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Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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Luft hing der Duft von Kaffee und gebratenem Schinken, und sie hörte einen Staubsauger brummen.
    Sie streckte sich faul, entspannte sich wieder und lag träge in ihrem Bett. Als sie einen Blick auf die Glasuhr neben ihrem Bett warf, lächelte sie schuldbewusst. Du liebe Güte, sie konnte sich nicht mal daran erinnern, wann sie zuletzt so lange geschlafen hatte. Es war so unglaublich bequem auf ihrer weichen Matratze, und sie wollte am liebsten liegen bleiben, dennoch fühlte sie sich eigenartig erfrischt und voller Tatendrang.
    In ihren Träumen hatte sie wichtige Momente ihrer Vergangenheit noch einmal durchlebt. Und jetzt, im hellen Tageslicht, sah sie klar und deutlich, ohne den Nebel der Selbsttäuschung.
    Tripp war der Held der Träume eines jungen Mädchens gewesen. Als erwachsene Frau konnte sie verstehen und mit der Weisheit des Alters akzeptieren, dass er zwar in sie verliebt gewesen sein mochte, sie jedoch nicht wirklich geliebt hatte.
    Preston dagegen, ihr Mann, liebte sie wirklich. Auf eine tiefe, hingebungsvolle Weise. Er mochte sie nicht vom Fleck weg überwältigt haben oder ihr mit großen philosophischen Hirngespinsten Flausen in den Kopf gesetzt haben. Das war nicht seine Art, denn Preston war ein bodenständiger Mann. Er war wahrhaftig, liebevoll und beständig.
    Und sie liebte ihn!
    Sie legte sich die Hände an die Wangen und wurde rot vor Aufregung. Als sie diese Reise begonnen hatte, hatte sie Preston helfen wollen, sich zu erinnern, wer er gewesen war.
Ihm
helfen. Sie hatte nicht vorgehabt, dass
sie
sich an ihn erinnern würde.
    Sie hielt ihre Hände vor sich in die Luft und betrachtete sie. Sie waren klein und schmal, mit bläulichen Adern, ovalen Fingernägeln und verräterischen Altersflecken. Wenn man sie ansah, wirkten sie eher gewöhnlich. Doch in den vergangenen Monaten hatten sie Außergewöhnliches geleistet.
    Über die Jahre war ihre Ehe schal geworden, voller Ernüchterung und Enttäuschung. Sie und Preston hatten sich oberflächlich über Alltäglichkeiten unterhalten. Aber sie hatten weder Interessen miteinander geteilt noch hatten sie sich Mühe gegeben, welche zu finden. Sie waren in ihrer alltäglichen Routine gefangen gewesen. Er hatte es vorgezogen, allein zu sein, als mit ihr zusammen Zeit zu verbringen. Er hatte lange Spaziergänge mit dem Hund unternommen oder hatte hinter verschlossener Tür in seinem Büro gesessen. Ihr hatte das nichts ausgemacht, denn ihr war es ebenso gegangen. Sie stritten sich nicht, sondern gingen höflich miteinander um. Sie und Preston waren einander jahrelang nicht nahe gewesen, in keinster Weise.
    Doch seit seinem Schlaganfall hatte sie ihm bei allen möglichen Bewegungsübungen geholfen und ihn massiert. Ihre Hände hatten seinen Körper auf vielerlei Art und Weise überall berührt. Sie hatte in diesen Monaten mehr körperlichen Kontakt zu ihrem Mann als in all den Jahren zuvor. Wie durch ein Wunder hatten die Berührungen eine neue Intimität in ihre Beziehung gebracht.
    Kristina hatte recht gehabt. Durch die Berührungen hatte sie sich erinnern können. Sie hatte wieder an all die guten Stunden gedacht, die sie in ihrer langen Ehe geteilt hatten. Die zärtlichen Momente, die netten Gesten und aufrichtigen Worte waren ihr eingefallen. Und durch diese Erinnerungen hatte sie sich erneut in ihn verliebt.
    Sie hatte in ihrem Leben genügend Tragödien durchlitten, und es war ein glücklicher Zufall, dass diese letzte Tragödie sie wieder zum Glück geführt hatte. Es war so etwas wie göttliche Gnade, dachte sie demütig.
    Sie stand auf und ging geradewegs zum Fenster, durch das eine frische Brise drang, in der sich ihr Nachthemd sanft bewegte. Sie beugte sich über das Fensterbrett und lächelte. Ja! Da draußen war Blakely’s Bluff, und das hohe Dach glänzte im strahlenden Sonnenschein. Diesmal fühlte sie sich nicht unwohl bei diesem Anblick. Heute Abend würde es wieder dunkel werden, und sie würde dafür bereit sein. Doch im Moment war der Himmel klar, und eine frische, salzige Brise wehte vom Meer herüber. Es würde ein wundervoller Tag werden!
    Preston saß aufrecht in seinem Bett, gewaschen, angezogen und satt. Auch seine Morgenübungen hatte er bereits erledigt. Kristina schob gerade seinen Rollstuhl ans Bett, um Preston wie jeden Morgen hinaus auf die Veranda zu schieben.
    “Guten Morgen!”, rief Mama June mit kraftvoller Stimme, als sie das Zimmer betrat. “Und ist das nicht wirklich ein wundervoller Morgen? Es war sehr nett

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