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Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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von Ihnen, mich ein bisschen länger schlafen zu lassen.”
    “Keine Ursache”, antwortete Kristina. “Das war längst überfällig. Und Sie haben es dringend gebraucht.” Ihre Augen leuchteten. “Sie scheinen guter Dinge zu sein heute Morgen.”
    “Mir geht’s prächtig.” Mama June wandte sich Preston zu. Auch er blickte sie leicht verwundert an. “Ich fühle mich wunderbar.”
    “Und das nur durch ein bisschen Schlaf?”, fragte Kristina. “Ich bekomme definitiv zu wenig Schlaf.”
    Mama June lächelte und griff nach dem Leibriemen. “Wollen Sie sich nicht eine Tasse Tee gönnen? Ich bringe Preston schon mal nach draußen.”
    Kristina schaute zweifelnd. “Sind Sie sicher, dass Sie das hinbekommen? Es ist nicht so leicht, wie es aussieht. Nicht, dass ich wiederkomme, und Sie beide liegen übereinander auf dem Fußboden. Dann müsste ich mich ja um zwei Patienten kümmern.”
    “Wie oft soll ich es denn noch probieren? Ich weiß schon, wie ich es machen muss. Und wenn ich was falsch machen sollte, wird Preston mich schon darauf hinweisen, stimmt’s, Schatz?”
    Seine Augen strahlten, und er blinzelte zweimal.
    Kristina zögerte noch immer, doch schließlich gab sie nach und reichte Mama June den Gurt, mit dem man einen Schlaganfall-Patienten aus dem Bett heben konnte. “Denken Sie daran, dass Sie ihn vorne zumachen müssen, wenn Sie ihn um seine Taille gelegt haben.”
    “Ich weiß, aber trotzdem danke.”
    “Und passen Sie auf, dass er fest genug gezogen ist, aber nicht
zu
fest.”
    “Gehen Sie nur”, entgegnete Mama June und schob sie sanft zur Tür. “Ich komme zurecht.”
    Kristina sah sie einen Moment lang an. “Er gehört ganz Ihnen”, sagte sie dann und warf ihr einen koketten Blick zu.
    “Wem sagen Sie das”, gab Mama June fröhlich zurück.
    Als Kristina gegangen war, wurde Mama June plötzlich ein wenig verlegen. Seit siebenundvierzig Jahren war Preston ihr Ehemann, und man konnte sie kaum als Fremde bezeichnen. Und trotzdem waren sie es. So hatten sie eher wie Mitbewohner denn wie Mann und Frau zusammengelebt. Nicht einmal Freunde, geschweige denn ein Liebespaar.
    Sie blickte den Mann an, der in seinem Krankenhausbett saß, mit leuchtend weißem Haar und hellen wachen Augen. Eines Tages war dieser Mann gekommen und hatte sie gerettet. Er hatte zu ihr gehalten. Er war ihr Ritter in silberner Rüstung gewesen.
    Sie ging zu ihm und lächelte. “So, mein Hübscher. Fertig für einen kleinen Ausflug?”
    Beim Klang ihrer Stimme erschien Blackjack am Fenster und drückte seine Schnauze von außen gegen das Fliegengitter. Er wartete ungeduldig darauf, dass Preston zu ihm nach draußen kam.
    “Er wird ganz schön herrisch für einen alten Hund, findest du nicht?”, fragte sie. Sie freute sich über das schiefe Grinsen auf Prestons Gesicht.
    Sie griff nach dem Hebel und betätigte die Automatik des Bettes, um das Kopfteil nach oben zu fahren und den Fußteil herunter. So konnte sie ihm besser aus dem Bett helfen. Sie zögerte und fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen.
    Er streckte seine gesunde Hand aus und legte sie auf ihre Schulter. Sie sah ihn an, sein Gesicht nur Zentimeter von ihrem entfernt. In seinen Augen erkannte sie seine Zuversicht, auf die sie sich in ihrer Ehe immer hatte verlassen können. Ermutigt setzte sie sich neben ihn auf das Bett.
    “Na, dann los.” Sie legte ihre Arme um seine Taille und schlang den gewebten Gürtel um ihn. Ihre Wange berührte den Stoff an seiner Brust.
    “Das gefällt dir, oder?”, zog sie ihn auf.
    Sie stand wieder auf und atmete durch. Entschlossen legte sie ihre Hände um ihren Mann und hielt den Gurt fest. Der Riemen schien ein bisschen zu dünn, um Prestons ganzes Gewicht halten zu können, aber allein, ohne diese Unterstützung war er einfach zu schwach, um stehen zu können. Sie hatte Preston bei seinen Bewegungsübungen geholfen, hatte seine Muskeln massiert, hatte sein Haar gekämmt und so viele andere persönliche Dinge für ihn übernommen, doch diesmal mussten sie sich beide anstrengen. Sie mussten zusammenarbeiten.
    “Wir schaffen das schon”, sagte sie und stellte sich mit gespreizten Beinen sicher hin. Dann sah sie ihm wieder in die Augen, denn mit den Augen unterhielten sie sich. Er sah sie etwas beunruhigt, aber konzentriert an.
    Mit ihren Armen um ihn und mit festem Griff am Gurt gab sie ihm ein süßes Lächeln. “Wollen wir tanzen?”
    Sein Ausdruck veränderte sich, als er verstand, was in ihrem Satz

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