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Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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gute Frau zu lieben, so wie sie es verdient hat, wenn man immer nur von einem Tag zum anderen lebt”, fügte er hinzu. “Ich bin gut in meiner Arbeit. Ich betrüge meine Arbeitgeber nicht, auch wenn sie ein paar Dollar problemlos verschmerzen könnten. Ich zahle meine Steuern, obwohl ich das für moderne Wegelagerei halte. Ich führe mein Leben, tagein, tagaus, Jahr für Jahr. Nur besonders glücklich bin ich nicht dabei. Ich weiß gar nicht, wann ich überhaupt zum letzten Mal glücklich gewesen bin.”
    Er schwieg für einen Moment, weil das nicht ganz stimmte. Er konnte sich genau an den Tag erinnern – vor achtzehn Jahren –, als seine Lebensfreude erloschen war, doch darüber wollte er jetzt nicht mit seinem Vater sprechen.
    “Ich bin kein schlechter Mensch, Daddy. Ich sorge mich um Menschen und um Tiere und unsere Erde, auf der wir leben. Das habe ich von dir gelernt. Aber ich bin ein wütender Mensch. Ich kämpfe, damit das Dunkle in mir nicht herausbricht. Allerdings bin ich manchmal nicht stark genug. Nach einer Weile gewinnt die Wut in mir die Oberhand. Es beginnt mit grundlos schlechter Laune, und dann setzt irgendwann der Schmerz ein. Und das Einzige, was dagegen hilft, ist trinken.
    Ich dachte oft, dass es für alle leichter wäre, wenn ich mich von zu Hause fernhalte. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich in deinen Augen versagt habe, und ich musste einfach aufhören, es weiter und weiter zu versuchen. Ich lebe nicht gern mit dieser Wut, weil ich mich damit so klein fühle. Und vor allem wollte ich nicht mehr dauernd mit dir streiten. Also bin ich irgendwann nicht mehr gekommen.
    Doch dann hast du mich angerufen.” Er senkte den Blick und schüttelte den Kopf. “Das hat mich ganz schön durcheinandergebracht. Ich habe nie erfahren, was du in dieser Nacht eigentlich von mir wolltest. Ich frage mich bis heute, was damals so wichtig war, dass du mich nach all den Jahren angerufen hast.” Er spürte einen Kloß im Hals. “Diese Nacht damals … Ich weiß, dass du da deinen Schlaganfall hattest. Ich habe auf die Telefonrechnung gestarrt, und der Anruf war genau um die Zeit, als du den Schlaganfall erlitten hast.” Morgan spürte, wie seine Stimme zu zittern begann, und kämpfte angestrengt um seine Selbstbeherrschung. “Ich habe mich gefragt, Daddy, was ich zum Teufel diesmal getan habe, dass das passieren musste.”
    Sein Vater streckte den Arm aus und fasste ihn fest an der Schulter. Als er ihn an sich zog, war Morgan von seiner Kraft überrascht. Ihre Blicke trafen sich, und bestürzt bemerkte er, dass Tränen in Prestons Augen glitzerten. Morgan gab nach, beugte sich vor und legte den Kopf auf die Brust seines Vaters. Prestons Hand fuhr zu seinem Kopf, zitternd vor Rührung.
    Morgan machte die Augen fest zu. Er spürte, wie sein Vater ihm vergab. In diesem Moment löste sich die letzte Lage seines Schutzschildes, und er lag nackt und verwundbar da.
    “Daddy, es tut mir so leid, dass ich nicht da war, als du mich gebraucht hättest. Ich weiß doch, wie schwer es ist, Sweetgrass zu halten. Ich weiß, was du dafür getan hast. Ich hätte dir ein besserer Sohn sein sollen.”
    Eine ganze Weile ruhte Prestons Hand auf dem Kopf seines Sohnes. Dann lehnte Morgan sich in seinem Sessel zurück, und Prestons Hand glitt auf die Matratze. Morgan strich sich mit beiden Händen das Haar zurück und fuhr sich mit dem Handrücken über das Gesicht.
    “Das ist noch nicht alles. Ich war mir nicht sicher, ob ich dir davon erzählen soll, aber Mama June hat darauf bestanden.” Er räusperte sich und rieb nervös die Handflächen aneinander.
    “Als ich hergekommen bin, nachdem du krank geworden warst, hat Mama June mich gebeten zu bleiben und ihr zu helfen, wenn du aus dem Krankenhaus zurückkommst. Unter dieser hübschen Schale steckt eine starke Lady, das wissen wir beide.”
    Preston blinzelte zweimal mit den Augen, die vom Weinen gerötet waren.
    “Nun, Sir, mein Job bestand darin, die Finanzsituation zu klären, während sie sich um dich gekümmert hat. So war es abgemacht. Ich glaube, es geht voran. Du siehst schon viel besser aus, und das macht uns alle sehr glücklich. Du wirst im Nu wieder herumlaufen können und die Dinge wieder selbst in die Hand nehmen.”
    Sie wussten beide, dass Preston noch einen langen Weg vor sich hatte, bis es so weit war, doch es tat trotzdem gut, das zu hören.
    “Was mich betrifft, so habe ich mich eingearbeitet, so gut es ging. Und ich habe einen Plan ausgearbeitet, um

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