mir immer noch
Vorwürfe. Andauernd frage ich mich, was passiert wäre, wenn ich anders
gehandelt hätte. Ich möchte nie wieder in so eine Situation kommen.«
Er
mustert mich forschend. »Das verstehe ich gut. Sag es einfach, wenn ich
irgendetwas für dich tun kann.«
Ich
schüttele den Kopf. »Danke, das ist echt lieb von dir, aber da muss ich wohl
allein durch. Nächste Woche ist der Prozess. Ich hoffe, danach kann ich endlich
damit abschließen.«
»In
Ordnung.« Kyle lächelt. »Aber wenn du doch mal jemanden brauchst, dann rufe
mich einfach an, okay?«
Ich
nicke, beinahe schon beschämt über soviel Hilfsbereitschaft.
Nachdem
wir unsere Rechnung bezahlt haben, verlassen wir das Mountainview Inn. Diesmal
nehme ich die Blicke, die uns aufmerksam verfolgen, kaum wahr.
Momentan
habe ich wirklich anderes, worüber ich mir Gedanken machen muss.
Jayden
Das
verdammte Bild von Teresas Gesicht geht mir einfach nicht aus dem Kopf.
Schon
den ganzen Tag spukt es in meinen Gedanken herum. Das Arbeiten hätte ich mir
heute genauso gut sparen können, es ist ohnehin nichts Produktives dabei
herausgekommen. Ganz im Gegenteil, das eine Meeting, das ich heute mit einem
wichtigen Kunden hatte, habe ich total verpatzt. Mal sehen, wie ich das in den
nächsten Tagen wieder zurechtbiegen kann.
Jetzt
sitze ich in meinem Wagen und fahre mal wieder auf dem Columbia River Highway
in Richtung Green Falls. Eigentlich hatte ich heute in Portland bleiben wollen,
um am Abend noch mit einem Kunden essen zu gehen. Aber den Termin habe ich
vorsichtshalber abgesagt. Ein misslungenes Kundengespräch pro Tag ist mehr als
genug.
Wie
gesagt, es war kein besonders produktiver Tag.
Ich
bin froh, als ich den Highway endlich hinter mir habe und die schmale Straße
entlangfahre, die nach Green Falls führt, auch wenn hier die
Straßenverhältnisse wesentlich schlechter sind.
Ich
überlege, ob ich noch schnell bei Tess vorbeifahren soll, einfach um zu sehen,
ob sie zu Hause ist.
Ja
klar, am besten legst du dich wie ein Stalker auf die Lauer und holst dir einen
runter, wenn du sie durchs Fenster siehst.
Ich
bin echt ein Idiot. Keine Ahnung, warum ich mir so viele Gedanken über sie
mache. Eigentlich war zwischen uns doch alles geklärt.
Wenn
dieser flüchtige Abschiedskuss gestern nicht gewesen wäre.
Ich
versuche, den Gedanken daran abzuschütteln. Doch selbst das schaffe ich nicht.
Als
ich endlich die ersten Häuser von Green Falls erreiche, bin ich so gereizt,
dass ich am liebsten irgendetwas kurz und klein schlagen möchte.
Oder
irgendjemanden.
Noah
Williams käme mir dazu ganz recht. Ich habe immer noch nicht vergessen, wie
Teresa ihn förmlich mit Blicken angefleht hat, sie zu ersteigern, damit sie mit
ihm den Abend verbringen kann. Mich wundert das ehrlich gesagt nicht. Er ist
ein sympathischer Kerl, und mit seinen blonden Haaren und den strahlend blauen
Augen sieht er auch noch ziemlich gut aus. Kein Wunder, dass sich viele Frauen
zu ihm hingezogen fühlen. Und dass Teresa gern mit ihm den Abend verbracht hätte.
Aber
mich hat sie geküsst.
Ich
halte den Wagen vor meinem Haus an, aber dann überlege ich es mir anders, fahre
wieder
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